Ehemaliger Mediherz-Inhaber ist geschockt

Ex-Versandapotheker mit zwei Betrieben insolvent Carolin Ciulli, 17.10.2024 09:57 Uhr

Insolventer Apotheker: Dieter Hümmer ist zahlungsunfähig und versucht, seine beiden Betriebe in Eigenverwaltung zu retten. Foto: Mediherz
Berlin - 

Immer mehr Unternehmen kommen in finanzielle Schieflage – auch bei den Apotheken steigt die Zahl der Insolvenzen. Im unterfränkischen Schweinfurt hat es jetzt Dieter Hümmer getroffen. Der Inhaber der Herz Apotheke und der Westend Apotheke ist pleite. Der Pharmazeut ist kein unbeschriebenes Blatt: Er war DocMorris-Apotheker, führte den Versender Mediherz und wollte den Gesundheitsmarkt vor Ort revolutionieren. Jetzt will er im laufenden Betrieb seine Finanzen regeln und die Apotheken perspektivisch abgeben.

Hümmer ist in der Branche bekannt. 2005 gründete er die Versandapotheke Mediherz, die zeitweilig als eine der Top-10-Versandapotheken in Deutschland gelistet war und nach zehn Jahren von Medikamente-per-Klick übernommen wurde. Er betrieb eine DocMorris-Apotheke, flaggte nach der Übernahme des Versandgeschäfts durch Zur Rose jedoch um. 2012 wagte er den Spagat, die Online-Marke Mediherz vor Ort zu etablieren, scheiterte mit seiner Mediherz City Apotheke jedoch schon nach acht Monaten.

Auch sein Prestigeprojekt, die Westend Center Apotheke in der 2009 eröffneten Stadtgalerie, gibt es seit knapp zehn Jahren nicht mehr. Der Betrieb mit einem beleuchteten Wasservorhang und Ruhezone mit Kaffeebar nannte Hümmer damals „Mehrleistungs-Apotheke“. Es gab sogar ein „Kinderland“, damit sich Eltern in Ruhe beraten lassen konnten. 2018 öffnete dort eine Medicon-Apotheke.

Das ist mehr als ein Schock.

Seit 40 Jahren betreibt er die Westend Apotheke und die Herz Apotheke im Kaufland seit 22 Jahren. Für beide Betriebe wurde Insolvenz angemeldet. Hümmer versucht, zunächst in Eigenverwaltung aus der Krise zu kommen. Angestrebt sei ein Verkauf, sagt er. „Ich bleibe Inhaber bis Januar.“ Die finanzielle Krise ist für den 78-Jährigen eine schwere Situation. „Das ist mehr als ein Schock.“

Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Peter Roeger bestellt. Die Betriebe seien in die Insolvenz gerutscht, weil „aus den laufenden Einnahmen Verluste aus vergangenen wirtschaftlichen Fehlentscheidungen gedeckt werden mussten“, sagt er. Der Geschäftsbetrieb laufe normal weiter, beide Apotheken seien wie gewohnt geöffnet, sagt er. „Die Mitarbeiter sind weiterhin für ihre Kunden da. Das eingespielte Team ist motiviert und die Zusammenarbeit aller Beteiligten verläuft reibungslos.“

Großhändler steht zu Apotheken

Die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes sei in die Wege geleitet. Dadurch seien die Gehälter der 32 Mitarbeiter für drei Monate für beide Standorte gesichert. Für den Weiterbetrieb besonders wichtig, ist der Großhandel: „Der Hauptlieferant hat uns die erforderliche Weiterbelieferung zugesagt“, sagt Roeger. Hümmer freut sich über den Zusammenhalt: „Unsere Mitarbeiter und Geschäftspartner stehen auch in dieser schwierigen Zeit hinter uns“, sagt er.

Die Kundinnen und Kunden könnten sich weiterhin auf professionelle Beratung und die volle Verfügbarkeit der Produkte verlassen. „Wir hoffen, dass uns viele Kunden in den kommenden Wochen besuchen und uns in dieser Phase unterstützen.“ Derzeit werde an einer Fortführungslösung für die Apotheke gearbeitet. Dazu werde die finanzielle Lage genau analysiert.