Digitalisierung

Experte: Ohne Online-Plattform gehen Apotheken unter

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Berlin -

Derzeit konkurrieren vier ernstzunehmende Anbieter um die Vorherrschaft auf dem Plattformmarkt für Apotheken. „Die Versandapotheke DocMorris erweitert ihr Geschäftsfeld und will auf ihrer neuen Plattform stationäre Apotheken mit Patienten zusammenbringen. Damit ist das Unternehmen nicht allein, auch andere Anbieter planen oder haben bereits einen offenen Marktplatz für den Handel mit pharmazeutischen Produkten“, beschreiben die Branchenexperten Dr. Clemens Oberhammer und Jan Merkel von der globalen Strategie- und Marketingberatung Simon-Kucher & Partners die Ausgangslage. Stationäre Apotheken sollten diesen Trend als Chance wahrnehmen, sonst hätten sie das Nachsehen.

Der Online-Anteil im Apothekenmarkt steige stetig, so Oberhammer. Während der Anteil an verschreibungspflichtigen Medikamenten im Versandhandel noch unter einem Prozent liege, kauften immer mehr Patienten ihre verschreibungsfreien Produkte im Internet: „Dies führt zu sinkenden Umsätzen für stationäre Apotheken. Und diese Situation wird sich durch die geplante Einführung des elektronischen Rezepts noch verschärfen.“ Wohin die Reise gehen könnte, zeige Schweden: Hier sei der Online-Verkaufsanteil an verschreibungspflichtigen Medikamenten bereits mehr als zehnmal so hoch wie in Deutschland. Oberhammer: „Findet in Deutschland eine ähnliche Entwicklung statt, dann wird dies den Rückgang der Anzahl an Vor-Ort-Apotheken weiter beschleunigen.“

Einen Ausweg aus dieser Misere böten die geplanten Apotheken-Plattformen. Sie stellten für viele stationäre Apotheken die „einzig realistische Möglichkeit dar, an dem wachsenden Online-Markt zu partizipieren“. Allerdings hat dies seinen Preis: Plattformanbieter wie Doc Morris und Co. behielten einen Teil der Marge ein und erhalten Zugang zu Kunden- und Verkaufsdaten. Zudem werde sich der Preisdruck aufgrund der steigenden Preistransparenz weiter erhöhen.

Trotzdem ist für Oberhammer der Weg alternativlos: „Online-Plattformen stellen die einzige Chance für stationären Apotheken dar, sich im Wettbewerb zu beweisen, größere Umsatzverluste zu vermeiden und ins digitale Zeitalter aufzuschließen. Denn Apotheken-Plattformen werden sich langfristig im Markt behaupten – wer hier nicht mitspielt, „wird es mittelfristig sehr schwer haben.“

Oberhammer rechnet damit, dass im Plattformwettbewerb an Ende nur ein bis zwei Anbieter übrig bleiben werden: „das zeigen die Erfahrungen aus anderen Märkten.“ Verbraucher würden sich nicht bei vielen Plattformen anmelden wollen. Wer als Sieger aus dem Plattformkampf hervorgehen wird, weiß auch Oberhammer nicht. Aber er kennt ein zentrales Erfolgskriterium: „Reichweite, Reichweite, Reichweite, sowohl bei den Patienten, als auch bei den angeschlossenen Apotheken“. Nur viele Apotheken anzubieten, reiche nicht aus.

Plattformen mit Beteiligung des Großhandels wie der Zukunftspakt von Noweda/Burda, Pro AvO, oder die Bemühungen des DAV könnten zwar auf ihre guten Beziehungen zu den Apotheken bauen, „aber DocMorris hat die Kunden auf seiner Seite“, so Oberhammer. DocMorris kann hingegen auf seine große Bekanntheit sowie große Kundenbasis setzen. Daher sieht Oberhammer gute Chancen, dass DocMorris am Ende als einer der Plattform-Anbieter am Markt bestehen wird.

Allerdings – völlig verändern kann sich der Wettbewerb, wenn Amazon über den Marktplatz hinaus selber ins Rennen einsteige: „Es wäre sehr verwunderlich, wenn Amazon als Apotheke in den lukrativen deutschen Arzneimittelmarkt früher oder später nicht einsteigt“, glaubt Oberhammer. Amazon habe bereits in verschiedenen Märkten Lizenzen beantragt. Auch in Deutschland hat sich Amazon bereits Amazon Pharmacy als Apothekenmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt registrieren lassen.

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