Im Streit um Bonus-Aktionen bei der kostenlosen Abgabe von FFP2-Masken scheinen sich zwei Fronten abzuzeichnen: Einzelapotheken gegen Kooperationsmitglieder. Denn vor allem letztere können qua Einkaufskonditionen großzügig kalkulieren und ihren Kunden besondere Angebote machen. Auch im Saarland wird darüber gestritten – und die Kammer hat sich eindeutig positioniert.
„10 statt 6“, werben die 1A-Gesund-Apotheken derzeit im Saarland: Wer einen Masken-Coupon abgibt, erhält vier Masken umsonst dazu – das gleiche Verhältnis wie bei den Pluspunkt-Apotheken. Aber 1A-Gesund setzt noch einen drauf. Denn auch für Kunden, die nicht bezugsberechtigt sind, gilt die Aktion bis Ende des Monats: „Auch wer die sechs Masken kauft, kriegt bei uns vier weitere geschenkt, weil wir sagen, dass die Gesundheit alle gleichermaßen betrifft und wir deshalb auch alle gleichbehandeln wollen“, sagt Geschäftsführer Hans-Christoph Bonfert. „Denn wenn wir daran denken, dass der Monat 31 Tage hat, dann sind die sechs Masken der Bundesregierung nicht ausreichend. Deshalb wollten wir ein Zeichen der Solidarität setzen.“
Solidarität – genau damit argumentieren auch die Kritiker der Aktion, unter anderem die Apothekerkammer des Saarlands. Bei der sind seit Beginn der Aktion mehrere Beschwerden von Einzelapotheken eingegangen. Die Kammer griff die Klagen auf und positionierte sich öffentlich eindeutig: Die Kooperation verhalte sich mit der Aktion unsolidarisch gegenüber kleineren Apotheken. Außerdem sei sie aus Infektionsschutzgründen kontraproduktiv, schließlich könne sie größere Menschenansammlungen vor den Apotheken provozieren, so die Standesvertretung gegenüber dem Saarländischen Rundfunk. Auf Anfrage wollte die Kammer den Fall und ihr Satement dazu nicht weiter kommentieren. Es sei bereits alles gesagt worden, so ein Sprecher.
Bonfert weist die Vorwürfe entschieden zurück. Zu stärkeren Menschenansammlungen als ohnehin komme es durch die Aktion nicht, außerdem hätten die Kooperationsmitglieder ein funktionierendes Hygienekonzept, sodass Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden. Vor allem sei die Aktion aber nicht unsolidarisch gegenüber kleineren Apotheken, sondern im Gegenteil gute Imagearbeit für die gesamte Branche.
„Wir haben natürlich Verständnis für Einzelapotheken, die das nicht zu solchen Konditionen machen können“, sagt Bonfert. 1A-Gesund habe aber nun einmal etablierte Kanäle, über die eine ausreichende Menge Masken in entsprechender Qualität und zu gutem Preis bezogen werden können. Außerdem, so betont er, sei die Zugabe von vier Masken auch eine Entscheidung für höhere Effizienz gewesen: „Die meisten Masken werden sowieso in Zehnerpackungen geliefert. Wenn man die erst auseinzeln muss, verbraucht das wieder Zeit, Arbeitskraft und produziert zusätzlichen Verpackungsmüll.“
Außerdem gelte auch hier wieder: Je mehr Apotheken über das verordnete Maß hinaus abgeben, desto geringer ist die Marge. „Der Schutz unserer Kunden ist uns wichtiger als das Geld, das dahintersteckt“, sagt Bonfert. „Egal, welcher Kunde woher kommt, bei uns kriegt selbstverständlich jeder Masken.“ Damit sei die Aktion auch eine gute Maßnahme, um Kunden von Versendern zurück in die Vor-Ort-Apotheke zu holen. „Eine starke Kooperation kann der ganzen Branche helfen!“, so Bonfert.
Ähnlich sieht man es auch in der Pluspunkt-Apotheke in Zeitz, die ebenfalls zehn statt sechs Masken abgibt. „Wir müssen uns überlegen, wie wir das großzügig und gerecht verteilen können. Ich will nicht, dass man mir nachsagen kann, ich hätte mich an der Maskenabgabe bereichert“, erklärt Inhaberin Sabine Schank. „Ob ich jetzt sechs oder zehn Masken abgebe: Ich zahle genauso viele Mitarbeiter wie zuvor auch, die Prozesskosten sind dieselben.“ Also kaufe sie über die Kooperation günstiger ein und gebe den Rabatt an die Kunden weiter. „Lieber leiste ich einen Dienst für die Gesellschaft, damit möglichst viele Menschen mit Masken ausgestattet sind, und kann am Ende trotzdem ein wenig Gewinn einbringen. Warum soll ich das nicht weitergeben?“
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