In den Apotheken verfallen um Mitternacht wieder die Preise. Weil für verschiedene Wirkstoffe neue Festbeträge in Kraft treten, kommt es zu deutlichen Lagerwertverlusten. Betroffen sind Memantin, Riluzol und die Kombination aus L-Thyroxin und Jod. Für Retardtabletten mit Quetiapin zahlen die Kassen künftig sogar nur noch ein Viertel des bisherigen Preises.
Die gängigen Quetiapin-Generika kosten als Retardtabletten in der Stärke 50 Milligramm als Großpackung derzeit 116,29 Euro. Zum 1. Juli sinkt der Preis auf 29,06 Euro – genauso wie der der Filmtabletten, bei denen der Abschlag zum bisherigen Preis aber nur ein Viertel beträgt. Immerhin: Alle große Anbieter ziehen mit, sodass am HV-Tisch nicht mit Diskussionen zu rechnen ist.
Bei Riluzol, das bei Patienten mit amyotropher Lateralsklerose (ALS) angewendet wird, fällt der Preis um mehr als die Hälfte. Hier ist der Lagerwertverlust in absoluten Zahlen am höchsten: Für die Großpackung der Variante à 50 Milligramm zahlen die Kassen nur noch 338 statt 742 Euro. Auch hier ziehen die Hersteller AbZ/Ratiopharm, Aliud, Hexal und Zentiva mit.
Memantin kostet in der Dosierung zu 10 Milligramm und der Packung zu 98 Stück ab sofort 101 Euro, das sind je nach Hersteller rund 5 Prozent weniger als bislang. Aufzahlungen drohen nicht, Biomo liegt mit einem auf 58 Euro abgesenkten Preis weiterhin deutlich unter dem Durchschnitt.
Neue Festbeträge gibt es bei der Kombination von Levothyroxin und Jod. Sanofi hat bereits angekündigt, sein Präparat Thyronajod sowie die Generika der Marken Henning und Zentiva/Winthrop nicht zum Festbetrag anzubieten, genauso wie Merck bei Jodthyrox.
„Der hohe Aufwand für eine konstante Qualitätssicherung bei der Herstellung von Schilddrüsenhormonen erlaubt keine weitere Preissenkung für Jodthyrox. Daher sehen wir uns nicht in der Lage, den Preis auf die Höhe des neuen Festbetrags abzusenken“, heißt es aus Darmstadt. Aristo und Hexal senken ihre Preise zwar auf Festbetrag ab – da die Kombination aber auf der Aut-idem-Liste steht, wird den Patienten das Wechseln erschwert.
Den letzten großen Preisrutsch hatte es im März gegeben, als neue Festbetragsgruppen für Humaninsuline eingeführt wurden. Auch bei Cabergolin sowie den Cholinesterasehemmern Galantamin, Donezepil und Rivastigmin gab es Veränderungen. Im Juli 2014 waren die Festbeträge für 19 häufig verordnete Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen angepasst worden. Insgesamt 69 Moleküle waren betroffen, darunter Sartane, Protonenpumpenhemmer, Statine, Setrone, Alpha- und Betablocker sowie Fluorchinolone und Bisphosphonate.
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