Arzneimittellieferung

Für 6,40 Euro: Pillentaxi übernimmt Botendienst

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Berlin -

Der Botendienst gehört für die meisten Apotheken zum Serviceangebot dazu. Pillentaxi will jetzt einspringen und zum Logistiker werden. Das Kölner Unternehmen bietet an, Fahrten für Apotheken zu übernehmen. Das sogenannte Outsourcing-Modell könnte den eigenen Botendienst der Apotheke erweitern oder ganz ersetzen, heißt es. Aktuell läuft ein Pilotprojekt in Köln.

Apotheken in der Kölner Südstadt können bei Bedarf auf die Logistik-Leistung von Pillentaxi zugreifen. „Natürlich erwarten wir nicht, dass alle sofort ihre Fahrer entlassen, aber in keiner Apotheke wird der Botendienst von 10.00 Uhr morgens bis in die Abendstunden angeboten“, sagt Firmenchef Michael Walter. Zudem existiere spontaner Bedarf beispielsweise wenn ein Fahrer kurzfristig ausfalle. Das Angebot sei für Apotheken risikolos.

Für den Service zahlen Apotheken pro Fahrt eine Anfahrtspauschale von 2,50 Euro und eine Auslieferungsgebühr 3,90 Euro. Die erste Fahrt sei günstiger als ein durchschnittlicher Botendienst. Bei mehreren Lieferungen entfällt die Anfahrtspauschale. Das Angebot gibt es seit Mitte Mai. Im Bereich des Pilotprojekts befinden sich 35 Apotheken. „Wir erhalten bisher sehr gute Resonanzen“, so Walter. Das Modell soll getestet werden, um Abläufe zu optimieren und Kostenpauschalen festzulegen. Apotheken können sich per WhatsApp oder Telefon melden. Pillentaxi liefert in Köln von 11 bis 21 Uhr.

Viele Apotheker verhielten sich insgesamt zögerlich und trauten Pillentaxi noch nicht viel zu. Pillentaxi dürfe man jedoch nicht in einen Topf mit dem Zukunftspakt von Noweda oder dem Angebot des Wort & Bild Verlags werfen. Pillentaxi stehe nicht in Konkurrenz dazu, sondern sei eine Ergänzung, so Walter. Noch hätten Apotheken einen systemischen Vorsprung. Die Umsetzung des E-Rezepts sei noch Theorie. Letztlich würden Verbraucher die Angebote nutzen, die den besten Service böten.

Pillentaxi arbeitet auch an einer Vernetzung mit Sprachassistenten. Nutzer können über die mithörenden Geräte von Alexa auch Apotheken der Kooperation Pillentaxi kontaktieren. Die Kölner Firma will damit einen Beitrag leisten, dass die Vor-Ort-Apotheke auch auf diesem Kanal auffindbar wird und sogar Medikamente bestellbar sind.

Allerdings müssen die Alexa-Nutzer schon etwas Glück haben, um eine Pillentaxi-Apotheke in der Nähe zu haben. Derzeit nehmen rund 100 Apotheken teil. Das Botendienstkonzept will sich künftig stärker an Apothekenkunden wenden. Walter hat eine Plattform für die Belieferung von Rx-Arzneimitteln durch Vor-Ort-Apotheken in Aussicht gestellt. Apotheken haben die Wahl zwischen drei Modulen.

Täglich werden laut ABDA rund 250.000 Botendienste durchgeführt. Bislang ist das laut Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) nur im Einzelfall zulässig, das Bundesgesundheitsministerium (BMG) will den Botendienst aber stärken und zum Standard erklären.

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