Wirkstärke und Packungsgröße

Exzesse bei Rabattpartnern: „Jede Kasse macht eigene Verträge“

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Berlin -

Apothekeninhaber Jörn Graé ärgert sich über die Rabattverträge der Krankenkassen. Um sein Warenlager in der Sixtus Apotheke in Haltern am See zu optimieren, wünscht er sich viel mehr, als sein Warenwirtschaftssystem momentan zu bieten hat. „Aktuell muss ich alles händisch durchschauen, um die Kundschaft bestmöglich versorgen zu können“, beklagt er. Bei mehr als 90 Krankenkassen nimmt die Warenlagerpflege ordentlich Zeit in Anspruch. Mehr noch: „Mittlerweile gibt es nicht nur bei den unterschiedlichen Wirkstoffen etliche Vertragspartner, sondern auch bei den einzelnen Wirkstärken und unterschiedlichen Packungsgrößen“, so Graé.

Es gebe zwar ein Tool zur Lageroptimierung, aber das reiche nicht, so Graé. Er habe höhere Ansprüche: „Der Kunde ist am zufriedensten, wenn er sein Medikament sofort mitnehmen kann“, betont der Inhaber. „Problem sind die mittlerweile etlichen unterschiedlichen Rabattverträge der mehr als 90 Krankenkassen.“

Um alles an Lager zu haben, was er für eine vernünftige Versorgung seiner Kundschaft benötige, müsse er momentan stark in die Breite gehen. Will heißen: „Allein von einem Candesartan muss ich für die jeweilige Wirkstärke unterschiedliche Firmen vorrätig haben.“

Und nicht nur das. „Ständig ändern sich die Vertragspartner, es müsste also ein Tool geben, nach dem ich mein Lager optimieren kann. Das mir vorschlägt, welche Firmen ich an Lager nehmen sollte, welche ich rausschmeißen muss, und zwar am besten sechs Monate im Voraus“, so Graé.

Er habe eine frühe Version eines ADG-Tools zur Lageroptimierung getestet und sei nicht zufrieden gewesen. „Ich brauche von der Software konkrete Vorschläge, was ich an Lager nehmen soll, um meine Kundschaft zu 95 Prozent im Hinblick auf die häufigsten Krankenkassen versorgen zu können.“ Zumal ein Upgrade auch mit weiteren Kosten verbunden wäre.

Um nicht zehn verschiedene Packungen eines Wirkstoffes an Lager nehmen zu müssen, wünscht er sich außerdem, dass die Krankenkassen einheitlichere Verträge aushandeln. „Ich habe schon ein relativ gut aufgestelltes Lager und muss dennoch öfters nachbestellen. Das ist für die Kunden und für uns nicht nachhaltig“, beklagt Graé. „Natürlich bieten wir an zu liefern, aber die Vergütung des Botendienstes entspricht auch nicht der eigentlichen Leistung.“

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