„Heute haben wir nach Feierabend noch ganz dringend benötigte Schmerztropfen bei uns in der Rezeptur der Apotheke hergestellt!“ Das postete die Dom-Apotheke in Gelsenkirchen-Buer auf ihre Facebook-Seite – mit dem Hinweis, dass ein solcher Kundenservice im Versandhandel wohl nicht zu erwarten wäre.
An Fronleichnam freuten sich die meisten Menschen in Nordrhein-Westfalen wie in vielen anderen Bundesländern über einen Feiertag mit anschließend verlängertem Wochenende. „Am Freitag rief uns eine Kundin an. Für ihren unheilbar krebskranken Sohn, der Mitte 20 ist, habe sie nur noch bis Samstagmorgen ölige Dronabinoltropfen, die er zur Linderung seiner Schmerzen brauche“, berichtet Filialleiterin Dana Schreiner. Der junge Mann wurde am Freitag im Krankenhaus behandelt und bekam ein Rezept. Damit er übers Wochenende versorgt werden konnte, sprang die Apotheke in die Bresche.
Alle hätten Hand in Hand gearbeitet, der Aufwand sei immens gewesen: „Erst mussten wir beim Krankenhaus nachfragen, weil das Rezept nicht vollständig ausgefüllt worden war“, schildert Schreiner. „Da wir Dronabinol-Tropfen nicht sehr häufig herstellen, fehlten uns die Rohstoffe. Der Großhändler hat sie uns sehr schnell und flexibel geliefert. Für die Anfertigung machte eine PTA eigens Überstunden.“
Auch in ähnlichen Notfällen habe die Dom-Apotheke flexibel reagiert. „Für uns ist so etwas selbstverständlich, die Versorgung der Patienten steht uns an erster Stelle“, postete die Apotheke dann auf Facebook. „So einen Service kann nur die Vor-Ort-Apotheke geben, das schafft keine Versandapotheke. Wir sind gerne für Sie da! Wir wünschen ein schönes Wochenende! Bleiben Sie gesund!“
Wirtschaftlich rechne sich so ein Notfalleinsatz nicht, räumt die Apothekerin ein. „Nach Erhöhung der Rezeptur erhalten wir 8,35 Euro für verschreibungspflichtige Medikamente, müssen dafür aber 1,77 Euro Krankenkassenrabatt zahlen“, erläutert Schreiner. „In diesem speziellen Fall kommen noch einmal 6 Euro für das Anfertigen einer Lösung mit Wärmezufuhr hinzu. Bei uns fallen aber auch noch zwei Stunden Arbeitsaufwand für die Herstellung und die Dokumentation an.“
Die gebürtige Hamburgerin kam vor 13 Jahren wegen der Liebe ins Ruhrgebiet. Beim Pharmaziestudium in Kiel hatte sie ihren heutigen Mann kennengelernt und war ihm nach Gelsenkirchen gefolgt. Christian Schreiner führt seit 2005 die Buersche Falken-Apotheke, seit 2010 die Dom-Apotheke.
Ihre Grundsätze teilen die beiden. „Für uns steht der Patient im Vordergrund“, betont Schreiner. „Ich will einen guten Job machen. Dazu gehört für mich, auch mal ‚Nein‘ zu sagen.“ Sicher ärgere sie sich auch schon mal über Patienten, die sie während eines Notdienstes wegen „Killefitz“ behelligten. „Aber auch das nehme ich in Kauf, denn für mich steht die Kundenzufriedenheit an erster Stelle.“
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