Hyposensibilisierung ist nur bedingt zur Behandlung von Heuschnupfen-Patienten geeignet, sagt Professor Dr. Gerd Glaeske in der aktuellen Ausgabe von Stiftung Warentest.
Im Interview erklärt Glaeske, wie Immuntherapie funktioniert, welche Arten es gibt und welche Risiken sie haben. Die subkutante Immuntherapie – Scit – hält er nur mit Einschränkungen für geeignet. Eine Reihe von Studien belege die Wirksamkeit der Therapie. Womöglich könne sie sogar die Entstehung von neuen Allergien und den Etagen-Wechsel verhindern. Dies müsse aber noch besser untersucht werden.
Als Nebenwirkungen könnten schwere allergische Reaktionen bis hin zum Kreislaufschock auftreten. „Das passiert zwar in weniger als einem von 1000 Fällen, ist aber lebensbedrohlich“, so Glaeske. Patienten sollten darum nach jeder Spritze 30 Minuten in der Praxis bleiben.
Bei der sublingualen Immuntherapie – Slit – seien schwere Nebenwirkungen seltener, könnten aber nicht völlig ausgeschlossen werden. Zu Heuschnupfen gäbe es mittlerweile zahlreiche Wirksamkeitsbelege. Bei allergischem Asthma sei die Studienlage allerdings noch nicht so gut wie bei Spritzen. Darum sei sie ebenfalls nur mit Einschränkungen geeignet.
Glaeskes Fazit zur Hyposensibilisierung: „Wir empfehlen sie nicht generell, aber ernste Fälle können durchaus profitieren.“ Allerdings müssten sich die Patienten gedulden. Erste Wirkungen zeigten sich erst nach mehreren Monaten. Insgesamt dauere die Behandlung drei Jahre und sei nicht immer erfolgreich.
Bei der Immuntherapie wird das Immunsystem wird langsam an das Allergen gewöhnt, die übermäßige Reaktion soll ausbleiben. Bei Slit nehmen beispielsweise Betroffene der Milbenallergie einmal täglich eine Tablette mit dem Allergen, die sich unter der Zunge auflöst. Bei Scit verabreicht der Arzt Spritzen mit dem Allergen. Das Immunsystem soll wieder lernen, das Allergen der Hausstaubmilbe zu tolerieren und nicht mehr als Gefahr anzusehen.
Allergische Reaktionen können in jedem Lebensalter entstehen, meist kam das Immunsystem schon mehrmals mit dem Allergen in Kontakt. Der Körper reagiert auf das körperfremde Eiweiß jedoch erst später mit einer übertriebenen und fehlgeleiteten Abwehrreaktion. Schätzungsweise entwickelt jeder Dritte im Laufe seines Lebens eine Allergie.
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