Erythromycin: Ein Sensibelchen in der Rezeptur Alexandra Negt, 13.05.2022 10:32 Uhr
Viele PTA wehren sich dagegen, Erythromycin Zubereitungen mit Topitec & Co. zu rühren. Zwar beteuern die Hersteller, dass viele Cremes in den automatischen Rührsystemen sicher homogenisiert werden können. Doch den meisten PTA ist bei dem Antibiotikum die klassische Fantaschale näher. Abgesehen vom Rühren müssen die Herstellenden auch auf Faktoren wie pH-Wert und Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen achten.
Erythromycin ist bei Dermatolog:innen häufig sehr beliebt. Bei PTA steht das Antibiotikum nicht so hoch im Kurs, vor allem dann nicht, wenn außerhalb einer NRF-Rezeptur verordnet wird. Erythromycin zersetzt sich leicht, wenn der pH-Wert nicht passt. Das Ganze kann so schnell geschehen, dass der/die Anwender:innen binnen weniger Tage eine komplett wirkungslose Creme hat.
Demnach sollte das Makrolid-Antibiotikum vorzugsweise als Mono-Rezeptur verordnet werden. Im NRF findet sich beispielsweise die Hydrophile Erythromycin-Creme 1 Prozent/ 2 Prozent oder 4 Prozent (NRF 11.77.). Als einzige Kombination gibt die Sammlung eine Rezeptur mit Erythromycin und Metronidazol her. Für Kombinationen mit Antimykotika oder Gluccocorticoiden existieren keine standardisierten Vorschriften. Hier müssen sich PTA an Empfehlungen und vorliegende Stabilitätsuntersuchungen orientieren.
No-Go Salicylsäure, Konservierungsmittel und Betamethasonvalerat
Salicylsäure und Erythromycin scheinen auf den ersten Blick eine gute Kombination bei Krankheitsbildern wie Akne zu sein, doch die beiden Ausgangsstoffe sind nicht miteinander kompatibel. Ein Kompromiss-pH-Wert lässt sich nicht einstellen. Außer der getrennten Herstellung zweier Rezepturen bleibt dem/der PTA keine andere Lösung.
Als gut geeignete Grundlage für Erythromycin gilt die Basiscreme DAC. Doch häufig verordnen Dermatolog:innen abweichende Grundlagen. Diese sind unter Umständen aufgrund enthaltener Konservierungsmittel nicht geeignet. So kann bei der Verwendung von anionischer hydrophiler Creme aufgrund der enthaltenen Sorbinsäure davon ausgegangen werden, dass binnen kurzer Zeit ein pH-Wert vorliegt, der für das Antibiotikum nicht geeignet ist. Die Haltbarkeit sollte laut Bundesapothekerkammer (BAK) auf eine Woche begrenzt werden.
Betamethasonvalerat weist ein niedrigeres pH-Optimum auf als Erythromycin. Um die Rezeptur immerhin über vier Wochen stabil zu halten, sollte ein Austausch auf Betamethasondipropionat erfolgen. Dieses Cortison ist stabiler bei höheren pH-Werten, sodass Zersetzungsreaktionen wie Oxidation und Hydrolyse in eingeschränkterem Ausmaß zu erwarten sind. Zu den stabilsten Cortisonen in Dermatika gehört übrigens Triamcinolonacetonid.
Anreiben als erster wichtiger Punkt
Erythromycin kommt als weißes bis schwach gelbes Pulver in die Apotheke. Es ist nur schwer löslich in Wasser. Die PTA sollte sich bewusst sein, dass eine Suspensionszubereitung entsteht. Dementsprechend ergeben sich bei der Verarbeitung von Erythromycin ein paar Besonderheiten.
Anreiben mit MCT oder wasserfreiem Glycerin
- So wird für NRF 11.77 (hydrophile Erythromycin-Creme) beispielsweise das Anreibemittel MCT gewählt. Die Menge des Zusatzes entspricht hierbei stets der Menge Erythromycin. Bei Kombinationen mit Metronidazol sollte hingegen mit wasserfreiem Glycerol angerieben werden. Am Ende muss die Auwahl rezepturspezifisch erfolgen. Richtungsweisend ist auch die rezeptierte Grundlage: Enthält diese Glycerin, so sollte die wasserfreie Variante zum Anreiben gewählt werden. Die Zugabe eines nicht enthaltenen Stoffes sollte vermieden werden.
Erythromycin-Rezepturen neigen zur Klümpchenbildung
- Vor der Abfüllung sollte ein Austreichen zur visuellen Überprüfung erfolgen. Bei vorhandenen Klümpchen stellt das „Glattrühren“ im automatischen Rührsystem nur bedingt eine Lösung dar, da die Parameter meist höher als für die jeweilige Grundlage empfohlen gewählt werden müssen. Gerade bei Basiscreme zeigt sich bei zu hoher Umdrehungszahl und zu langer Laufzeit oftmals eine Verflüssigung der gesamten Rezeptur. Diese sollte dann erneut hergestellt werden.
Erythromycin verfügt über einen Einwaagekorrekturfaktor
- Dieser kann auch Auswirkungen auf die Menge des Anreibemittels haben. Es empfiehlt sich, bei einer „Mehreinwaage“ des Wirkstoffes auch beim Anreibemittel die entsprechende Menge einzuwiegen.