Wir bezahlen Ihr Studium! Wahlweise auch die Ausbildung. Damit lockt die Phoenix-Apotheke aus Wolfsburg potenzielle Apotheker und PTA. Für beide Seiten ein guter Deal: Die Apotheke bekommt langfristig gute Mitarbeiter, die Studenten werden finanziell und ideell unterstützt.
„Man muss etwas gegen den Fachkräftemangel tun“, sagt Helge Hagedorn. „Wir müssen die Mitarbeiter dort akquirieren, wo wir sie bekommen können. Als Arbeitgeber muss man sich Gedanken machen. Wir haben rund 50 Mitarbeiter und es gibt immer wieder Fluktuation, zum Beispiel durch Schwangerschaft oder wenn ein Lebenspartner einen Job in einer anderen Stadt annimmt.“
Kopfgeld für neue Mitarbeiter, Headhunter, Abwerbungen – in vielen Gegenden herrscht derzeit ein harter Kampf um die Besten ihres Fachs. „Abwerbeprämien halte ich für sehr falsch, es gibt immer einen, der mehr bezahlt“, sagt Hagedorn. Sein Angebot für künftige PTA und Apotheker: „Wir bezahlen Ihr Studium!“ und „Wir bezahlen Ihre PTA-Ausbildung!“ Wobei natürlich keine 100-Prozent-Finanzierung lockt. Aber das Angebot ist fair: Studenten können sich derzeit für ein Stipendium nach dem 1. Staatsexamen bewerben.
Hagedorn sagt: „Die Semesterbeiträge werden von uns übernommen, ebenso die Kosten für die Approbation und die Gebühren für amtliche Bescheinigungen.“ Zusätzlich gibt es einen Lebenshaltungszuschuss von 150 Euro im Monat und gegen Quittungen 500 Euro Materialkosten pro Halbjahr. „Das Praktische Jahr wird in einer unserer Phoenix-Apotheken absolviert“, so Hagedorn.
Die Verpflichtung für den Apotheker von morgen: Er oder sie muss nach erfolgreichem Abschluss des Studiums mindestens drei Jahre als Vollzeitkraft in einer der vier Apotheken Hagedorns in Wolfsburg und Umgebung arbeiten. Die Voraussetzungen für das PTA-Stipendium: „Wir übernehmen die Kosten der Ausbildung an der Dr. von Morgenstern Schule“, erklärt Hagedorn . Kostenpunkt: 894 Euro pro Halbjahr. „Wir bezahlen auch die Prüfungskosten sowie gegen Nachweis 500 Euro Büchergeld pro Halbjahr.“ Für PTA gilt nach Ausbildungsende der selbe Deal wie bei Apothekern: Nach dem erfolgreichen Abschluss muss man mindestens drei Jahre als Vollzeit-PTA bei Hagedorn arbeiten.
Ein Blick in die Zukunft hat den Wolfsburger von seiner Idee überzeugt. „Die Personalsituation wird sich in Zukunft in Apotheken nicht deutlich verbessern. Mit unserem Stipendium haben wir in zwei bis drei Jahren Personal, mit dem wir rechnen und das wir einsetzen können.“
Für die Stipendien macht er in den Apotheken seiner Frau, an der TU Braunschweig und an allen Gymnasien in Wolfsburg Werbung. Auch in PTA-Schulen rührt er die Werbetrommel. Für das PTA-Stipendium gibt es derzeit fünf Bewerber, ein bis zwei Stipendien sind zu vergeben. „Bei den Pharmazeuten vergeben wir ein Stipendium. Wir suchen Bewerber, die interessant sind“, so Hagedorn. Denn er wünscht sich junge Menschen, die für den Beruf brennen. Derzeit liegt eine Bewerbung vor.
Und wenn das Leben dazwischenkommt, ein Stipendiat auswandern möchte, schwanger wird oder einfach seine Pläne ändert? „Dann muss er das Geld zurückzahlen“, sagt Hagedorn. Deal ist Deal. Umgekehrt besteht nicht die Gefahr, dass die Vereinbarung nicht eingehalten wird: „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir keinen Bedarf an neuen Mitarbeitern haben, ist sehr gering. Aber sollte es so sein, müssen die Stipendiaten das Geld nicht an uns zurückzahlen.“
Die Idee ist nicht neu, so hat zum Beispiel der Apothekenverbund Maxmo für das Ausbildungsjahr 2016/17 ein Stipendiatenprogramm ins Leben gerufen. Bislang wurde zwei PTA der Einstieg ins Berufsleben finanziell erleichtert.
Neben der finanziellen Förderung der Ausbildung stellt Maxmo seinen Stipendiaten auch eine anschließende Übernahme und übertarifliche Bezahlung in Aussicht. Während der Ausbildung absolvieren die angehenenden PTA ihr Praktikum in einer der Maxmo-Apotheken und können in den Ferien oder am Wochenende in einer Verbundapotheke arbeiten. Die Privilegierte Adler Apotheke Hamburg hat 2016 drei Pharmaziestudenten ein Bücherstipendium gewährt. Bis zum Ende ihres Studiums erhalten sie 50 Euro monatlich.
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