Trotz Abtretungserklärung

Geld landet beim Kunden: Apotheke muss drohen

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Berlin -

Direktabrechnungen mit privaten Krankenversicherungen laufen nicht immer rund. Die Apothekenteams müssen ihrem Geld trotz Abtretungserklärung mitunter hinterherlaufen, denn es kommt vor, dass der Versicherer die Arzneimittelkosten an den Versicherten und nicht an die Apotheke überweist. In der Rathaus-Apotheke in Hannover griff eine Angestellte jetzt durch, um die offenen 1300 Euro zu bekommen.

Der Kunde reichte unter anderem ein Privatrezept über Fintepla (Fenfluramin) ein. Das Arzneimittel wird angewendet bei Patienten ab einem Alter von zwei Jahren zur Behandlung von Krampfanfällen. Insgesamt ging die Apotheke mit rund 1300 Euro in Vorleistung. Die Barmenia reagierte, überwies das Geld aber nicht an die Apotheke, sondern an den Versicherten.

Die Apotheke versuchte im ersten Schritt, das Geld vom Versicherten zu erhalten. Doch habe es zunächst nur geheißen, dass der angebliche Geldeingang geprüft werde, sagt Inhaber Dr. Matthias Nassimi. „Die Apotheke befindet sich in so einem Fall zwischen den Stühlen und muss es letztlich ausbaden, wenn der Kunde nicht kooperativ ist“, sagt er. Solche Beispiele seien „leider“ keine Einzelfälle.

Im konkreten Fall wollte Olga Kelm, die Angestellte von Nassimi, die Sache nicht auf sich sitzen lassen. Sie suchte nach einem Ausweg und überlegte, welche rechtliche Handhabe es gebe. „Die Kommunikation mit der Familie ist nicht einfach und wir wollten am liebsten die Kasse auf die Vereinbarung der Direktabrechnung festnageln und das Geld trotzdem von ihnen und nicht dem Kunden fordern. Gleichzeitig soll sie sich mit ihrem Versicherten auseinandersetzen, um das Geld von dort zurückzufordern, schließlich hat sie den Fehler zu verantworten.“

Die Bürokauffrau verfasste einen Brief an die Barmenia und wurde darin deutlich: „Wir haben sie schriftlich dazu aufgefordert, das Geld an uns zu überweisen und gleichzeitig mit anwaltlichen Schritten gedroht, sofern sie der Aufforderung nicht nachkommen“, sagt Kelm. Zudem wurde eine Frist von 14 Tagen angesetzt. Eine Antwort hat die Apotheke daraufhin nicht bekommen.

Doch eine Woche später überwies der Versicherer die offenen Beträge an die Apotheke – die Ansage zeigte Wirkung. Nassimi freut sich über das Engagement und die Durchsetzungskraft seiner Angestellten. „Nicht jeder ist so selbstsicher. Ich finde es toll, dass sie mir den Rücken freihält und sich kümmert.“

Der Inhaber betont, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt: „Wie schaffen das kleine Apotheken, die personell nicht so gut dastehen“, fragt er sich. Denn generell gebe es viele private Versicherungsunternehmen, die trotz vereinbarter Direktabrechnung an die Versicherten überweisen. „Und das, obwohl wir sie extra darauf hinweisen, an uns zu überweisen.“

In manchen Fällen seien die Kundinnen und Kunden schnell einsichtig und überwiesen das Geld weiter. Doch oft sei es mit Aufwand und Mahnschreiben verbunden. Es gebe immer noch Offenstände von mehreren tausend Euro aus der Vergangenheit, klagt der Apotheker.

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