„Ich muss das noch einmal gegenscannen“

Securpharm: Eine Apothekerin zieht Bilanz

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Berlin -

Das System Securpharm zum Schutz vor Arzneimittelfälschungen ist ein Jahr aktiv. In dieser Zeit wurden mehr als eine Milliarde Data-Matrix-Codes erfasst und auf Echtheit geprüft. Welche Probleme und Schwierigkeiten mit dem System auftreten und womit Apothekenmitarbeiter nach einem Jahr manchmal immer noch zu kämpfen haben, berichtet eine Apothekerin.

Janina Irwin ist Apothekerin in der BezirksApotheke in Berlin Mitte. Zum Start von Securpharm in der damals noch BerlinApotheke in der Filiale im Bezirk Pankow sagte die Apothekerin vor einem Jahr: „Aufgeregt bin ich erst, wenn etwas nicht funktioniert.“ Trotzdem herrschte ein wenig Unsicherheit, da man eben doch nicht wusste, ob sich mit der Umstellung etwas ändert.

Vor allem in den ersten Wochen nach Einführung des Systems traten vermehrt Serverprobleme auf, von denen auch die Apothekerin berichtet. Diese haben sich aber deutlich in Frequenz und Ausmaß reduziert. Abgesehen von den gelegentlichen Wartungen in der Nacht, welche nur im Notdienst für etwas Unmut sorgen, seien die Ausfälle in diesem Punkt deutlich besser geworden.

Ein weitaus größeres Problem, das sich aber weniger auf das System bezieht, aber dieses dennoch häufig außer Gefecht setzt, ist die Internetverbindung. Nahezu täglich zeigt das Kassensystem Irwin eine Meldung, dass das Internet gerade für Verbindungsprobleme mit den Servern sorgt. Lange hält diese Problematik meist nie an, gehört dennoch zu einem der Zeitfresser, welche Securpharm mit sich bringt.

Mehraufwand verursachte in der Anfangszeit aber auch, das neue Sicherheitssystem den Kunden näher zu bringen. Der ein oder andere Kunde hat sich über die neuen „Muster“ und Klebelaschen auf der Arzneimittelpackung gewundert. „Manche Kunden sind auch kritischer geworden,“ so Irwin. Vor allem wenn die Packungen bereits zur Fertigarzneimittelprüfung geöffnet wurden und mit einem neuen Sticker verschlossen wurden. In solchen Fällen ist gute Aufklärungsarbeit essentiell, meint die Apothekerin.

Das Spiel, einem Kunden eine veränderte Packungenzu erklären, ist jedem bekannt, der in einer Apotheke hinter dem HV-Tisch steht. Dass die an das System angepassten Packungen vor allem mit Blick auf den Erstöffnungsschutz für manche Kunden problematisch ist, hat auch Janina Irwin angesprochen: „Manchmal ist das Material der Schutzlasche so fest, dass einige, vor allem ältere Kunden es nicht selbstständig öffnen können. Da helfen wir dann in der Apotheke nach und öffnen die Packungen direkt nach der Abgabe.“

Aber auch die Umgewöhnung des Abverkaufsvorgang hat einige Zeit in Anspruch genommen. Wo früher die Botentüten für die Auslieferung einfach vorbereitet wurden oder Abholartikel bearbeitet wurden und im Regal auf die Kunden warteten, haben sich hier die Prozesse auch an das Sicherheitssystem angepasst. „Jede Botentüte muss vor der Auslieferung nochmal in die Hand genommen werden und die Artikel gegengescannt werden, bevor wir sie verschließen und zum Kunden bringen,“ so Irwin. Was bei einer Tüte vielleicht keinen großen Zeitaufwand darstellt, sieht bei einer großen Botentour mit mehrere Dutzend Tüten wieder anders aus.

Die Arbeitsabläufe mit Securpharm zu verinnerlichen, hat einige Zeit gedauert. „Manchmal sind die Kunden viel zu schnell und die Packung ist schon in der Tasche verschwunden. Dann müssen wir oftmals noch erklären, dass wir den Artikel noch einmal zur Sicherheit scannen müssen,“ so die Apothekerin. Den Satz „Ich muss das noch einmal gegenscannen“ habe die Apothekerin seitdem gefühlt tausend Mal gesagt.

Alles in allem ist sie aber zufrieden mit dem System, es erschwere den Alltag nicht weiter. Dennoch ist sie gespannt, wie es sein wird, wenn in zwei Jahren alle Packungen der Vorgaben der Deligierten Verordnung entsprechen. Bis dahin hofft sie, dass das System weiterhin läuft und gefälschte Packungen gar nicht erst in Umlauf gelangen und damit nicht erkannt werden müssen.

Auch Securpharm selbst zieht Bilanz: Europaweit nutzen über 160.000 verifizierte Stellen den digitalen Fälschungsschutz. Die Software wird nicht von Securpharm gestellt – europaweit sind es mehr als 2000 Softwareanbieter. Neben Apotheken sind Krankenhausapotheken und Großhändler verifizierte Nutzer. Die Gesamtzahl der teilnehmenden pharmazeutischen Unternehmen beläuft sich momentan auf 2355.

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