Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat Engpässe beim Grippeimpfstoff bestätigt, aber Befürchtungen zurückgewiesen, dass dies zu Versorgungsproblemen führe: Es könne momentan lokal und zeitlich zu Lieferengpässen kommen, sagte er am Mittwoch in Berlin. „Das heißt aber nicht, dass wir Versorgungsengpässe bei diesem Grippeimpfstoff haben.“ Auf die Nachfrage zur Auslieferung der nationalen Reserve reagierte er regelrecht gereizt.
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat laut Spahn für diese Saison 6 Millionen Dosen zusätzlich bestellt, sodass die Gesamtzahl bei 26 Millionen liegt. „So viele Impfdosen standen noch nie zuvor in Deutschland für die Grippeimpfung zur Verfügung“, sagte Spahn. Er wies darauf hin, dass im vergangenen Jahr lediglich 14 Millionen Dosen verimpft wurden – und damit aktuell fast doppelt so viele Dosen erhältlich seien.
Der Impfstoff werde aber nicht an einem Tag ausgeliefert, sondern werde nach und nach freigegeben und entsprechend Woche um Woche ausgeliefert. „Es kann im Moment lokal und zeitlich zu Engpässen kommen, das heißt aber nicht, dass wir Versorgungsengpässe haben“, so Spahn.
Er wundere sich, dass über Engpässe berichtet werde, antwortete er auf die Nachfrage von APOTHEKE ADHOC, wie die Zeit bis zur Auslieferung der nationalen Reserve überbrückt werden solle: „Das Wissen müsste doch eigentlich da sein, dass der Grippeimpfstoff nicht an einem Tag ausgeliefert wird.“ Laut Spahn sind die 19 Millionen regulär bestellten Dosen noch gar nicht komplett ausgeliefert – dass im Oktober alles weg sei, habe es noch in keiner Saison gegeben. „Jeder, der vom Fach ist, weiß das“, wiederholte er.
Die Auslieferung der nationalen Reserve erfolge ebenfalls „Zug um Zug“ und beginne in den kommenden Wochen – und zwar über die eingeübten regulären Kanäle: vom Hersteller über den Großhandel in die Apotheke. Spahn rechnet damit, dass bis in den Januar hinein aus dem Bundesbestand ausgeliefert wird.
Allerdings räumte er ein, dass es für den hochdosierten Impfstoff Fluzone (Sanofi-Aventis) für Menschen ab 65 Jahren noch kein Konzept gibt. Hier hat der Bund laut Spahn 500.000 Dosen bestellt. „Wir müssen noch den richtigen Weg finden, wie wir diesen zur Zielgruppe bringen.“
Laut Spahn ist es ein „ermutigendes Zeichen“, dass die Nachfrage so groß ist, dass in einigen Regionen die Bestände schon leer sind. Es wäre viel schlechter, wenn der Impfstoff zwar ausgeliefert sei, aber nicht verimpft werde, versuchte er zu beruhigen. Es sei sinnvoll, sich auch noch im November oder Dezember impfen zu lassen.
Was er aber auch nicht wolle, sei ein retardierendes Moment: „Wir wollen, dass sich möglichst viele Menschen möglichst frühzeitig impfen lassen.“ Wenn dann im Januar oder Februar der Impfstoff tatsächlich ausverkauft sei, habe man ein Luxusproblem. Denn dann sei die Impfquote erreicht. „Dann wäre ich ein glücklicher Minister!“
In den vergangenen Jahren hätten jeweils 4 bis 6 Millionen Impfstoffdosen vernichtet werden müssen. Er wolle dafür werben, dass das diesmal anders laufe und alles verimpft werde. „Bitte gehen sie zur Grippeimpfung!“ Ein kleiner Pieks biete einen dreifachen Schutz, so Spahn: „Ich schütze mich, mein Umfeld und das Gesundheitssystem vor Überlastung.“ Je weniger Menschen an Grippe erkrankten, desto mehr Kapazitäten stünden für andere Patienten, vor allem für Covid-19-Erkrankte zur Verfügung.
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