Zuflucht für Pro AvO

Gesund.de: Noventi, Phoenix und der Rest

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Berlin -

Die Initiative Pro AvO geht in Gesund.de auf. Aber was bedeutet das? Wurde mit den Millionengeldern wichtige Vorarbeit geleistet – oder handelt es sich eher um eine Beerdigung erster Klasse? Der Blick auf die neuen Beteiligungsverhältnisse spricht eher für Letzteres. Doch es gibt einen großen Gewinner.

Pro AvO ist Geschichte. Das Gemeinschaftsunternehmen, das vor drei Jahren von Noventi, Wort & Bild Verlag, BD Rowa, Gehe und Sanacorp gegründet wurde, geht im neuen Projekt Gesund.de auf. Das war schon im vergangenen Sommer angekündigt worden, als unmittelbar vor dem geplanten Launch der Plattform Apora der Großhändler Phoenix die Bühne betrat und sich mit Noventi verbündete, um ein alternatives, umfassenderes Angebot zu entwickeln.

Statt Apora geht nun Gesund.de ans Netz. Pro AvO wird mit der Betreibergesellschaft GfD (Gesundheit für Deutschland) verschmolzen, die als Joint Venture von Noventi und Phoenix gegründet wurde. Und hier wird es interessant: Denn für die Einbringung sämtlicher Vermögenswerte erhalten die Gesellschafter von Pro AvO in Summe nur ein Fünftel der Kommanditanteile.

Aber was wird da eigentlich eingebracht, abgesehen von einem Geschäftsbetrieb mit einem Dutzend Mitarbeiter:innen? 10,5 Millionen Euro haben die Partner laut Bilanz zum 31. Dezember seit Gründung der Initiative investiert. Als Kassenbestand sind etwas mehr als 800.000 Euro ausgewiesen; diesen stehen aber Verbindlichkeiten in ähnlicher Größenordnung gegenüber.

Rund 5,5 Millionen Euro stehen dann noch als immaterielle Vermögenswerte in den Büchern. Was es damit auf sich hat, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Nach Unternehmensangaben soll die für Apora entwickelte Technik als OTC-Shop bei Gesund.de genutzt werden, die wiederum ursprünglich auf Curacado beruhte. Wohl diese Vorarbeit wird bei der Einbringung berücksichtigt.

Legt man die Beteiligungsquote zugrunde, summiert sich die Bewertung von GfD insgesamt auf 26 Millionen Euro. Berücksichtigt man die gesamten Investitionen bei Pro AvO bis Ende 2020, würde Gesund.de sogar mit 52,5 Millionen Euro bewertet. Wie viel Noventi und Phoenix bislang in die Plattform investiert haben, ist nicht bekannt. Allerdings wurden auch die Apps „deine Apotheke“ und CallmyApo eingebracht, und möglicherweise wurden bereits Rücklagen für Marketingausgaben gebildet.

Für die einzelnen Gründungsmitglieder von Pro AvO bleiben nach drei Jahren und hohen Investitionen nur Nebenrollen: Rowa und Sanacorp sind mit 5 beziehungsweise knapp 3 Prozent beteiligt, der Wort & Bild Verlag mit 15 Prozent. Phoenix und Noventi gehören jeweils rund 38 Prozent. Der Abrechnungs- und IT-Dienstleister hatte im Frühjahr den Anteil von Gehe bei Pro AvO übernommen und führt nun das Konsortium bei Gesund.de an.

So gesehen spiegelt das Kräfteverhältnis auch die unterschiedlichen Interessen wider. Für Rowa etwa war die Initiative von Anfang an vor allem eine Plattform, um mit anderen Playern in Kontakt zu kommen. Phoenix dagegen hat ganz klar ein Interesse, ein Kundenbindungsinstrument in der Hand zu haben: Schon der Vertrag mit Payback lief über den Großhändler und nicht über MVDA/Linda. Noventi schließlich will ein maßgeblicher Player im Bereich IT sein – mit Plänen bis hin zur digitalen Vernetzung von Apotheken. Nur diese müssen noch mitspielen, um die Plattform mit Leben zu füllen – und am Ende auch mit Erträgen.

 

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