Lieferengpässe machen den Apotheken das Leben schwer – wer beim Großhandel, beim Hersteller oder auf anderen Wegen noch Ware ergattern kann, kann dies mitunter als Erfolg feiern. Mit Pharma Mall hat die Industrie schon vor Jahren einen eigenen Shop eingerichtet, doch hier werden offenbar falsche Verfügbarkeiten anzeigt. Apotheken ärgern sich über abgesagte Bestellungen.
Ein Apotheker aus Bergisch Gladbach, der namentlich nicht genannt werden will, ärgert sich. Schon wieder wurde eine Bestellung durch den Customer Service von Pharma Mall abgesagt. Er wollte eigentlich Medikamente vom Generikahersteller Puren bestellen: „Mittlerweile betrifft es alle Artikel von Puren. Ich kann unseren Kunden keine verbindliche Zusage mehr machen. Wenn eine Bestellung für Medikamente von Puren über Pharma Mall rausgeht, wird mir erst angezeigt, dass alles lieferbar ist und wenig später wird die Bestellung doch abgesagt.“
Er müsse dann erst umständlich nach einer Alternative für das Medikament suchen. Dies sei heutzutage nicht leicht: „Aufgrund der vielen Lieferengpässe fallen oft Alternativen weg. Ich muss mich zudem auch an Rabattverträge halten. Wenn ich etwas anderes abgebe als vorgeschrieben, muss ich das auch auf dem Rezept dokumentieren und riskiere zudem noch eine Retax von der Krankenkasse. Wir haben somit viel mehr Arbeit.“
Er findet es merkwürdig, dass er plötzlich für diverse Arzneimittel nur eine Bestellung über 30 Packungen aufgeben könne: „Selbst wenn ich dann zustimme und sage, ich nehme die 30 Stück, bekomme ich wenig später die Stornierung der Bestellung.“ Die Problematik bestehe nicht erst seit Kurzem. „Puren kann sowieso schon schlecht liefern. Über den Großhandel zu bestellen, bereitet uns große Schwierigkeiten.“
Der Hersteller weist die Vorwürfe von mittlerweile mehreren Apotheker:innen von sich. Der Webshop würde häufig aktualisiert. Derzeit bestünden jedoch Personalengpässe und so sei es schwierig auf aktuellem Stand zu sein, so eine Sprecherin auf Anfrage von APOTHEKE ADHOC.
Pharma Mall selbst betont, dass schon bei der MSV3-Registrierung seitens der Apotheke in einem Schreiben deutlich gemacht werde, dass sich die Verfügbarkeitsanfrage lediglich auf die generelle Bestellmöglichkeit eines Artikels über den MSV3-Bestellkanal über die Warenwirtschaft beziehe. Das habe nichts mit der Lieferbarkeit zu tun. Hier müsste an der Transparenz gearbeitet werden, räumt ein Sprecher ein: Pharma Mall habe keinen Zugriff auf den aktuellen Lagerbestand der Hersteller. Diese Information sei nicht darstellbar.
Im Webshop des jeweiligen Herstellers dagegen zeige das Ampelsystem die gemeldete Verfügbarkeit: Grün bedeute, der Artikel sei tatsächlich lieferbar. Bei Medikamenten mit hoher Nachfrage sollten Apotheker:innen jedoch besonders schnell sein. Es könne vorkommen, dass die Ampel innerhalb von wenigen Minuten von Grün auf Rot springe, so der Sprecher. „Die Kommunikation ist an dieser Stelle tatsächlich etwas unglücklich, wir wollen aber für mehr Transparenz sorgen.“
Tatsächlich klagen Apotheken auch beim Hersteller Zentiva immer wieder über ähnliche Probleme: Gerade Ibuflam sei nur ganz selten zu bekommen. Wenn dann Ware angezeigt werde, sei diese mitunter schon beim Abschluss der Bestellung wieder weg. Andere Kolleg:innen haben die Erfahrung gemacht, dass Bestellungen zwar übertragen, aber hinterher abgesagt werden.
Ursprünglich wurde Pharma Mall eingerichtet, um kontingentierte Ware fair verteilen zu können. Aber auch hier gibt es Probleme, denn wenn eine Apotheke über den hinterlegten Bedarf hinaus bestellen will, etwa weil im Umfeld eine Apotheke geschlossen hat und Patient:innen gewechselt sind, muss dann doch wieder direkt mit dem Hersteller nachverhandelt werden. Dazu kommt, dass bei Pharma Mall die Ware direkt bezahlt werden muss, was bei Hochpreisern an Liquidität kostet.
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