Spendenaktion

Gesundheitsamt verbietet Apotheken-Flohmarkt

, Uhr
Berlin -

Seit fünf Jahren schiebt Apotheker Reinhard Rokitta jeden Morgen einen kleinen Tisch vor seine Apotheke. Darauf liegen alte Bücher und CDs. Gegen eine kleine Spende können Interessenten dort zugreifen. Das Ganze hat den Charakter eines Mini-Flohmarkts für einen guten Zweck. Doch die Apothekenaufsicht ist anderer Meinung: Sie verbot Rokitta jetzt das Sammeln für karitative Zwecke. Begründung: Es handele sich um den Verkauf von nicht apothekenüblichen Waren. Apotheker Rokitta ist empört und will klagen.

„Mit Wirkung vom 19. Februar 2018 wurde mir vom Gesundheitsamt des Kreises Herford untersagt, in meiner Apotheke für karitative Zwecke zu sammeln. So musste ich den sogenannten Bücher-Flohmarkt vor meiner Apotheke entfernen“, berichtet Rokitta. Auf diesem waren gespendete Bücher und CDs platziert. Wer sich ein Buch nahm, spendete durch Einwurf in die Spendendosen in der Bünder Punkt-Apotheke einen Euro, für CDs drei Euro.

Laut Rokitta wurde das gesammelte Geld unter anderem den Tierschutzorganisationen Tierhilfe Melek, Pcas Ungarische Hundehilfe, Rodin Romanian Dogs In Need, Paws2Rescue, Anytime for Animals und Sava’s Safe Haven – German Friends gespendet. Rokitta ist bekennender Hunde-Freund, hilft regelmäßig Hunden in Not und sucht für verwahrloste Tiere neue Halter.

Das Geld für die CDs wurde von Beginn an im Rahmen des bekannten Bünder Christbaum-Schmuckings gemeinnützigen Einrichtungen vor Ort gespendet, so der Bünder Tafel, der Aktion Lichtblicke, dem Hammer Forum mit dem Bünder Arzt Dr. Emmanouilidis, der Palliativ-Station des Bünder Lukas-Krankenhauses und im letzten Jahr dem Förderverein des Kindergartens am Markt. Allein durch diese Aktionen hat das ehrenamtliche Team des Bünder Christbaum-Schmuckings laut Rokitta in den vergangenen fünf Jahren mehr als 7000 Euro an diese mildtätigen Organisationen weitergeben können.

Damit soll jetzt Schluss sein: „Das Kreisgesundheitsamt hat mir nun ein Zwangsgeld von 500 Euro angedroht“, so Rokitta, „daraufhin musste ich mich dieser Behörden-Gewalt beugen und habe den Tisch vor der Apotheke entfernt.“ Die seit fünf Jahren laufende Aktionen wurden der Punkt-Apotheke jetzt plötzlich als Verkauf nicht apothekenüblicher Waren ausgelegt. Die Behörde will dazu keine Erklärung abgeben. Rokitta: „Ich halte diese Maßnahme des Kreises Herford für spitzfindig, wenn nicht gar für willkürlich, zumal in dem entsprechenden Bescheid ausdrücklich ausgeführt worden ist, dass es gleichgültig sei, ob die eingesammelten Gelder für gemeinnützige Zwecke, unter anderem für den Tierschutz, eingesetzt werden“, so der Apotheker.

„Um mich vor weiteren Repressalien der Kreisgesundheitsbehörde zu schützen, sehe ich mich zurzeit erst einmal nicht mehr in der Lage, mich für gemeinnützige Zwecke in meiner Eigenschaft als Apotheker einzusetzen, was ich sehr bedauere.“ Rokitta hat gegen den Bescheid Klage beim Verwaltungsgericht Minden eingereicht und stellt sich auf eine lange Wartezeit bis zur Verhandlung ein. Er schließt auch nicht aus, dass das Christbaum-Schmucking 2018 ausfallen muss. „Wer weiß, vielleicht darf ich das auch nicht“, sagt er.

Gegenüber der Lokalzeitung teilte das Kreisgesundheitsamt zum Sachverhalt nur mit: „Zu der Anfrage zur Punkt-Apotheke in Bünde weist der zuständige Kreisdirektor darauf hin, dass es sich um ein laufendes Verwaltungs- und Gerichtsverfahren handelt – aus diesem Grund ist keine Stellungnahme zu diesem Fall möglich.“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr aus Ressort
Kein Bewusstsein für Leistung vorhanden
Notdienst: Apotheker für 50 Prozent Luxus-Aufschlag
Neue Nische für Zwischenhändler
Skonto über Großhandelsapotheken?

APOTHEKE ADHOC Debatte