Die Suche nach approbiertem Personal wird immer härter. Inhaber gehen inzwischen ungewöhnliche Wege, um Apotheker zu gewinnen. So schaltete die Marien-Apotheke in Gelsenkirchen im Namen der Tochter von Inhaberin Nicole Weissenberg eine Stellenanzeige. Die Einjährige wünscht sich darin, ihre Mutter öfter sehen zu können.
Weissenberg hat bereits seit einem Jahr bei der Kammer Stellenangebote für einen Apotheker aufgegeben. Doch die Resonanz auf die Ausschreibungen war nur gering. „Ein gutes Gehalt, flexible Arbeitszeiten und ein tolles Team überzeugen wohl nicht mehr“, sagt sie. Mit der Anzeige aus Sicht ihrer Tochter hofft Weissenberg, aus der Masse der Jobangebote herauszustechen. „Vielleicht kann jemand meine Situation nachvollziehen und hat gewissermaßen Mitgefühl.“
Weissenberg beschäftigt derzeit knapp ein Dutzend Mitarbeiter – darunter jedoch keinen Approbierten. Für äußerste Notfälle hat sie eine Ersatzkraft, auch während der Geburt konnte sie eine temporäre Vertretung finden. Sie sucht nun dringend einen festangestellten Apotheker.
Wie viele Wochenstunden der Apotheker bei ihr arbeiten soll, will Weissenberg nicht vorgeben. „Ich würde sowohl eine Vollzeit- als auch eine Teilzeitkraft dankend annehmen“, sagt sie. Wichtig ist ihr, dass die potenziellen Angestellten sich ins Team einfügen, offen auf die Kunden zugehen und gute pharmazeutische Beratung leisten.
Weissenberg fiel auch die Suche nach anderem pharmazeutischen Personal schwer. Eine befreundete Apothekerin, die ebenfalls schwanger sei, suche ebenfalls nach einem Approbierten. „Sie wohnt aber in der Nähe der Universtitätsstadt Düsseldorf, daher hat sie weniger Probleme“, sagt Weissenberg.
Im Moment fällt es ihr besonders schwer, die Kleine morgens zu verlassen. „Sie hat gerade Fieber“, sagt Weissenberg. Die Großeltern kümmern sich zwar um das Mädchen, aber die Apothekerin wäre gerne selbst bei ihrem Kind. Das gilt nicht nur im Krankheitsfall: Sie bedauert, dass sie nicht mehr mit der Kleinen unternehmen kann und zudem viele ihrer Entwicklungen verpasst. „Ich hoffe sehr, dass sich Apotheker auf die Anzeige melden.“
Nicht nur die Marien-Apotheke muss um Approbierte kämpfen. Vor allem Landapotheken haben Schwierigkeiten, Apotheker zu finden. Das Problem könnte sich noch verstärken, da die Zahl der Neuimmatrikulationen bei den Pharmaziestudierenden zuletzt rückläufig war: Nach einem Spitzenwert von 2853 Neuimmatrikulationen im Jahr 2011/2012 haben sich im Jahr 2013/2014 nur 2708 Studenten eingeschrieben. Zum Wintersemester 2015 hatten die Pharmazieinstitute laut Stiftung Hochschulstar 1852 Studienplätze angeboten.
APOTHEKE ADHOC Debatte