ApoRetro – Der satirische Wochenrückblick

Gibt’s noch was von Ratio(n)pharm???

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Berlin -

Die Winterbevorratung steht an, Apotheker Max Mustermann bestellt wie üblich große Mengen an Fiebersaft sowie Paracetamol-Tabletten. Er möchte gut vorbereitet in die anstehende Erkältungssaison gehen. Doch dies sollte ein düsterer Tag für ihn werden.

Apotheker Mustermann weiß: Laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz soll Otto Normalverbraucher genügend Vorräte zu Hause haben, Vorbereitung ist nachgewiesener Maßen besser als Nachbereitung. Wer außerdem im Herbst und Winter bei 19 Grad zu Hause und am Arbeitsplatz ausharren muss, den kann schon mal eine Erkältung erwischen. Wer weiß, ob die Gaslieferungen genügend Heizkapazitäten hergeben...

Guter Dinge erwartet Mustermann den Paketlieferdienst und widmet sich unterdessen anderen Dingen, wie zum Beispiel der Nachrüstung von Bruchrillen auf Schmerztabletten. Diese wären schließlich leichter zu verteilen, wenn viele Menschen Bedarf haben. Nebenbei lässt Wirtschaftsminister Robert Habeck im Radio verlauten, dass man Schmerz auch mal aushalten könne, und dies sei keine Panikmache.

Es klingelt an der Apothekentür, der Postbote schleppt ein großes Paket herein, übergibt es der anwesenden PKA Frau Ware und verschwindet schnell wieder – so als würde er das Unheil schon erahnen. Mustermann freut sich über die schnelle Lieferung und möchte sogleich mit der Bearbeitung der Ware beginnen. Merkwürdig kommt ihm jedoch die Aufschrift auf dem Paket vor: Steht da doch RATIONPHARM statt Ratiopharm.

Frau Ware, die schon Platz in der Sichtwahl schafft, um die Bestellung gleich einzuräumen, hört einen lauten Aufschrei und einen dumpfen Knall. Ihr Chef ist in Ohnmacht gefallen. Vorsichtig späht Frau Ware in das große leere Paket. Weit unten findet sie eine einzelne Packung Nasenspray, anhaftend einen Vermerk vom Kundenservice: „Diese Packung dient als täglicher Bedarf. Die restliche Bestellung mussten wir leider Ersatzlos streichen. Wir bitten um Ihr Verständnis.“

Winterbevorratung abgesagt

Ob es sich wirklich bald so zuträgt ist noch offen. Fakt ist, es gibt massive Lieferengpässe bei Ratiopharm im Bereich Schmerzsäfte und Paracetamol-Tabletten. Nachdem gerade erst die Winterbevorratung für das Nasenspray für Kinder abgesagt wurde, wurden nun auch alle Aufträge für Fiebersäfte und -zäpfchen sowie Brausetabletten storniert.

Dass ökonomische Gründe dahinter stehen, wie bereits gemunkelt wird, werden erst die Preise zeigen, wenn irgendwann wieder Ware verfügbar ist. Dagegen spricht, dass der Konzern selbst empfohlen hat, einstweilen auf Alternativen auszuweichen. Aber Vorsicht bei Otriven, hier sind derzeit zwei unterschiedliche Varianten für Säuglinge und Kleinkinder im Umflauf. Die gängigsten Rezepturtipps für die kommende Erkältungssaison finden Sie hier.

Fakt ist: Wenn auch noch Schnelldreher durch Zubereitungen ersetzt werden müssen, steigt das Stresslevel in der Apotheke weiter. Hier berichtet ein PTA, was für ihn die nervigsten Aspekte seiner Arbeit sind. Spoiler: Es fängt mit Rabatt an und hört mit Vertrag auf. Ratiopharm-Konkurrent Bayer hat die Zeichen der Zeit bereits erkannt und eine Fortbildung zum Thema Stressabbau speziell für die Apothekenteams aufgelegt. Und ja, liebe Inhaber:innen: Es ist auch Ihre Aufgabe, Ihr Team vor allzu großen Unwuchten im Arbeitsalltag zu schützen. Diese Kollegin will mit einer ordentlichen Organisation eine gute Arbeitgeberin sein.

Aber natürlich muss man sich das leisten können. Bei der Verbändeanhörung in dieser Woche zum Spargesetz von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) legten die Kassen noch einmal alle möglichen Folterinstrumente auf den Tisch. Die Ärzte drohen mit Protest, die Apothekerverbände immerhin mit Widerstand.

Großhandel will sparen

Der Großhandel will jedenfalls angesichts der gestiegenen Spritpreise schon einmal sparen. Phoenix streicht in Berlin den ersten Kunden die Samstagstouren, die Noweda besorgt sich bei Burda Geld für IhreApotheken.de. Die Plattform ist übrigens auch neuer Partner des ADAC, während der Essenslieferdienst Wolt jetzt in drei Städten auch OTC-Medikamente liefert.

Und wo wir gerade bei Konkurrenz sind: Im Streit um die Kompetenzverteilung zwischen Arzt und Apotheker hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) in Hessen nachgelegt. Apotheker, die partout pharmazeutische Dienstleistungen anbieten wollen, sollen doch bitte künftig zur Prüfung antreten, wird in einem offenen Brief an den „sehr geehrten Herrn Kollegen“ Lauterbach gefordert. Aber eigentlich soll er den Unsinn sofort zu stoppen. Oder einen Katalog an Auflagen vorsehen, der die Durchführung im Grunde unmöglich macht. Falls Sie es noch nicht wussten, lieber Frank Dastych: Apotheken sind p-r-ä-q-u-a-l-i-f-i-z-i-e-r-u-n-g-s-e-r-p-r-o-b-t. Schönes Wochenende!

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