ApoRetro – Der satirische Wochenrückblick

ePA: e(inreichen) P(apier) A(potheke)

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Berlin -

Die „ePA für alle“ kommt, wobei die Abkürzung zum Start nicht für „elektronische Patientenakte“ steht, sondern für „Einreichen von Papier in der Apotheke“. Denn der Rollout kommt nicht später, sondern nur ein bisschen anders, wie das Bundesgesundheitsministerium (BMG) erklärt.

Die „ePA für alle“ kommt – und mit ihr nun endlich die überfällige Rundum-Digitalisierung des Gesundheitswesens. Vom größten eHealth-Projekt weltweit war beim „ePA-Summit“ in Essen am Dienstag die Rede – doch die Angst, dass es zu einer Panne kommen könnte, ist allen Beteiligten anzumerken: Nach 20 Jahren Vorlaufzeit, einem versenkten Milliardenvermögen und vor allem nach dem verpatzten ersten Anlauf beim E-Rezept darf diesmal einfach nichts schief gehen.

Zwar beteuern alle Beteiligten, dass es bei einem solchen Projekt am Anfang auch mal ruckeln darf. Aber im Grunde weiß jeder, dass das nicht stimmt: Die Gegner des Fortschritts lauern doch nur, dass irgendein Fehler passiert. Und dafür will nun wirklich niemand in der Verantwortung stehen.

Also hat das BMG kurzerhand entschieden, dass vor der Pilotphase noch eine Testphase eingeschoben wird. Ziel ist es herauszufinden, ob sich die Prozesse in der analogen Welt abbilden lassen, um sie dann in die digitale Sphäre zu übertragen. Also werden die Versicherten von ihren Krankenkasse angeschrieben: Sie erhalten ihren Medikationsplan und die Aufforderung, diesen in die Apotheke zu bringen. Niedrigschwellige Anlaufstelle und so.

Dort werden die Listen zusammen mit Kopien beziehungsweise Ausdrucken aller künftigen Rezepte abgeheftet und eingelagert. Auf Wunsch wird die Patientenakte dann an die Arztpraxis gefaxt, wo sie dann im Patientengespräch genutzt, handschriftlich ergänzt und an die Apotheke zurückgefaxt werden kann. Jeder Auszug wird abgeheftet und archiviert

Vierwöchige Pilotphase

Da das Modell reibungslos funktioniert, kann die Testphase zügig abgeschlossen und die Pilotphase begonnen werden. Diese – und hier endet die Satire und beginnt die Wirklichkeit – startet am 15. Januar mit dem Freischalten der Aktenkonten, zunächst für Versicherte in Franken und Hamburg, den Modellregionen der Gematik, sowie den PLZ-Gebieten der Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe. Nach vier Wochen soll dieser Prozess abgeschlossen sein und für jeden Versicherten, der nicht widersprochen hat, eine Akte angelegt sein, die dann permanent mit Daten vom E-Rezept-Fachdienst gefüttert wird.

Ebenfalls bis Mitte Februar läuft die Pilotphase für die beteiligten Leistungserbringer. Hier gibt es eine einwöchige Warmup-Phase, in der Praxen und Apotheken, um sich mit den Funktionen vertraut machen können, ohne das zunächst mit echten Akten gearbeitet wird. „Hier schauen wir, funktioniert die TI noch und was sind die Auswirkungen, damit wir das System dann langsam hochfahren können“, so Lena Dimde, Produktverantwortliche für die ePA bei der Gematik. Dann bleiben drei Wochen, um möglichst alle Anwendungsfälle zu erproben: „Wir werden hier die einzelnen Funktionalitäten der ePa durchspielen, um zu sehen, ob alles funktioniert.“

Ab Sommer soll es dann richtig losgehen, nach und nach sollen auch Befunde eingespielt und schließlich auch der Medikationsprozess eingebunden werden.

Nicht alle Beteiligten halten den ehrgeizigen Zeitplan für realistisch. Weil aber gesetzlich Sanktionen vorgesehen sind – von der Kürzung der TI-Pauschalen bis hin zum Ausschluss von Marktteilnehmern – musste das BMG in dieser Woche tatsächlich nachjustieren: Für die Softwarehäuser wird noch schnell eine abgespeckte Zertifizierung eingeführt, erst mit dem Rollout braucht es dann ein vollwertiges Konformitätsbewertungsverfahren (KOB).

Ob das zu dem hohen Anspruch an das Projekt passt oder nicht doch zu Lasten von Qualität oder Zeitplan geht? Man weiß es nicht. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ließ umgehend ausrichten, dass alles nach Plan laufe. Und falls dem doch nicht so sein sollte, das sollte dieser kleine Exkurs aufgezeigt haben, könnte man ja doch noch auf die Aktenordner in den Apotheken wechseln. Schönes Wochenende!

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