Fulda

Rosen-Apotheke: Doppelt hält besser

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Berlin -

Als Apotheker Wolfgang Wetterich stirbt, studieren seine beiden Söhne Christian und Andreas Chemie und Sport auf Lehramt. Doch dann entscheidet sich zuerst der eine und später auch der andere Bruder, auf Pharmazie umzusatteln und das Lebenswerk des Vaters weiterzuführen. Zum 1. Juli haben die jungen Apotheker ihr Erbe angetreten und führen gemeinsam die Rosen-Apotheke in Fulda.

Wolfgang Wetterich übernimmt die Rosen-Apotheke im Jahr 1981 und zieht mit seiner Ehefrau von Schweinfurt nach Fulda. Dort kommen auch ihre Drillinge Andreas, Christian und Martina zur Welt. „Andreas und ich erfüllten schon weitgehend das Klischee von Mehrlingen“, schmunzelt Christian Wetterich. Kindergartenzeit in derselben Gruppe, gemeinsame Klasse in der Schule, gleiche Leistungskurse in der Oberstufe: Die Jungs sind unzertrennlich. Die beiden fangen sogar zunächst das gleiche Studium an, allerdings nicht das der Pharmazie, sondern Sport und Chemie auf Lehramt.

Als die Brüder gerade im ersten Semester sind, stirbt jedoch ihr Vater. „Da war mir eigentlich bereits klar, dass die Laufbahn als Lehrer eher nichts für mich ist“, erinnert sich der 29-Jährige. „Der Tod meines Vaters und die Überlegungen, was aus seiner Apotheke nun werden soll, haben mich endgültig dazu bewogen, zu Pharmazie zu wechseln.“ Der Plan: Nach dem Studium das Lebenswerk des Vaters weiterzuführen.

„Es war eine harte Zeit“, erzählt Wetterich. Die Familie hatte nicht nur den Tod des Vaters zu verarbeiten, sondern musste auch über das Schicksal der Apotheke entscheiden. „Die Schreiben der Behörden flatterten ins Haus, ohne dass man durchschnaufen konnte“, so der Pharmazeut. „Unsere Mutter hat damals alles allein gemacht und uns den Rücken freigehalten, damit wir weiter studieren konnten.“

Als feststeht, dass zumindest einer der Brüder auf Pharmazie umsattelt, beschließt die Familie, die Apotheke zu verpachten, bis er sie übernehmen kann. Doch die Suche nach dem geeigneten Pächter gestaltet sich schwierig. „Es gab zwar Interessenten“, sagt Wetterich. „Bloß wollten sie die Apotheke nicht pachten, sondern kaufen.“ Das kommt allerdings nicht in Frage. Erst kurz vor Ablauf des Verwaltungsjahres findet sich die geeignete Kandidatur. „Für uns war es ein Segen“, sagt er.

Sein Bruder, der nur eine Minute früher das Licht der Welt erblickt hat, wechselt schließlich etwas später auch zu Pharmazie. „Da waren wir wieder vereint“, lacht der junge Apotheker. Schnell erkennt er die vielen Vorteile, die das Teamwork mit dem Bruder mit sich bringt. „Es war dann klar, dass wir die Apotheke gemeinsam führen werden“, berichtet er. Wie sehr Pharmazeuten, die allein eine Apotheke führen, eingespannt sind, habe er ja am Beispiel seines Vaters gesehen. „Es ist einfach optimal, wenn man einen Partner an seiner Seite hat, den man sein ganzes Leben lang kennt und dem man vertraut“.

Schon jetzt habe er viel mehr Freiräume als bei einem Alleingang es je möglich gewesen wäre. Denn der junge Apotheker macht neben seinem Job in der Rosen-Apotheke derzeit eine Ausbildung zum Heilpraktiker. „Das würde nicht gehen, wenn ich allein wäre“, sagt Wetterich. Sein Bruder habe sogar ein Medizinstudium begonnen. Naturheilkunde und Schulmedizin sollen sich in der Rosen-Apotheke optimal ergänzen.

Seit einigen Tagen steht Wetterich nicht nur hinter dem HV-Tisch, sondern muss sich auch um die wirtschaftlichen Belange der Rosen-Apotheke kümmern: Buch- und Personalführung, Lagerwirtschaft. „Ich bin froh, dass ich bereits während des Studiums hereingeschnuppert habe und nach meiner Approbation ein Jahr als angestellter Apotheker hier gearbeitet habe“, sagt er. Denn das Studium habe ihn überhaupt nicht auf diese Aufgaben vorbereitet. „Im kaufmännischen Bereich ist man direkt nach dem Studium komplett ahnungslos“, so Wetterich.

Für die Brüder Wetterich heißt es jetzt: erst einmal im Tagesgeschäft ankommen. Fachliche Unterstützung erhalten sie unter anderem von Apothekerin und Diplom-Tierhomöopathin Anke Lorberg. Sieben Jahre lang führte sie als Pächterin die Rosen-Apotheke und bleibt dem Team auch weiterhin erhalten.

Und es gibt es auch schon weitreichende Pläne für die Zukunft der Rosen-Apotheke. „Ich möchte natürlich meine Heilpraktikerausbildung abschließen und eine Kooperation mit Heilpraktikern aufbauen“, erläutert Christian Wetterich. Parallel soll das naturheilkundliche Angebot der Apotheke weiter ausgebaut werden. „Die Rosen-Apotheke wird die ideale Anlaufstelle für naturheilkundliche Beratung sein“, sagt er. In einigen Jahren kommt die schulmedizinische Expertise seines Bruders hinzu. Dann vereint das Duo die Kompetenzen von Apotheker, Arzt und Heilpraktiker.

Ein anderes großes Ziel sei es, ein Ärztehaus über der Apotheke aufzubauen. „Wir haben vor zwei Jahren das Apothekengebäude um zwei Stockwerke erweitert und so Platz für Arztpraxen geschaffen“, erklärt er. Im ersten Obergeschoss befindet sich bereits eine Praxis für Allgemeinmedizin. Für freie Praxisräume im zweiten Obergeschoss suchen die Brüder Wetterich noch Ärzte, um die medizinische Versorgung vor Ort auszubauen und den Standort der Rosen-Apotheke zu stärken.

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