Erstmals weniger als 14.000 Inhaber:innen Patrick Hollstein, 02.02.2022 11:28 Uhr
Erneut ist im vergangenen Jahr die Zahl der Apotheken in Deutschland gesunken, und zwar auf 18.461. Das berichtet die Abda unter Berufung auf die Meldungen der Landesapothekerkammern. Die Zahl der selbständigen Apothekerinnen und Apotheker ist demnach noch stärker zurückgegangen.
Erstmals gibt es in Deutschland weniger als 14.000 selbstständige Apothekerinnen und Apotheker. Die Zahl der Inhaber:innen sank um 392 auf nur noch 13.718, dies ist ein Rückgang um 2,8 Prozent. Die Gesamtzahl der Apotheken sank um 292 oder 1,6 Prozent.
Je nach Bundesland sieht die Entwicklung unterschiedlich aus, wie eine Abfrage von APOTHEKE ADHOC bei den Landesapothekerkammern zeigt:
- Baden-Württemberg: 2340 Apotheken (13 Neueröffnungen, 33 Schließungen)
- Bayern: 2967 Apotheken (18 Neueröffnungen, 70 Schließungen)
- Berlin: k.A.
- Brandenburg: 563 Apotheken (3 Neueröffnungen, 7 Schließungen)
- Bremen: 140 Apotheken (1 Neueröffnung, 1 Schließung)
- Hamburg: 381 Apotheken (8 Schließungen)
- Hessen: k.A.
- Mecklenburg-Vorpommern: 382 Apotheken (3 Neueröffnungen, 5 Schließungen, 2 temporäre Schließungen)
- Niedersachsen: 1806 Apotheken (8 Neueröffnungen, 41 Schließungen)
- Nordrhein: 2088 Apotheken (16 Neueröffnungen, 51 Schließungen)
- Westfalen-Lippe: 1797 Apotheken (4 Neueröffnungen, 34 Schließungen)
- Rheinland-Pfalz: 916 Apotheken (3 Neueröffnungen, 16 Schließungen)
- Saarland: k.A.
- Sachsen: 939 Apotheken (2 Neueröffnungen, 15 Schließungen)
- Sachsen-Anhalt: 572 Apotheken (1 Neueröffnung, 6 Schließungen)
- Schleswig-Holstein: 614 Apotheken (3 Neueröffnungen, 15 Schließungen)
- Thüringen: 517 Apotheken (1 Neueröffnung, 12 Schließungen)
Gleich in mehreren Kammerbezirken wurden eingängige Grenzen unterschritten: In Bayern gibt es erstmals weniger als 3000 Apotheken, in Nordrhein weniger als 2100 Betriebsstätten, in Westfalen-Lippe weniger als 1800. In Hessen dürfte die Marke von 1400 Apotheken gefallen sein, in Niedersachsen wird es wohl in diesem Jahr erstmals weniger als 1800 Apotheken geben.
Die Apothekendichte liegt laut Abda nur noch bei 22 Apotheken pro 100.000 Einwohnern und damit deutlich unter dem Durchschnitt der Europäischen Union (32).
Erodierendes Fundament
Dass die Zahl der Selbstständigen so stark zurückgeht, ist für Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening eine beunruhigende Entwicklung: „Immer mehr Apothekeninhaberinnen und -inhaber geben auf, weil sie Personalprobleme haben und keine Nachfolgerinnen und Nachfolger zur Übernahme des Betriebes finden. Damit droht das Fundament des Arzneimittelversorgungssystems allmählich zu erodieren.“ Dass ein Teil der aufgegebenen Hauptapotheken als Filialen weitergeführt werde, sei nur ein schwacher Trost.
Overwiening sagt: „Die Zahl der Betriebsstätten geht seit mehr als einem Jahrzehnt zurück. Wenn die Arzneimittelversorgung in Zukunft flächendeckend bleiben soll, muss gegengesteuert werden. Wir brauchen mehr Nachwuchs für die Apotheken: junge Menschen, die dort arbeiten wollen und auch die Bereitschaft haben, eine Apotheke zu leiten und einen Betrieb zu übernehmen. Da ist die Politik gefordert. Mit verlässlichen Rahmenbedingungen für den Apothekenbetrieb und dem Abbau bürokratischer Lasten kann sie helfen, wieder mehr junge Apothekerinnen und Apotheker für die Selbstständigkeit zu begeistern.