Beratungsqualität

Frölichs neuer Apothekentest

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„Die Apotheker können das einfach nicht.“ Professor Dr. Jürgen Frölich hat zum zweiten Mal für einen Fernsehsender Apotheken getestet. Mit versteckter Kamera und akademischem Anspruch ging der Pharmakologe in den vergangenen Wochen in 30 Apotheken in Niedersachsen und Bremen - und sah sich erneut enttäuscht von der Beratung: „Die Apotheker haben die Unterschiedlichkeit der Patienten überhaupt nicht im Blick“, erklärte Frölich gegenüber APOTHEKE ADHOC. „Das Konzept Apotheke geht so nicht.“

Für einen TV-Beitrag, über dessen Ausstrahlung der Sender in den kommenden Wochen entscheiden will, verlangte Frölich in den Apotheken das Migränemittel Formigran (Naratriptan). Hier hätten die Apotheker aus Sicht des emeritierten Direktors des Instituts für Klinische Pharmakologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gleich auf mehrere Wechselwirkungen und Kontraindikationen hinweisen müssen - von Schlaganfall bis koronaren Vasospasmen.

Nach Frölichs Angaben hat keine der 30 getesteten Apotheken richtig beraten. So hätten die Examinierten auf Nachfrage beispielsweise nicht über die Altersbeschränkung von 65 Jahren Bescheid gewusst. Für den entschuldigenden Verweis auf den Zeitdruck bei der Beratung hat der Akademiker kein Verständnis: „Dann dürfen sie die Medikamente nicht im Regal haben, wenn sie dafür keine Zeit haben“, so Frölich.

Die Kritik Frölichs nimmt die Apotheker für vermeintliche Schwächen des Systems in die Pflicht: In 80 Prozent der Fälle sei er durch PTAs beraten worden: „Ich weiß gar nicht, wie man erwarten kann, dass eine PTA so komplizierte Interaktionen versteht“, sagte Frölich. Also nur noch Approbierte in die Beratung? „Natürlich müssten die Apotheker dann weniger verdienen. Die haben ein Studium von viereinhalb Jahren und wollen gleich soviel verdienen wie Ärzte.“

Allerdings traut der Mediziner, der bereits einen zusätzlichen Schein im Studium seiner Kollegen auf sein Engagement zurückführt, auch den praktizierenden Apothekern nicht allzu viel zu: „Apotheker sind nützlich, aber Pharmakokinetik und Interaktion können sie gar nicht gut.“ Die zur Verfügung stehenden Fachinformationen seien viel zu allgemein: „Die ABDA-Datenbank wird von Apothekern gefüllt, hat aber erhebliche Unzulänglichkeiten bei Interaktionen. Deshalb sollten bei der Erstellung von Datenbanken klinische Pharmakologen zu Rate gezogen werden, aber die Apotheker wollen das alles selber machen“, meint Frölich.

„Ich möchte die Situation in den Apotheken verbessern“, erklärte Frölich seine Motivation. Weshalb dazu ein Fernsehteam gehört, bleibt unklar. Vielleicht meint der Experte gar nicht seine Überraschungsbesuche: Die von Frölich gegründete Firma entwickelt die Software TheraOpt - und die soll in Krankenhäusern unerwünschte Arzneimittelwirkungen verhindern.

Der Professor sieht auch Handlungsbedarf im Pharmaziestudium: „Apotheker sollten nach dem Studium ein halbes Jahr mit auf Visite gehen und richtig am Krankenbett lernen. Ein 'Apotheker im Praktikum' wäre eine gute Idee“, sagte Frölich. Dafür könnten Sie im Studium „ein bisschen von dem Ballast aus dem Mittelalter“ ablegen, meint der Pharmakologe.

Erst im Juni hatte Frölich in der NDR-Sendung „Niedersachsen 19.30“ neun von zehn getesteten Apotheken eine „völlig unzureichende“ Beratung attestiert. In die damals gelegten Fallen tappten die Apotheken laut Frölich bei seinem zweiten Besuch allerdings nicht mehr.

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