Clarithromycin/Simvastatin: Versender im Test APOTHEKE ADHOC, 09.04.2019 14:34 Uhr
Die Bestellung bei Online-Apotheken ist schnell, einfach und preiswert – bei nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Stimmt das wirklich? Wie gut funktionieren Versandapotheken und kann man Apotheken im Internet vertrauen? Diese Fragen stellte sich der NDR in der Sendung NDR Markt und beauftragte für einen Test eine 64-jährige Verbraucherin, die üblicherweise ihre Arzneimittel in der Apotheke vor Ort kauft. Fällt die Wechselwirkung zwischen Simvastatin und Clarithromycin den Versendern auf?
Mit im Boot ist David Kopitzke, Arzt für innere Medizin, der ein Privatrezept ausstellt. Bei den verordneten Präparaten, dem Cholesterinsenker Simvastatin und dem Antibiotikum Clarithromycin, sind riskante Wechselwirkungen möglich. „Wenn man beide Medikamente gleichzeitig einnimmt, dann verstärkt das Clarithromycin die Nebenwirkungen des Simvastatins“, erzählt der Mediziner. Im schlimmsten Fall seien Muskelzerfall und Nierenversagen die Folge.
Was passiert? Werden das Antibiotikum und der Cholesterinsenker zusammen eingenommen, kommt es zu einer Wechselwirkung über das Enzymsubstrat CYP3A4. Simvastatin wird über das Cytochrom metabolisiert. Das Antibiotikum erhöht jedoch die Plasmakonzentration des Statins – das Risiko für eine Myopathie sowie einer Rhabdomyolyse ist erhöht. Die Betroffenen leiden an Muskelschwäche beziehungsweise einer Auflösung der quergestreiften Muskelfasern.
Der Test beginnt. Erste Anlaufstelle ist eine Apotheke vor Ort. Hier soll das Rezept eingelöst und fünf weitere rezeptfreie Präparate gekauft werden. Preis und Beratung werden unter die Lupe genommen. Die gefährliche Kombi wurde in der öffentlichen Apotheke erkannt und der Testerin nicht ausgehändigt. Am Folgetag will die Apothekenmitarbeiterin mit dem Arzt Rücksprache halten, die Verantwortung für die gemeinsame Einnahme wolle sie nicht allein übernehmen. Für die fünf OTC-Präparate – Aspirin 500 mg, Nasivin, Wick Medinait ohne Alkohol, Voltaren Schmerzgel und Sinupret extract – wurden mehr als 50 Euro fällig.
Jetzt sind die Versender dran. Als erstes wird bei Europas größter Versandapotheke DocMorris bestellt. Allerdings wird die Testerin bei Simvastatin 5 mg 1A Pharma zu 100 Stück nicht fündig. „Das Produkt ist in dieser Packungsgröße vorübergehend nicht verfügbar.“ Auch bei Aponeo und Apotal gestaltet sich die Suche schwierig. „Einfach mal Medikamente im Internet bestellen, funktioniert also nicht zwingend bei jeder Versandapotheke“, so der Beitrag. Bei Medpex und der Shop-Apotheke klappt es schließlich, die beiden Rx-Arzneimittel und die fünf OTC-Präparate landen im virtuellen Warenkorb. Zwar läuft die Bestellung problemlos, doch muss das Rezept an die Versandapotheke geschickt werden. „Ganz papierlos und von zuhause aus, funktioniert die Online-Arzneimittelbestellung also nicht“, heißt es im NDR-Beitrag.
Der Preisvergleich: Für die OTC-Arzneimittel werden bei der Shop-Apotheke 26,80 Euro fällig, bei Medpex sind es 34,35 Euro und in der Apotheke vor Ort 53,27 Euro. Versandkosten fielen bei der Online-Bestellung keine an. Die Lieferungen ließen jedoch einige Zeit auf sich warten. Zehn Tage brauchte die Shop-Apotheke, zwölf Tage Medpex. Die Bestellungen sind komplett und beide Versender weisen in einem beiliegenden Schreiben auf die Wechselwirkung zwischen den Rx-Arzneimitteln hin und empfehlen eine Rücksprache mit dem Arzt. So bemüht ist laut Beitrag allerdings nicht jede Apotheke. Pharmakologe Professor Gerd Glaeske klärt auf. „Die Beratung, und das konnten wir feststellen, ist sowohl bei den deutschen stationären Apotheken wie aber auch bei den Versandapotheken sehr unterschiedlich gut. Es gibt gute und weniger gute und es gibt schlechte Beratung. Und das habe ich leider bei allen Apotheken.“
Das Fazit des Beitrags: Wer auf den Preis achtet und Geduld hat, ist bei Versendern richtig. Wer jedoch rezeptpflichtige Arzneimittel benötigt, sollte nicht zögern sich beraten zu lassen.