Flugzeugabsturz: Apotheker verunglückt Torsten Bless, 16.05.2018 15:23 Uhr
Gerade erst hatte sich Wolfgang Häntschel in den Teilruhestand verabschiedet und zwei seiner drei Apotheken in jüngere Hände gegeben. Verstärkt wollte er sich jetzt seiner Leidenschaft, der Fliegerei, widmen. Doch in der vergangenen Woche kam er bei einem Absturz seiner Maschine ums Leben. Er wurde 69 Jahre alt.
Mit seinem Co-Piloten war Häntschel am vergangenen Dienstag mit einem kleinen Zweisitzer-Flugzeug von Hangelar nahe Bonn in Richtung Toulouse gestartet. In der Nähe von Mavarnes, etwa 60 Kilometer Luftlinie vom Ziel entfernt, stürzte die Propellermaschine ab. Eine Helikopter-Besatzung der Gendarmerie habe das brennende Wrack in einem schwer zugänglichen Gebiet gefunden, sagte eine Sprecherin der Präfektur des Verwaltungsbezirks Tarn. Die Ursache des Absturzes ist noch ungeklärt. Medienberichten zufolge herrschten schlechte Wetterbedingungen mit tiefhängender Bewölkung und schlechter Sicht über dem Absturzort.
Erst im April hatte Häntschel offiziell seinen Vorruhestand eingeläutet. Damals gab er die Leitung der Linda-Apotheke und nach 40 Jahren die Leitung der Ursula-Apotheke an Hassan Sammour ab. „Dieses Jahr werde ich meinen 70. Geburtstag feiern“, schrieb er in einer Botschaft an seine Kunden. „Das nehme ich zum Anlass, mich in den Teilruhestand zu verabschieden.“ Seine Berufswahl sei genau die Richtige gewesen. „In all dieser Zeit habe ich immer mit Freude gearbeitet und viele nette Menschen kennengelernt.“ Einzig die Aviator-Apotheke im Terminal 1 des Köln-Bonner Flughafens war noch in seinem Besitz verblieben. Aber auch sie plante er nach Angaben von Sammour bald abzugeben.
Solange er ihn gekannt habe, sei Häntschel „mit Leib und Seele“ Flieger gewesen, so Stefan Kraemer. Der Pharmazeut arbeitete 30 Jahre mit seinem Chef in der Ursula-Apotheke zusammen. „In der Woche vor dem Unglück war er noch bei uns. Das kann man noch gar nicht fassen.“
Häntschel sei sehr dynamisch gewesen, sagt sein ehemaliger Angestellter. „Ständig hat er sich neue Aktionen ausgedacht. Mit großer Zielstrebigkeit hat er auch sein Unternehmen ausgebaut.“ An seinen Stammbetrieb, der Ursula-Apotheke, band er eine Parfümerie an. Als Filialen kamen die Linda-Apotheke und die Aviator-Apotheke dazu. Dabei sei Häntschel „ein typischer Löwe“ gewesen, selbstbewusst, ein Alpha-Tier, aber gut verträglich, so Kraemer.
Nachfolger Sammour lernte den Besitzer zu Beginn der Kaufverhandlungen für die beiden Troisdorfer Apotheken kennen. Er hat das erfahrene Team der beiden Betriebe übernommen. „Es hat ein paar Tage gedauert, bis die Nachricht vom Unglück in unseren Köpfen verarbeitet war. Er hat die Ursula-Apotheke 40 Jahre lang geleitet, er war ein bekanntes Gesicht in der Stadt.“ In den sechs Wochen vor der offiziellen Übergabe zum 1. April hätten sie jeden Tag intensiv zusammengearbeitet.
So ganz habe sich Häntschel nicht von seinem Stammhaus verabschieden wollen, so Sammour. „Wir hatten noch vereinbart, dass er meine Vertretung in der Ursula-Apotheke übernimmt, wenn ich mal in die Ferien fahre. Dann hat er sich in seinen Kurzurlaub nach Südfrankreich verabschiedet.“