Fluoridtabletten: „sehr gut“ und „mangelhaft“ APOTHEKE ADHOC, 05.08.2019 14:27 Uhr
Zahncreme oder doch Tablette? Fakt ist, Fluoride lagern sich auf dem Zahnschmelz an und schützen vor Karies sowie Säureattacken und unterstützen die Einlagerung von Mineralien aus dem Speichel in den Zahnschmelz. Einig sind sich Experten jedoch nicht, in welcher Form Fluoride am besten schützen. Kinderärzte empfehlen Tabletten, Zahnärzte setzen wiederum auf Zahncreme. Öko-Test hat den Tabletten auf den Zahn gefühlt und neun Fluorid-Präparate aus der Apotheke untersucht.
Die Tester haben gemeinsam mit Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz und Dr. Mario Wurglics vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Goethe Universität Frankfurt am Main drei Fluorid-Mono- und sechs Kombinationspräparate mit Vitamin D3 untersucht. Die Experten haben überprüft, ob die Produkte dem aktuellen Forschungsstand und den Empfehlungen der Kinderärzte entsprechen – auch wenn an der Wirksamkeit kein Zweifel besteht. Außerdem wurde der Beipackzettel genauer unter die Lupe genommen.
Das Ergebnis ist klar, die Präparate wurden entweder mit „sehr gut“ (Kombinationspräparate Fluorid plus Vitamin D3) oder mit „mangelhaft“ (Monopräparate in unterschiedlichen Stärken) bewertet, dazwischen gibt es nichts.
Bei den „sehr guten“ Produkten gibt es nichts zu meckern. Die Kombipräparate versorgten Säuglinge und Kleinkinder ausreichend mit Fluorid, so Öko-Test. Außerdem entsprächen die Anwendungshinweise und die Altersobergrenze den Empfehlungen der Leitlinie der Kinderärzte. Dementsprechend sollten die Produkte täglich im Säuglings- und Kleinkindalter verabreicht werden. Vitamin D3 wird bis zum zweiten erlebten Frühsommer als Rachitisprophylaxe empfohlen. Spätestens nach dem dritten Geburtstag ist Schluss mit der Fluorid-Supplementierung. Stattdessen sollte auf fluoridhaltige Zahncremes umgestellt werden. Hier liegt die Ursache für die Abstufung der Monopräparate, denn diese sind laut Beipackzettel in Widerspruch zur Leitlinie konsequent während der ersten zwölf Lebensjahre indiziert und die Anwendung bis ins Erwachsenenalter empfohlen. Außerdem fehlt in den Beipackzetteln der Hinweis, dass zusätzlich zu Fluoridtabletten keine fluoridhaltigen Zahncremes anzuwenden sind. Es sollte nur eine Fluoridquelle genutzt werden. Eine Kombination bedeutet ein zu viel an Fluorid und kann zu weißen Flecken auf den Zähnen führen.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sieht für eine tägliche Zufuhr von 0,05 Milligramm Fluorid pro kg die optimale Dosis mit der höchsten Kariesprophylaxe und ein geringes Risiko.
Öko-Test empfiehlt, die Tabletten lutschen zu lassen. Klappt dies nicht, sollten die Tabletten aufgelöst verabreicht werden. Eltern sollten dann mit dem Kind üben, das Wasser im Mund zu behalten und nicht sofort zu schlucken. Fluorid wirke lokal am besten.
Warum keine Zahncreme? Kleinkinder können den Schaum, der beim Zähneputzen entsteht, oft nicht richtig ausspucken und verschlucken stattdessen einen Großteil. Wer auf Zahncreme statt Tabletten setzt, sollte ab dem ersten Milchzahn ein Produkt mit einem Fluoridgehalt von maximal 500 ppm einmal täglich verwenden. Mit dem zweiten Geburtstag kann auf eine zweimal tägliche Anwendung erhöht werden. Die Zahncremes können ab dem ersten Zahn bis zum sechsten Geburtstag angewendet werden. Dann kann auf Produkte mit einem Fluoridgehalt von 1000 bis 1500 ppm umgestellt werden. Einige Fachgesellschaften empfehlen bereits ab dem zweiten Geburtstag eine Zahnpasta mit 1000 ppm zweimal täglich zu verwenden.