Engpass-Listen für Praxis und Ambulanz Alexander Müller, 12.12.2022 13:13 Uhr
Lieferengpässe sorgen in den Apotheken für enormen Mehraufwand. Dieser ließe sich zumindest begrenzen, wenn die Ärzt:innen über die aktuellen Ausfälle Bescheid wüssten. Weil die Software in den Praxen das nicht hergibt, müssen die Apotheken improvisieren.
Eine Wolfsburger Apotheke beispielsweise versorgt die umliegenden Praxen sowie die Notfallambulanz der Klinik regelmäßig mit verschiedenen Listen: Auf der Black List stehen Medikamente, die nicht oder über einen längeren Zeitraum so gut wie nicht verfügbar sind. So können die Ärzt:innen schon bei der Verordnung Alternativen prüfen.
Neben der „Ausfallliste“ informiert die Apotheke die Praxen aber auch mit einer Art Positivliste, welche Präparate zu typischen Indikationen gut erhältlich sind. Das macht zwar auch Arbeit, die Apotheke fährt damit aber besser, als jeden Engpass einzeln zu lösen. Vor allem die Patient:innen profitieren, wenn sie nicht erneut zur Praxis müssen, um sich ein neues Rezept zu holen.
Doch bei manchen Produkten gibt es schlicht keine Alternative. Dann müssen die Apotheken den Mangel verwalten. Fiebersäfte für Kinder mit Ibuprofen oder Paracetamol geben viele Kolleg:innen nur noch einzeln oder auch nur auf Rezept aus. Gerade für ältere Kinder werden aktiv andere Darreichungsformen empfohlen, um die Säfte für die Kleinsten vorrätig zu haben.
Abda fordert Engpass-Prämie
Besonders nervenaufreibend sind die Engpässe im Notdienst. Um die Eltern des fieberkranken Kindes nicht wieder wegschicken zu müssen, halten sich viele Apotheken einen Notvorrat für die Dienste zurück. Mehrere Stunden am Tag gingen mittlerweile allein für das Management der Engpässe drauf, berichten mehrere Inhaber:innen. Abda-Präsidentin Gabriele Overwiening forderte unlängst eine Honorierung dieser Leistung.
Immerhin hat das Thema inzwischen eine gewisse öffentliche Aufmerksamkeit erreicht. Die Zeitungen sind voll mit Berichten über Engpässe, das Problem der Lieferketten wird thematisiert. Damit steigt der Druck auf die Politik, auch wenn mit einer schnellen Lösung nicht zu rechnen ist. Neben den Fiebermitteln gibt es Engpässe bei wichtigen Antibiotika und gängigen Dauermedikationen wie Blutdrucksenkern.