Fach-PTA: „Wahnsinniger Benefit für die Apotheke“ Katharina Brand, 21.11.2023 12:54 Uhr
Die Bayerische Landesapothekerkammer (BLAK) bietet seit gut 15 Jahren Zusatzqualifikationen für PTA an. In diesem Jahr stehen die Lehrgänge Ernährung, Allgemein- oder Dermopharmazie zur Auswahl. Belohnt wird das Bestehen der Abschlussprüfung mit dem Titel „Fach-PTA für …“ und 97 Fortbildungspunkten. Die tatsächliche Honorierung für die umfangreiche Weiterbildung fällt von PTA zu PTA sehr unterschiedlich aus.
Dr. Edgar Gräf ist Apotheker und Schulleiter der PTA-Schule in Kulmbach. Zusätzlich ist er Mitinitiator der Zusatzqualifikationen in Bayern. Das Konzept der Fach-PTA entstand aus der Idee, parallel zur Fach-Apotheker-Ausbildung auch Lehrgänge für PTA zu schaffen. Er selbst doziert, seitdem er Schulleiter ist, vorrangig im Bereich Dermopharmazie. Unterrichtet hat er bereits in jedem Zusatzkurs. Die Zusatzqualifikationen werden seit 15 Jahren mit großer Erfolgsquote abgeschlossen. Dies ist einem etablierten Kollegium zu verdanken. Auch die unproblematische Zusammenarbeit mit der BLAK spielt eine wichtige Rolle.
Drei umfangreiche Fachgebiete
Bis zu 26 Teilnehmende werden jährlich pro Kurs aufgenommen. Bewerbende aus Bayern haben Vorrang. Gräf erklärt, er habe bereits Lernende aus dem gesamten Bundesgebiet in seinen Kursen gehabt. Das Durchschnittsalter liege geschätzt zwischen 30 und 35 Jahren, Ausreißer nach oben und unten gäbe es immer: „Das Alter ist überhaupt kein Kriterium“, erklärt er. „Jeder, der interessiert ist, kann kommen.“
Allgemeinpharmazie: Der Rundumschlag
Die Weiterbildung schult zu den gängigsten Erkrankungen wie Hypertonie oder Asthma sowie deren Therapieschemata. Darüber hinaus werden Arzneimittelinformationen, der Umgang mit Fertigarzneimitteln, Probleme bei der rezepturmässigen Herstellung thematisiert. Ein Kommunikationstraining und die Beratung in der Selbstmedikation runden die Weiterbildung ab.
Dermopharmazie: Krankheitsbilder von Kopf bis Fuß
Hauterkrankungen einschätzen, erkennen und behandeln – darum geht es in diesem Kurs. Teile des Kurses sind beispielsweise ein Rezeptur-Workshop und ein Seminar zum Thema Apotheken-Aktionen. Die PTA bekommen darüber hinaus Einblicke in viele unterschiedliche Fachbereiche wie das professionelle Schminken inklusive Camouflage und die ästhetische Dermatologie.
Ernährung: Fundierte Beratungskompetenz
Die Ausbildung startet mit einem ernährungsphysiologischen Grundlagentraining. Dazu zählt beispielsweise die Zusammensetzung von Nahrungsmitteln, die Anatomie und Physiologie der Verdauungsorgane oder der Markt der Nahrungsergänzungsmittel. Kommunikation und Praxis der Ernährungsberatung werden genauso trainiert wie unterschiedliche Ernährungsformen des gesunden und kranken Menschen.
Ein Kurs wird überarbeitet
In den Vorjahren wurde ebenfalls eine Zusatzqualifikation für Homöopathie und Naturheilverfahren angeboten. Hier wurden Inhalte wie Ayurveda, Bachblütentherapie, Schüßler-Salze und Spagyrik vermittelt. Infolge der anhaltenden Homöopathie-Debatte wird diese Weiterbildung zurzeit überarbeitet. Das bestätigt Petra Sinner, die Leiterin des Bereichs Fortbildung bei der BLAK.
„Boah, was für ein Projekt“
Die Ausbildung endet mit einer Projektarbeit und einer mündlichen Prüfung. Die Absolvent:innen zeigen bei der Themenauswahl viel Eigeninitiative und Kreativität. Obwohl Dozierende und BLAK Themen vorschlagen, entscheiden sich die meisten PTA für eigene Themen. Von einem Vor-Ort-Seminar zur Hautpflege im Altersheim über eine Produktneueinführung in der Apotheke oder der Etablierung einer Basistherapie in Zusammenarbeit mit der Patientin und dem Dermatologen sei die Bandbreite groß. „Da sind immer Highlights dabei, wo ich mir denke: Boah, was für ein Projekt“, berichtet Gräf. Dass PTA so für ihren Beruf brennen und sich engagieren, begeistert ihn immer wieder aufs Neue.
Zusatzqualifikation = Zusatzbelastung
Alle Zusatzqualifikationen finden an sieben Wochenenden statt. Das fällt meist auf ein Wochenende pro Monat, jeweils samstags und sonntags von 9 bis 17 Uhr. Neben Berufstätigkeit und Familie ist die Ausbildung eine ganz schöne Zusatzbelastung, weiß Gräf: „Ich ziehe meinen Hut vor denen, die das durchziehen.“ Denn: Es gilt nicht nur die Kurse zu besuchen – teils mit einer weiten Anreise nach Nürnberg, Würzburg oder München. Das Projektthema will geplant, durchgeführt und verfasst werden.
Einsatz muss honoriert werden
Und: Die Zusatzkurse kosten je 1600 Euro. Teilnehmende berichten unterschiedlichstes zur Finanzierung: Die Kosten der Weiterbildung werden entweder geteilt, vom Chef übernommen oder von einer PTA selbst gezahlt. Ähnlich sieht es in Bezug zu Fahrt- und Hotelkosten aus.
Nur in Sachsen erhöht ein Tarifvertrag das Gehalt nach Weiterbildung um 1,5 Prozent pro Titel, maximal für zwei Titel. In den meisten Fällen müssen Fach-PTA die Honorierung selbst mit dem Arbeitgeber aushandeln. Nur in wenigen Fällen sei dies initial vom Chef gekommen, berichten Teilnehmende.
Deshalb sei es zentral, dass ambitionierte PTA für ihr Engagement und Durchhaltevermögen belohnt würden, „Der Einsatz für eine so umfangreiche Weiterbildung muss honoriert werden“ findet Gräf, „Das ist ein wahnsinniger Benefit für die Apotheke.“