Erst Corona, dann AvP-Pleite: 2020 ist ein Ausnahmejahr für die Apotheken. Nicht nur die Inhaber selbst, sondern auch ihre Teams werden auf die Probe gestellt – und die doppelte Krise hinterlässt ihre Spuren: Einer Umfrage von aposcope zufolge ist die Selbstständigkeit für viele angestellte Pharmazeuten deutlich unattraktiver geworden.
Knapp jeder zweite der befragten Approbierten gab an, dass das Interesse, sich mit einer eigenen Apotheke selbstständig zu machen, seit Beginn der Corona-Krise deutlich gesunken sei (48 Prozent). Mit Blick auf die AvP-Insolvenz und die Folgen für die betroffenen Inhaber erklärten sogar 51 Prozent, dass die Selbstständigkeit als Option für sie deutlich eingebüßt habe. 39 beziehungsweise 34 Prozent teilten die Einschätzung nicht, der Rest hatte keine Meinung.
Nur 8 Prozent der Befragten haben demnach fest vor, irgendwann Inhaber einer eigenen Apotheke werden zu wollen. 25 Prozent können sich das zumindest vorstellen, 61 Prozent schließen eine Selbstständigkeit dagegen aus. 52 Prozent sind der Meinung, dass ihr derzeitiger Arbeitgeber es schwer haben wird, einen Nachfolger für die Apotheke zu finden.
Für eine eigene Apotheke sprechen aus Sicht der Befragten, die eine Selbstständigkeit in Erwägung ziehen, Unabhängigkeit (70 Prozent) und höheres Einkommen (55 Prozent). Dazu kommen eine gute Gelegenheit (33 Prozent) und der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten (30 Prozent).
Kritisch gesehen werden von der anderen Gruppe vor allem das unternehmerische Risiko (76 Prozent), Bürokratie und unausgewogene Work-Life-Balance (je 63 Prozent). Fehlendes Kapital und schwierige Marktverhältnisse wurden deutlich seltener genannt (je 38 Prozent), genauso wie die Angst vor Personalproblemen (32 Prozent).
Entsprechend müssten sich aus Sicht der eher skeptischen Angestellten einige Dinge ändern, um die Selbstständigkeit attraktiver zu machen: weniger Bürokratie (77 Prozent), bessere Unterstützung vom Staat bis hin zu Subventionen auf der einen und mehr wirtschaftliche Freiheiten auf der anderen Seite (je 61 Prozent), weniger Personalsorgen (51 Prozent) sowie eine Beschränkung der Haftung (39 Prozent) und mehr Flexibilität bei den Öffnungszeiten (21 Prozent).
Spurlos gehen die Krisen an den Angestellten nicht vorüber: 42 Prozent der Approbierten und 36 Prozent der PTA gaben an, dass sich die Stimmung in der Apotheke durch Corona verschlechtert hat. Im Zusammenhang mit der AvP-Pleite gaben 16 beziehungsweise 14 Prozent der Teilnehmer dies an – allerdings war auch nur jede fünfte Apotheke Kunde beim mittlerweile insolventen Rechenzentrum.
Generell ist die Stimmung in den Apotheken aber weiterhin sehr gut: Knapp neun von zehn Approbierten und PTA sind mit ihrer Arbeit zufrieden, weder bei den Arbeitsinhalten noch bei den verschiedenen Aspekten zum Arbeitsumfeld gab es größere Veränderungen zur vorherigen Umfrage im Februar. Eine Ausnahme ist die Ausstattung am Arbeitsplatz: Hier gaben 81 Prozent der PTA eine positive Bewertung, vor Corona waren es noch 87 Prozent.
Auch der Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz wird überwiegend positiv bewertet, genauso wie die Sicherheit des eigenen Jobs. Kritisch gesehen wird eher die generelle Personalnot in der Apotheke: Mehr als jeder zweite Befragte gab an, dass das eigene Team chronisch unterbesetzt sei. 19 Prozent der Apotheker und 17 Prozent der PTA gaben sogar an, dass in ihrer Apotheke derzeit im Notbetrieb gearbeitet werde.
Für die Umfrage von aposcopewurden am 1. Oktober 102 angestellte Apotheker und 101 PTA befragt.
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