Hessen: Freie Wahl für Apotheker André Morawetz, 18.11.2015 15:02 Uhr
Auch in diesem Jahr können die Apotheken in Hessen selbst auswählen, welchen Grippeimpfstoff sie den Ärzten zur Verfügung stellen. Die Preise, die der Landesapothekerverband Hessen (HAV) pro abgegebener Impfdosis für seine Mitglieder aushandeln konnte, sind zwar erneut gesunken. Viele Impfstoffe seien jedoch im Einkauf günstiger geworden, relativiert Geschäftsführer Jürgen Schneider.
Gestartet war das Vertragspreismodell in der Grippesaison 2013/2014. Der Einstiegspreis lag damals bei 8,30 Euro. 2014/15 waren es 7,95 Euro. In der aktuellen Saison erhält eine Apotheke für einen nicht adjuvantierten Impfstoff 7,20 Euro. Das sind insgesamt 75 Cent weniger als im Vorjahr. Enthält die Vakzine ein Adjuvans, wird allgemein ein Euro mehr dafür gezahlt.
Schneider ist dennoch zufrieden: Das Modell funktioniere, und eine Vielzahl an Apotheken könne sich an der Auslieferung der wichtigen Impfstoffe beteiligen. Da die Apotheker zum Festpreis verkaufen, können sie selbst bestimmen, von welchem Hersteller sie ihre Ware beziehen. Dies wirke Versorgungsengpässen entgegen. Retaxationen wegen Nichtabgabe eines Rabattpartners drohten ebenfalls nicht.
Die Pauschale decke die Kosten für einen herkömmlichen Dreifachimpfstoff. Bestimmte Sorten wie Influsplit Tetra des Herstellers GlaxoSmithKline (GSK) werden jedoch nicht vergütet. Der Vierfachimpfstoff ist möglicherweise wirksamer gegen eine Infektion als die Standardimpfungen. Eine Dosis kostet etwa 23 Euro. Dennoch ist Influsplit Tetra inzwischen ausverkauft. Auch der nasal zu applizierende Impfstoff Fluenz Tetra (AstraZeneca) wird von den Kassen nicht entsprechend vergütet. Das Spray kommt insbesondere bei Kindern zum Einsatz und schlägt mit rund 36 Euro pro Dosis zu Buche.
Schneider ist zuversichtlich, dass die Kassen sich auch in der kommenden Grippesaison mit den Apothekern an den Verhandlungstisch setzen werden. Vertragspreise gibt ansonsten nur mit der AOK Nordost. Die Apotheker in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern bekommen ebenfalls 7,20 Euro, das sind 55 Cent weniger als im Vorjahr.
In Rheinland-Pfalz und im Saarland hingegen sind die Kassen in der aktuellen Saison erstmals zu Ausschreibungen übergegangen: Sie hoffen auf noch größere Einsparungen. Zuletzt hatten die Apotheker 8,30 Euro pro nicht adjuvantierter Dosis erhalten.
Verträge mit einzelnen Apotheken sind dagegen vom Tisch. 2010 hatte in Sachsen-Anhalt die Sternapotheke am Hasselbachplatz in Magdeburg den Exklusivzuschlag erhalten, Grippeimpfstoffe an alle Praxen liefern zu dürfen. Im darauf folgenden Jahr war die Schlossapotheke in Nordrhein-Westfalen der Gewinner. 2012 teilten sich die Mühlen-Apotheke in Northeim und die Antonius-Apotheke in Deggendorf den Auftrag, die Rabattimpfstoffe Afluria (CSL), Influvac (Abbott) und Fluad (Novartis) auszuliefern. 2013 durften wieder alle Apotheken mitmachen.