Solange das Gesetz gegen Lieferengpässe noch nicht greift, nutzen auch die Ersatzkassen noch ihre Chance: Ab Juli gelten neue Rabattverträge für viele Antibiotika, sowohl in Saft- als auch in Tablettenform, teils sogar Exklusivverträge.
Die Verträge gelten für zwei Jahre für die Versorgung von Versicherten der DAK, KKH, Barmer, TK, Handelskrankenkasse (hkk) und Hanseatischer Krankenkasse (HEK). Erneut sind viele Antibiotika dabei, zumindest bis zum Inkrafttreten des Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetzes (ALBVVG) bestehen damit neue Rabattverträge für die entsprechenden Präparate. Im Referentenentwurf ist zwar unter anderem vorgesehen, dass Kinderarzneimittel von Ausschreibungen ausgenommen werden – das Gesetz wird allerdings frühestens im August in Kraft treten, und unklar ist auch, ob laufende Rabattverträge dann außer Kraft treten. Die Lieferengpässe betreffen obendrein längst nicht mehr nur Kinderarzneimittel, viele Antibiotika sind seit mehreren Monaten auch in Tablettenform nur schlecht bis gar nicht verfügbar.
Für Cefuroxim-Saft schlossen alle Ersatzkassen einen Exklusivvertrag mit Hersteller Sun ab, bei Azithromycin als Pulver zur Herstellung einer Suspension erhielten zwei Hersteller die Zuschläge: Hexal/1A und HEC. Cefuroxim-Tabletten liefern für die TK, hkk und HEK ab Juli Puren und Sun, die Barmer schloss Verträge mit Aristo, Ascend und Sun. Exklusivverträge für das Antibiotikum gingen DAK und KKH mit Hersteller Puren ein.
Für Cefaclor in Tablettenform haben die TK, hkk und HEK Exklusivverträge mit Eberth abgeschlossen, Barmer, DAK und KKH haben zusätzlich Basics als Rabattpartner gewonnen. Beim Cefaclor-Saft für Kinder sind alle Ersatzkassen Verträge mit drei Partnern eingegangen: Basics, Aliud/Stada und Eberth erhielten die Zuschläge.
Für die Ciprofloxacin-Filmtabletten erteilten TK, hkk, HEK und Barmer die Zuschläge an Hexal/1A und HEC, DAK und KKH holten zusätzlich Basics mit ins Boot.
Für Penicillin V (Phenoxymethylpenicillin) und Amoxicillin-Säfte gab es jeweils zwei Gebote, beide wurden angenommen, sodass Hexal/1A und Teva/Ratiopharm Lieferanten sind. Für Amoxicillin-Tabletten wurden sogar sieben Gebote abgegeben, die Hersteller Hexal/1A, Puren und Aristo erhielten die Zuschläge. Puren bringt dafür im Juli entsprechende neue Produkte auf den Markt.
Die Zuschläge für Roxythromycin erhielten Aristo, Hexal/1A und Aliud/Stada, auch bei Azithromycin wurden Verträge mit jeweils drei Herstellern geschlossen: Partner von TK, hkk, HEK, DAK und KKH sind Hexal/1A, Teva/Ratiopharm und HEC, bei der Barmer sind es Aristo, Hexal/1A und HEC.
Bei Nitrofurantoin, Trimethoprim/Sulfamethoxazol (Cotrimoxazol) und Ofloxacin-Tabletten ist es zu keiner Einigung gekommen.
Es waren aber nicht nur Antibiotika ausgeschrieben, auch Blutdrucksenker sind Bestandteil der neuen Verträge. Die Lieferengpässe bestehen auch bei dieser Wirkstoffgruppe weiterhin, wie vor kurzem eine aposcope-Befragung unter Apotheker:innen und PTA zeigte.
Den Zuschlag für Bisoprolol erhielten von der TK, hkk, HEK, DAK und KKH Hexal/1A, Dexcel und Zentiva, die Barmer schloss Verträge mit Hexal/1A, Teva/Ratiopharm und Zentiva.
Für Hydrochlorothiazid wurden Verträge mit Hexal/1A und Dexcel geschlossen, neue Verträge gibt es auch bei Metoprololsuccinat: TK, hkk und HEK schlossen Exklusivverträge mit Hexal/1A ab, die Barmer gewährte die Zuschläge Hexal/1A, der Bietergemeinschaft (BG) Viatris und Teva/Ratiopharm. DAK und KKH schlossen Verträge mit Aliud/Stada, BG Viatris und Hexal/1A ab.
Die Zuschläge für Ramipril erhielten Aliud/Stada, Hexal/1A und Teva/Ratiopharm, nur DAK und KKH entschieden sich statt Teva/Ratiopharm für Zentiva.
Für Clopidogrel sicherte sich Puren die Exklusivverträge mit allen genannten Kassen. Bei Metformin entschieden sich die Kassen ebenfalls einheitlich: Heumann, Juta und Zentiva sind ab Juli Rabattpartner. Auch für Omeprazol und Pantoprazol wurden Rabattverträge mit jeweils drei Partnern geschlossen.
APOTHEKE ADHOC Debatte