Das E-Rezept kann kommen – aufhalten lässt es sich ohnehin nicht. Wenige Monate vor dem offiziellen Launch fühlen sich laut der aktuellen apsocope-Digitalisierungsstudie „Status Quo 2020: Digitalisierung in der Apotheke” vier von zehn Apothekenleitern halbwegs gut vorbereitet. Dennoch bleibt die Skepsis vor allem bei den Inhabern groß.
40 Prozent der befragten Inhaber geben an, dass sie sich gut auf das E-Rezept vorbereitet fühlen. Weitere 29 Prozent sind der Meinung, dass ihre Apotheke „mittelmäßig“ ist. Die übrigen 31 Prozent fühlen sich laut eigener Angabe „eher nicht“ bis „überhaupt nicht“ vorbereitet. Über das komplette Apothekenteam hinweg fühlen sich 45 Prozent nicht vorbereitet – vermutlich, weil in den meisten Apotheken das Thema bislang Chefsache ist.
Wie sehen die Maßnahmen bislang aus? Mehr als die Hälfte der Inhaber (56 Prozent) hat bereits Beratungen zur notwendigen technischen Infrastruktur in Anspruch genommen, je 26 Prozent haben einen Konnektor und ein TI-Sofwaremodul bestellt beziehungsweise ein Update des Apothekenverwaltungssystems vorgenommen. 21 Prozent haben sogar schon ihre Kunden über die bevorstehende Einführung informiert. Auf der anderen Seite haben 23 Prozent bisher keine Maßnahmen getroffen, um sich auf die Einführung des E-Rezepts vorzubereiten.
Auf Grundlage des von der Gematik herausgegebenen technischen Anforderungskatalogs für die Einführung des E-Rezepts haben die Marktforscher einen sogenannten E-Rezept-Readiness-Index (ERI) erstellt. Auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten erzielen die Apotheken demnach aktuell einen durchschnittlichen Indexwert von 26 Punkten.
Mittelgroße Apotheken mit 6 bis 10 Mitarbeitern haben derzeit am häufigsten Maßnahmen im Hinblick auf die Einführung des E-Rezepts getroffen und erreichen einen Indexwert von 33 Punkten. Regional betrachtet ist der Norden mit einem ERI von 33 Punkten am besten aufgestellt, gefolgt von Süd (28 Punkte), Ost und West mit je 23 Punkten.
Nach wie vor fürchten knapp zwei Drittel der Inhaber (63 Prozent), dass das E-Rezept vor allem Nachteile bringt; nur 27 Prozent sehen eher Vorteile. Deutlich positiver sieht die Einstellung in den Teams aus: 41 Prozent der PTA sehen eher Vorteile, weniger als ein Drittel (30 Prozent) eher Nachteile. 29 Prozent trauen sich keine Einschätzung zu.
Die größten Vorteile des E-Rezepts sind aus Apothekensicht die Reduzierung des Papierverbrauchs (63 Prozent) und die Vermeidung von Übertragungsfehlern (54 Prozent). Auf der anderen Seite werden vor allem die Stärkung des Versandhandels (72 Prozent), Risiken bei Datenschutz und Datensicherheit sowie Begünstigung von Online-Konkurrenz aus dem Ausland (jeweils 66 Prozent) am häufigsten als Nachteile genannt. 51 Prozent sehen außerdem die Umstellung von Hard- und Software als Herausforderung.
69 Prozent der Apothekenleiter sind daher der Meinung, der Deutsche Apothekerverband (DAV) sollte eine App schaffen, die in Zukunft als erste Anlaufstation für das E-Rezept dienen kann. Weitere 20 Prozent sehen diese Aufgabe bei der Gematik, nur 2 Prozent halten private Anbieter dafür geeignet. 9 Prozent hatten keine Meinung.
Nichtsdestotrotz arbeiten die Apotheken bei Fragen zur Digitalisierung aktuell oder künftig eher mit ihren Geschäftspartnern zusammen als mit ihrer Interessenvertretung:
Für „Status Quo 2020: Digitalisierung in der Apotheke“ wurden vom 18. bis 21. Februar insgesamt 514 verifizierte Apotheker und PTA online befragt. Die Beantwortung des Online-Fragebogens dauerte im Durchschnitt 19 Minuten. Die Studie liefert umfangreiche Antworten auf mehr als 50 Fragen und kann ab sofort hier bestellt werden. aposcope bietet Online-Marktforschung im Apotheken- und Pharmamarkt und liefert zielgenaue Marktforschungsergebnisse innerhalb weniger Stunden. Das Panel besteht aus mehr als 2100 verifizierten Apothekern und PTA.
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