Apothekerin Marina Eibl im bayerischen Karlshud ärgert sich: Nach und nach treffen Retaxationen wegen eines Faktorfehlers bei ihr ein. Deshalb verbringt die Inhaberin der Birken-Apotheke wertvolle Zeit im Büro, in der sie vorne am HV Kolleginnen und Kunden fehlt.
Die Apothekerin macht das Problem an der eingeschränkten Lieferfähigkeit von Rosuvastatin-Generika fest: „Wir haben in einem Fall das Original Crestor abgegeben, das natürlich um einiges teurer ist.“ In einem solchen Fall darf das Originalpräparat abgegeben werden, die Mehrkosten werden zu Lasten der Krankenkasse abgerechnet.
„Ich habe dann den falschen Faktor genommen“, erklärt Eibl. Anstatt des Faktors 2 oder 4 – Rabattarzneimittel nicht lieferbar oder Nichtverfügbarkeit des Rabattarzneimittels und der vier preisgünstigsten Arzneimittel – hat sie das Rezept mit Faktor 5 – dringender Fall beziehungsweise Akutversorgung – versehen. „Vor einem Jahr waren die einzelnen Faktoren noch nicht so geläufig. Jetzt trudelt ein Retax nach dem anderen ein.“ Dabei ist der Rosuvastatin-Fall nur ein Beispiel von mehreren Fällen, die Eibl im Nachgang bearbeiten muss.
Die Apothekerin ist zwar sehr zuversichtlich, dass sie die Beträge erstattet bekommt. Über die Kleinkariertheit einiger Krankenkassen macht sie sich dennoch Luft: „Ich sitze für jeden einzelnen Fall einige Zeit im Büro, bis ich den Lieferdefekt ordnungsgemäß dokumentiert habe. Da fehle ich natürlich in der Kundenberatung. Wir stehen vorne und kämpfen, reißen uns ein Bein aus, um die Kunden ordnungsgemäß zu versorgen. Die Krankenkassen haben nichts anderes im Kopf als nach jedem einzelnen Euro zu suchen, den sie sich wiederholen können. Ich muss sagen, das ist wirklich sehr zermürbend.“
Sie ist konsterniert: „Es war wirklich nicht lieferbar. Wir geben doch nicht ohne Grund ein Arzneimittel heraus, dass 100 Euro statt 20 Euro kostet. Wir beweisen seit 20 Jahren, dass wir preissensibel sind. Und dann kommen solche Retax.“ Bis heute könne sie beim Rosuvastatin-Fall nachvollziehen, warum sie sich für Faktor 5 entschieden habe. „Für mich als Apothekerin ist es doch wichtig, dass der Kunde das Präparat jetzt sofort bekommt. Er kann nicht warten, er braucht seine Dauermedikation. Es ist für mich immer noch logisch, dass es sich um einen dringenden Fall gehandelt hat.“
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