Erkältungs-Prophylaxe

Glaeske: Apotheken kassieren ab

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Berlin -

Winterzeit ist Erkältungszeit. Wer sich wappnen will und Hilfe in Apotheken sucht, wird dort oft schlecht beraten und erhält überflüssige Medikamente – behauptet der Norddeutsche Rundfunk (NDR). Das Verbrauchermagazin „Markt“ hat Testkäufe durchgeführt. Demnach hätten fast alle Apotheken ein gutes Geschäft ohne Rücksicht auf den Patienten gemacht. Mediziner und Pharmakologen – namentlich Professor Dr. Gerd Glaeske – seien entsetzt.

Viele Menschen wünschen sich in der Erkältungszeit starke Abwehrkräfte. Doch laut „Markt“ ist die Beratung in der Apotheke schlecht. Das Ergebnis der Stichprobe habe zu einem „erschreckenden Ergebnis“ geführt, heißt es. Zehn Apotheken wurden immer mit der gleichen Fragestellung getestet: Die Tester gaben an, gesund zu sein, aber sich in der Erkältungszeit vor einer Ansteckung schützen zu wollen. Das Ergebnis: Neun Apotheken hätten Präparate zum Schutz vor einer Erkältung und zur Stärkung des Immunsystems verkauft.

Mediziner und Pharmakologen seien „entsetzt“ gewesen, so der NDR. Bei den Testkäufen wurden nach Angaben des TV-Senders pro Apotheke zwischen 6,75 und knapp 50 Euro fällig. Geld, das man sich nach Auffassung von Professor Glaeske hätte sparen können. „Es ist ein Verkaufen von Produkten, die mit dem Immunsystem wenig zu tun haben, und insofern ist es in den meisten Fällen Geschäftemacherei", kritisiert er im TV-Beitrag.

In sieben von zehn Apotheken seien auch Nahrungsergänzungsmittel für Kinder, überwiegend Zink, verkauft worden. Das sei nicht nur überflüssig, sondern könne auch gefährlich werden, warnt Allgemeinmediziner Dr. Martin Scherer von der Uni-Klinik Hamburg-Eppendorf: „Gerade in der Wachstumsphase ist von einer unspezifischen Stimulierung des Immunsystems abzuraten, gerade auch, weil Überreaktionen induziert werden können, und deshalb würde ich dazu raten, generell damit vorsichtig zu sein.“

Scherer rät grundsätzlich von Prophylaxe-Mitteln ab: „Bei einer Erkältung habe ich es mit einer Vielzahl von Viren zu tun. Hier das Immunsystem unspezifisch stimulieren zu wollen, ist nicht sinnvoll“, wird er zitiert. „Wenn es mir gut geht, dann gibt es da nicht mehr viel zu optimieren. Die Produkte, die es hier gibt, führen zu einer unspezifischen Aktivierung des Immunsystems – für sie gibt es keinerlei belastbare Wirksamkeitsbelege.“

Nur eine Apotheke hat in der „Markt“-Stichprobe gar nichts verkauft, sondern die Regeln zur gesunden Lebensweise empfohlen: ausgewogene Ernährung, frische Luft und Bewegung. Die ABDA, die der NDR um eine Stellungnahme ersucht hat, soll mitgeteilt haben, dass die Berufsorganisationen der Apotheker ein hohes Interesse daran hätten, dass in den Apotheken vor Ort gut beraten und die Beratungsqualität kontinuierlich gesteigert werde. Aber bei rund 20.000 Apotheken mit 150.000 Mitarbeitern und etwa 3,6 Millionen Patientenkontakten täglich könnten sie „natürlich“ nicht garantieren, dass jeder einzelne Beratungsfall zur vollsten Zufriedenheit verläuft.

Mehr zum Thema in der Sendung „Markt", Montag, 27. November, um 20.15 Uhr im NDR Fernsehen. Weitere Themen sind unter anderem Schadstoffe in Imprägniersprays, Haftung bei DHL-Lieferungen und Protest gegen ein Aldi-Logistikzentrum.

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