Umsatzeinbruch durch fehlende Urlauber

Erst Lockdown, dann Wintereinbruch: Insel-Apotheken isoliert

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Berlin -

Der heftige Wintereinbruch der vergangenen Woche hat bundesweit vielen Apotheken zu schaffen gemacht. Weniger vom Schnee als von der Kälte an sich sind nun einige Apotheken auf den Nordseeinseln betroffen: Sie sind vom Fährverkehr abgeschnitten und müssen aus der Luft versorgt werden. Die Inhaber nehmen es gelassen: Schlimmer seien die Folgen des Lockdowns für die Apotheken.

Apotheken, die zu einem wesentlichen Anteil vom Touristenverkehr leben, haben ohnehin ein schweres Jahr hinter sich. Apotheken auf einigen Nordseeinseln sind nun doppelt hart getroffen: Zum Lockdown wegen der Coronapandemie kommt dort nun auch noch die heftige Wetterlage. So fahren bereits seit Montag keine Fähren mehr nach Wangerooge und Spiekeroog. Wegen zu niedriger Wasserstände und bis zu 20 cm dicken Eisschollen können die Fahrtrinnen nicht genutzt werden. Für ein paar Tage ist das gut zu verkraften, doch mittlerweile werden vor allem frische Lebensmittel wie Milch, Eier, Obst und Gemüse knapp. „Man sieht schon, dass es ein bisschen leerer wird, aber man kann nicht von Unterversorgung reden. Man kriegt immer noch was“, sagt Wangerooges Bürgermeister Marcel Fangohr.

Damit das so bleibt, werden die 1400 Einwohner von Wangerrooge seit Freitag aus der Luft versorgt. Von Harlesiel im Kreis Wittmud starten Kleinmaschinen, die das Wichtigste auf die Insel bringen. Neben frischen Lebensmitteln – deren Preise sich dann entsprechend verteuern – auch Arzneimittel. In der Insel-Apotheke Wangerroge sieht man die Situation deshalb gelassen: Das Wichtigste komme ohnehin per Flugzeug, man erwarte also keine dramatischen Engpässe. Schwieriger könne es schon auf der Nachbarinsel Spiekeroog aussehen – denn die sei ebenfalls vom Schiffsverkehr abgeschnitten, habe aber anders als Wangerooge keinen Flugplatz.

Ebendort hält Friederike Goedecke in ihrer Insel-Apotheke allein die Stellung. Seit 26 Jahren betreibt sie die einzige Offizin auf der malerischen Insel mit ihren knapp 800 Einwohnern – und nimmt die Situation gelassen. „Es war ja abzusehen, dass das passiert, deshalb habe ich mich schon eingedeckt“, sagt sie.

„Es kommt alle paar Jahre mal vor, dass die Fahrtrinnen dicht sind, fünf- oder sechsmal schon, seit ich hier bin. Wir Insulaner sind das also gewohnt.“ Deshalb sei die Apotheke ohnehin angehalten, immer einen Notvorrat für zwei Wochen vorzuhalten. Normalerweise werde sie einmal täglich per Schiff vom Großhandel versorgt – immer mit der ersten Fähre des Tages. Sollte sich die jetzige Lage weiter hinziehen, werde die Notversorgung aber per Hubschrauber sichergestellt.

Dramatischer als die aktuelle Situation sei die allgemeine Lage aufgrund der Pandemie: Spiekeroog ist wie die Nachbarinsel ein Touristenort, doch die bleiben wegen Lockdowns und Reiseverboten seit Anfang vergangenen Jahres aus. „Wirtschaftlich ist das katastrophal“, sagt Goedecke. „Wir haben mindestens ein Drittel weniger Umsatz. Saisonbestellungen wie Sonnenschutz und Mückenstichgel hatten wir schon gemacht, das ist alles verfallen, es ist sehr traurig.“ Ob sie die Pandemie wirtschaftlich überlebt, könne sie noch gar nicht sagen. „Ich hoffe es natürlich, aber es kommt drauf an, wie lange das noch dauert. Wenn der Lockdown bis Ostern beendet wird, dann sieht es gut aus.“

Immerhin habe sie vonseiten der Kammer Erleichterungen zugesprochen bekommen: So durfte sie ihre Öffnungszeiten verringern, die Apotheke ist derzeit nur von 10 bis 12 Uhr sowie 15 bis 17 Uhr geöffnet – und die Kürzung darf sie so lange beibehalten, wie Lockdown herrscht. Mit ihren zwei Angestellten könne sie sich dementsprechend koordinieren, dass sie sich kaum sehen und so unnötige Kontakte reduzieren.

Immerhin sei dafür die Infektionslage auf der Insel sehr gut: „Wir haben hier keinen einzigen Infizierten auf der Insel. Wenn man rüber nach Norderney schaut, kann man da wirklich froh sein.“ Auf Norderney gilt seit Donnerstag wegen erhöhter Infektionszahlen ein verschärfter Lockdown samt nächtlicher Ausgangssperren. Laut Kreisverwaltung liegt die Inzidenz derzeit bei über 400. Goedecke versucht unterdessen, das Beste aus der Situation auf ihrer Insel herauszuholen. „Ansonsten ist es hier ganz nett ohne Gäste, man hat die Natur für sich und viel Zeit“, sagt sie. „Man kann nichts machen, also muss man genießen, was schön ist.“

 

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