Seit 2015 ist die „Pille danach“ rezeptfrei. Als Notfallkontrazeptiva kommt neben Levonorgestrel (LNG) auch Ulipristalacetat (UPA). Während der ältere Wirkstoff bereits seit Jahren auch in Form von Generika erhältlich ist, hatte der Hersteller HRA mit EllaOne ein Monopol. Jetzt ist das Patent abgelaufen.
LNG findet bereits seit 1979 Anwendung, UPA seit etwa zehn Jahren. Seit Kurzem ist auch der jüngere Wirkstoff generisch: Ende Mai lief der Patentschutz ab. Hexal hat mit Lencya 30 mg bereits ein Generikum ins Sortiment aufgenommen, das ab sofort lieferbar ist. Außerdem haben Mylan mit Femke 30 mg und Aliud mit Ulipristalceatat AL 30 mg ebenfalls Generika zu EllaOne auf dem Markt.
Die Preise liegen deutlich niedriger: Das Präparat von Hexal liegt mit 32 Euro unter dem Original (36 Euro); das Produkt von Stada reiht sich 30 Euro auf dem Niveau der Reimporte ein. Mylan ruft mit 26 Euro den geringsten Preis auf. Zum Vergleich: Unter den LNG-haltigen Produkten liegt PiDaNa (HRA) bei 23 Euro, die Generika von Stada und Aristo liegen bei 14 beziehungsweise 1 Euro.
UPA gehört mit einem Anteil von zwei Dritteln zu dem bevorzugten Wirkstoff gegen einen ungewollte Schwangerschaft. Auf ein LNG-haltiges Präparat sollte nur im Einzelfall zurückgegriffen werden, beispielsweise bei Asthmapatienten, die orale Gluccocorticoide einnehmen, oder Stillende, die eine möglichst kurze Stillpause einlegen möchten. Bei diesem Wirkstoff muss nach der Einnahme acht Stunden auf Stillen verzichtet werden, bei EllaOne eine ganze Woche.
Bei rechtzeitiger Einnahme können beide Wirkstoffe den Eisprung verschieben. Einen hundertprozentigen Schutz gibt es dennoch nicht. Hat der Eisprung bereits stattgefunden, sind beide Substanzen unwirksam. Weil der genaue Zeitpunkt nicht genau vorhergesagt werden kann, wird die Einnahme beider Wirkstoffe zu jedem Zykluszeitpunkt empfohlen. Generell sollten Notfallkontrazeptiva nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr so schnell wie möglich am besten innerhalb von zwölf Stunden nach der Verhütungspanne eingenommen werden. Nach der Einnahme besteht kein Verhütungsschutz für den Rest des Zyklus.
LNG ist ein synthetisches Gestagen und kann bis zu 72 Stunden (drei Tage) nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr zum Einsatz kommen. Gleiches gilt für den Progesteron-Rezeptor-Modulator UPA, der darüber hinaus bis zu 120 Stunden (fünf Tage) geschluckt werden kann. Liegt der Zeitpunkt des ungeschützten Geschlechtsverkehrs länger als fünf Tage zurück, ist die Frau an einen Gynäkologen zu verweisen. Gleiches gilt bei Verdacht einer bestehenden Schwangerschaft.
Die Wirksamkeit von LNG und UPA kann durch Induktoren von CYP3A4 gemindert werden. Eine Interaktion ist unter anderem möglich mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln wie dem Antibiotikum Rifampicin, den HIV-Therapeutika Efavirenz und Ritonavir, den Antiepileptika Phenytoin und Carbamazepin oder dem rezeptfreien Johanniskraut. Frauen, die innerhalb der letzten vier Wochen vor der Verhütungspanne einen CYP3A4-Induktor eingenommen haben, sollten auf die Anwendung von UPA verzichten. In diesem Fall ist die Kupferspirale, die auch noch fünf Tage nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingesetzt werden kann, eine sichere Alternative. Möglich wäre auch die Gabe der doppelten Menge LNG (3 mg statt 1,5 mg) innerhalb von 72 Stunden nach der Panne.
Notfallkontrazeptiva werden bis zum vollendeten 22. Lebensjahr von den Kassen erstattet, vorausgesetzt, sie sind auf einem Muster-16-Formular ärztlich verordnet. Liegen schwere Leberfunktionsstörungen vor, ist die Anwendung beider Wirkstoffe nicht empfohlen.
Der Beitrag erschien im Original bei PTA IN LOVE. Jetzt Newsletter abonnieren!
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