Trotz ordentlicher Dokumentation

Engpass-Retax: „Wie ein Schlag ins Gesicht“

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Berlin -

Ozempic (Semaglutid), Trulicity (Dulaglutid), Victoza (Liraglutid): Bereits seit März 2022 befinden sich diese Präparate im Lieferengpass. Dennoch trudeln – trotz ordentlicher Dokumentation – immer wieder Retaxationen wegen verspäteter Einreichung in der Pinguin-Apotheke in Rostock ein. „Ich kann das absolut nicht nachvollziehen“, ärgert sich die angestellte Apothekerin Esther Becker.

„Wir haben uns genau beim Apothekerverband bezüglich der Dokumentation und des Vermerks auf dem Rezept informiert und sind genau so vorgegangen, wie es im Rahmenvertrag vorgegeben ist“, berichtet die Apothekerin. „Trotzdem haben wir bislang neun Absetzungen wegen verspäteter Einreichung bekommen.“

Zwar handle es sich laut Becker um keine Nullretax, sondern glücklicherweise nur um Gebühren wegen Fristüberschreitung. „Bei der Menge häuft sich da dennoch eine nette Summe an. Und das, obwohl wir nichts falsch gemacht haben.“

Retaxflut seit März

Ein Beispiel: Ende September 2023 wurde ein Rezept mit zwei Zeilen vorgelegt. Das Präparat Humalog (Insulin lispro) konnte sofort abgegeben werden; die verspätete Abgabe des Engpass-Präparats Trulicity wurde Anfang Dezember 2023 gesondert wegen des Lieferengpasses auf dem Rezept dokumentiert. „Es wurde formal alles richtig gemacht, trotzdem retaxierte die Krankenkasse aufgrund verspäteter Einreichung. Solche Retax-Fälle sind unverständlich und besonders ärgerlich“, findet die Approbierte.

Die erste Retaxation dieser Art ging im März ein; wie viele noch folgen werden, sei nicht abzusehen. Schließlich stehen für Ozempic, Victoza & Co. rund 100 Patient:innen in der Pinguin-Apotheke auf der Warteliste.

Frustrierende Mehrarbeit

Für Becker bedeutet das eine zusätzliche und frustrierende Mehrarbeit, die nur mit der Hoffnung verbunden ist, dass sich der Widerspruch auch lohnt. Der finanzielle wie personelle Aufwand stehe in keinem Verhältnis zum Aufwand, der wegen der Lieferengpässe betrieben werde, findet die Approbierte.

„Den Frust einiger Kundinnen und Kunden bekommen wir natürlich auch zu spüren“, berichtet sie. Neben der Aufgabe, die dringend benötigen Arzneimittel zu beschaffen, sei es dann auch am Apothekenteam, die Kundschaft über die Engpässe aufzuklären. „Im Zuge dessen haben wir unser Großhandelsangebot von zwei auf vier erweitert, um noch lieferfähiger zu werden“, erklärt Becker.

„Die Engpässe belasten stark im Arbeitsalltag und sind zu einer zeitlich immensen Aufgabe geworden“, bedauert sie. „Im Verhältnis dazu sind die Retaxation wie ein Schlag ins Gesicht dafür, dass man sich kümmert. Wir gehen korrekt vor und die Kasse möchte uns dennoch Geld dafür abziehen. Das können wir hier im Team absolut nicht nachvollziehen.“

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