ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

Gegen Engpässe: Angebotsadäquate Inzidenz

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Berlin -

Die Lieferengpässe sind immer noch nicht verschwunden, was nicht wirklich überrascht. Minister Lauterbachs Aufhebung der Festbeträge konnte natürlich nicht so schnell zünden. Die Corona-Karnevalswelle könnte die Situation sogar noch einmal verschärfen. Deshalb lautet die neue Strategie aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG): Angebotsadäquate Inzidenz.

Es ist das Prinzip Sommerschlussverkauf. Ware dann besorgen, wenn sie gerade nicht gefragt ist. Haben Sie eine Ahnung, wie günstig Christbaumständer im April sind? Danach sollten sich Lauterbach zufolge auch die Patient:innen richten: „Es ist doch klar, dass Grippemittel während der Grippewelle besonders benötigt werden. Wir müssen von den Menschen erwarten, dass sie sich vielleicht auch einmal im Sommer mit der Grippe infizieren, um so dem Nachfragedruck zu entgehen.“

Am Jahreskalender (s. Symbolmontage) erklärt der Minister weiter, warum man auch bei der Pollensaison „antizyklisch“ seine Symptome entwickeln sollte und dass Kinder dem Fiebermittel besser nicht in der Erkältungszeit entgegenfiebern sollten.

Natürlich gebe es auch saisonal unabhängige Bedarfe, etwa bei Antibiotika, räumt Lauterbach ein. Aber da müsse man eben den eigenen Lebenswandel infektionsrisikoarm gestalten, „termingerecht amoxizilieren“, wie er es scherzhaft nennt. Apropos scherzhaft: Das hat Minister Lauterbach NATÜRLICH NICHT VORGESCHLAGEN. Bevor sich hier wieder eine Sonntagszeitung über unsere Satire echauffiert... Festzuhalten bleibt aber, dass die Politik keine Lösungen für ein Problem finden kann, das über Jahrzehnte sehenden Auges aufgebaut wurde.

Während also laut einer Verbraucherumfrage die Angst vor Lieferengpässen wächst, müssen die Apotheken selbst Lösungen finden. Hilfreiche Tipps gibt es im Webinar zu Einzelimporten. Online finden sich mittlerweile auch Tauschbörsen für Apotheken. Sachsen ist als Vorreiter für löbliche Erleichterungen zu nennen. Ministerin Petra Köpping war sogar bei Phoenix in Leipzig, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Die Apotheken sollen beim Monitoring der Engpässe helfen.

Was natürlich im Kampf gegen die Lieferengpässe ein bisschen hilft, sind die gelockerten Abgaberegeln. Die Abda setzt sich für eine Verstetigung ein, das BMG will auf die offiziellen Engpässe begrenzen – schönen Dank. Und die KBV poltert gewohnheitsmäßig los und fordert Rücksprache mit der Praxis bei jedem Austausch. Ob die Herren in der KBV-Spitze ab und zu mit ihrer Basis kommunizieren?

Zumindest den Versuch eines Schulterschlusses bei den Heilberuflern unternimmt die Freie Apothekerschaft zusammen mit IG Med beim Kittelprotest. Im Podcast haben wir über Streikbereitschaft und sinnvolle Maßnahmen gesprochen, Ideen sind willkommen!

Wenig Unterstützung erfahren hessische Apotheken, die aufgrund der sinkenden Apothekenzahl Änderungen beim Zuschnitt der Notdienstbezirke wünschen. Die Kammer taxiert ihr NEIN mit 75 Euro.

Weniger retaxieren muss künftig die AOK Bayern. Das Bundessozialgericht (BSG) hat der Kasse erklärt, dass Vereinbarungen der Selbstverwaltung auch für sie gelten und den Umgang der AOK mit Verwürfen verworfen. Mal sehen, was den Bayern noch so einfällt, der Freistaat ist ja für seinen kreativen Umgang mit dem Rechtsstaat bekannt. Vielleicht war aber auch einfach LSD in Bayern immer schon legal – ohne Punkt und Komma.

Kurzes E-Rezept-Update: Das BMG lässt eine neue Methode testen, bei der der Token auf dem Terminal in der Arztpraxis zum Scannen bereitgestellt wird. Ob davon mehr die Plattformen oder die Versandapotheken profitieren, müssen Sie die Enthusiasten fragen. Shop Apotheke jedenfalls schickt schonmal den E-Rezept-Express los. Boni werden weiter unter der Ladentheke gewährt.

Und wenn Sie jetzt noch etwas Gutes tun wollen, drucken Sie das Flugblatt aus und verteilen es in der Apotheke. Eine Kollegin (28) sucht nämlich dringend einen Stammzellspender. Danke! Und schönes Wochenende!

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