Seit Apotheker Ralf König mit seiner Idee eines regionalen Versandhandels bei VISION.A einen Preis gewonnen hat, stößt sein Konzept Curacado auf immer größeres Interesse. Die Anfragen häufen sich. Jetzt wurde auch das bayerische Fernsehen auf die König's Apotheke in Nürnberg aufmerksam: Die Frankenschau berichtet heute ab 17.30 Uhr über seine Antwort auf Amazon.
Gestern war das TV-Team vor Ort in der Nürnberger Apotheke. Gezeigt wird König in seiner Offizin. Im Interview erläutert er seine Idee der regional ausgerichteten Lieferplattform Curacado, mit der König die Power möglichst vieler Apotheken bündeln und gegen die Übermacht von Amazon antreten will. Gezeigt wird König, wie er mit seinem Christiania-Lieferfahrrad Arzneimittel ausfährt. „Mein Vater hat schon vor 30 Jahren Arzneimittel ausgeliefert“, so König, der vier Apotheken im Nürnberger Raum in dritter Generation führt. „Unser Fehler ist, dass wir immer nur Arzneimitteldefekte ausgeliefert haben. Warum haben wir unsere Kunden nicht gefragt, was wir sonst noch nach Hause liefern dürfen?“
Am 25. Juli 2017 hat König als Konsequenz aus allen Überlegungen Curacado gegründet – sein Grundstein für einen bundesweiten, aber regional organisierten Versandhandel aus den Vor-Ort-Apotheken heraus. Abgeleitet hat König den Kunstnamen aus Curare für Heilen und Mercado für Markt.
„Ich war noch nie im Silicon Valley, ich weiß auch nicht, was ich dort soll“, sagt König, „aber ich weiß, was bei uns Apotheken zählt: Der Faktor Mensch ist unser großes Plus.“ Von Angstszenarien vor Amazon & Co. will er daher nichts wissen und hören. „Wir können mithalten, aber wir müssen aktiv werden.“ In ihren Betriebsabläufen seien die meisten Apotheken längst digitalisiert, auf der Höhe der Zeit, aber: „Nach außen, in Richtung unserer Kunden sind wir nicht digital unterwegs.“
Das soll sich mit Curacado ändern: Für 149 Euro monatlich können sich Apotheken hier einen professionell aufgemachten Online-Shop mieten und unter der eigenen Internetdomain betreiben. Dieser ähnelt von Aufbau und Ablauf dem großen Vorbild Amazon. Wer etwas in den Warenkorb legt, kann auswählen, ob er das Produkt in der Apotheke abholen oder sich liefern lassen will. Per Mausklick kann via PayPal, Kreditkarte oder Sofortüberweisung gezahlt werden.
Verbunden ist Curacado per MSV3-Schnittstelle mit den Großhändlern: So werden nur die für die jeweilige Apotheke vorrätigen Artikel im Shop angezeigt und die UVP eingepflegt. Jeder Apotheker kann dann seine eigenen Preise eintragen. Auch den Versand muss jede Apotheke zunächst in Eigenregie organisieren – per Botendienst. „Wir machen doch seit 50 Jahren Same-Day-Delivery“, so König. Inzwischen haben sich 40 Apotheken angeschlossen.
Dabei soll es aber nicht bleiben. König strebt Kooperationen mit Lieferdiensten wie Lieferando an. „Die sind mittags und abends ausgelastet, aber dazwischen können sie auch Arzneimittel ausliefern. Die werden ja nicht kalt“, sagt König: „Wir Apotheken verfügen über knapp 20.000 Lager bundesweit. Da kann Amazon nicht mithalten“, ist der Apotheker von seiner kaufmännischen Schwarm-Theorie überzeugt. „Wir Apotheker lassen uns doch von Amazon nicht die Butter vom Brot nehmen“, will König seine Kollegen aufrütteln.
Demnächst soll neben Curacado als technisches Tool ein „Master-Shop“ für den regionalen Onlinehandel aus den Apotheken gegründet werden. Per Postleitzahl werden die Kunden darüber an die teilnehmenden Vor-Ort-Apotheken weitergeleitet. Den Namen will König noch nicht verraten, aber klar ist: Der „Master-Shop“ soll als gemeinsame Werbeplattform bekannt gemacht werden. „Ich will etwas aufbauen, dass Amazon den Weg versperrt“, so König.
Ein mehrmonatiger Aufenthalt in Großbritannien hatte König die Augen geöffnet: „Dort wird alles nach Hause geliefert. Der Lieferservice hat dort ganz andere Dimensionen.“ Dann stellte eine wenig frequentierte Rewe-Filiale in der Nähe seiner Apotheke auf Lieferservice um. Seitdem brummt das Geschäft.
Als dann auch noch Amazon in München mit der Bienen-Apotheke den Testlauf für den Express-Lieferservice Prime Now startete, hat es bei König endgültig gezündet. Eine Probebestellung dort wurde nach 58 Minuten geliefert. Seitdem ist König eines klar geworden: „Nicht der Preis ist das Hauptargument für die Bestellung über den Versand. Es ist die Bequemlichkeit. Darauf müssen wir Apotheker eine Antwort finden.“
APOTHEKE ADHOC Debatte