Geile Idee: DocMorris hackt E-Rezept-Terminal Laura Schulz, 14.09.2024 08:05 Uhr
Das E-Rezept-Terminal im Brandenburgischen ist das Next Level der Rezeptsammelstellen. Was als Unterstützung der Apotheke vor Ort gedacht ist, kann aber auch schnell nach hinten losgehen, befürchten direkt viele Apotheker:innen. Aber nein, die direkte Verbindung zum Inhaber oder zur Inhaberin ist auf jeden Fall sicher. Aber wo kommt dieses grüne Logo her? Ist das wirklich das der Grünen Apotheke? Oder greift hier etwa jemand die lang ersehnten E-Rezepte ab?
„Was für eine geile Idee“, dachte man sich bei DocMorris, als man von dem Terminal in Prenzlau erfuhr. Da hat ein kleiner Apotheker in der Provinz das geschafft, was man schon seit Jahren wieder erreichen möchte: Die Kunden da abgreifen, wo sie unterwegs sind, ohne dass es eine Apotheke vor Ort braucht. Man war in Heerlen selbst viel zu sehr auf die CardLink-Lösung versessen, hatte alle Hoffnungen in das Verfahren gesteckt. Doch Kundengewohnheiten ändert man nicht so einfach und so blieb der erhoffte Erfolg bisher aus.
Die Idee des Apothekers und des Terminal-Herstellers ist so simpel wie genial: Anwenderoberfläche, eGK-Lesegerät und fertig ist die moderne Rezeptsammelstelle. Das Projekt gefiel auch den Tüftlern hinter der Grenze und es gilt die alte Hacker-Weisheit: Kein System ist hundertprozentig sicher. Und da der Versender das System auch gerne ausreizt, bis er auf die Finger bekommt, wird einfach drauflosgehackt, ein Schlupfloch gefunden und die vorm Supermarkt übertragenen E-Rezepte abgefischt. Endlich E-Rezepte in Heerlen!
Es dauerte erstaunlich lange, bis der Coup dann doch auffiel: Eine Kundin kam in die Grüne Apotheke und wunderte sich, dass sie statt der üblichen Botendienst-Tütchen an der Haustür ein Päckchen im überhitzten Postkasten aufgefunden hat. Klar, das grün gelabelte Verpackungsklebeband passte natürlich, aber das Logo sah irgendwie anders aus als sonst. Da wurde die aufmerksame Kundin doch stutzig und fragte mal in ihrer Apotheke, ob da nun was umgestellt wurde. Auch der Apotheker ärgerte sich schon über die doch geringe Rezept-Zahl, die der Terminal generierte. Da hatte er sich mehr erhofft.
Bei der Inspektion seines Terminals fällt ihm dann auch sofort das angezapfte Kabel auf. Bei DocMorris hatte man keine Kosten und Mühen gescheut und den Kollegen aus dem Berliner Büro geschickt, der den Terminal manipuliert hat. Und ein kleines, grün leuchtendes Kreuz fand der Apotheker auch noch...
Natürlich komplett sicheres Teil...
In Wahrheit kommen die Rezepte aus dem Center natürlich (noch) in der Vor-Ort-Apotheke an. Und (noch) steht ein Apotheker im Hintergrund, während die Versender weiter voll auf CardLink setzen. Trotzdem hat das Terminal die Branche erst einmal ordentlich aufgewirbelt und für Interesse und Misstrauen gleichermaßen gesorgt. Aber vielleicht wäre die Lösung auch für andere (unterversorgte) Gegenden Brandenburgs (und natürlich auch anderer Bundesländer) interessant. So will sich beispielsweise in Schönefeld bisher keine Apotheke niederlassen. Da wäre der Terminal vielleicht die passende Möglichkeit, die ältere und immobile Kundschaft zu erreichen. Nicht.
Was allerdings tatsächlich heute schon geht: dass E-Rezepte verschwinden. Ein Inhaber musste nach seiner Abrechnung feststellen, dass für insgesamt 24 E-Rezepte keine Erstattung erfolgt ist. „Der Schaden beträgt über 5000 Euro“, so der Apotheker. Seine Versicherung lehnt eine Schadenübernahme ab.
Aber immerhin wissen die Apotheker:innen jetzt, woran sie sind. Mangelnde Wertschätzung war auch vorher ein Thema, aber diese Woche setzte BMG-Abteilungsleiter Thomas Müller noch einen drauf. Ohne strukturelle Änderungen, keine finanziellen machte er deutlich und scheint schon gespannt, welche Vorschläge denn nun erpresst werden konnten. Immerhin brauchte es nur die VISION.A-Konferenz, um erneut zu sehen, wie viele Ideen bereits im Markt sind. Vielleicht hat Müller ja mitgeschrieben...