Immer öfter finden Apothekenleiter:innen keine Nachfolge. Der Nachwuchs strebt nicht mehr so sehr in die Selbstständigkeit wie frühere Generationen. Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) ist den Gründen mit einer Umfrage unter verschiedenen Heilberufsgruppen auf den Grund gegangen. Unabhängigkeit, Einkommen und Arbeitsbelastung sind die entscheidenden Kriterien, die entweder für die eigene Apotheke oder ein Angestelltenverhältnis sprechen.
400 Selbstständige wurden befragt, darunter Allgemeinmediziner:innen, Fach- und Zahnärzt:innen sowie Apotheker:innen. Letzteren sind vor allem Selbstverwirklichung (80 Prozent), Gestaltungsmöglichkeiten (79 Prozent) und mit etwas Abstand ein gutes Einkommen sowie ein breites Aufgabenspektrum (je 71 Prozent wichtig). Auffällig: Im Vergleich zu den ärztlichen Kolleg:innen wird eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bei den Apotheker:innen nicht als Grund für die Selbstständigkeit genannt.
Was zum Zeitpunkt der Niederlassung gegen eine Festanstellung gesprochen hat, war aus Sicht der meisten Apotheker:innen die Aussicht auf ein geringeres Einkommen (51 Prozent), gefolgt von der Weisungsgebundenheit (49 Prozent) und den vorgeschriebenen Arbeitszeiten (41 Prozent).
Rückblickend haben viele heutige Inhaber:innen zeitliche Organisation im Gründungsprozess, die Suche nach einer geeigneten Apotheke sowie das Erlangen der Betriebserlaubnis als besonders herausfordernd empfunden. Die Finanzierung des Gesamtvorhabens ist den Apotheker:innen im Durchschnitt dagegen in eigener Wahrnehmung leichter gefallen als den ärztlichen Kolleg:innen.
Die Heilberufler:innen wurden auch gefragt, ob sie sich auch heute wieder für eine Selbständigkeit entscheiden würden. In der Apotheke waren es 81 Prozent – knapp jede/r Fünfte würde sich heute also lieber anstellen lassen. Zum Vergleich: Bei den Fachärzt:innen stehen 93 Prozent noch hinter ihrer Entscheidung.
Wie sieht es auf der anderen Seite aus? Die Apobank hat ebenfalls 400 Angestellte aus Praxen und Apotheken befragt. In der Apotheke prägten eine „bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben“ (86 Prozent) diese Entscheidung, ebenso die festen Arbeitszeiten (81 Prozent). Gegen eine Selbstständigkeit sprach in der Entscheidungsfindung das finanzielle Risiko und die hohe Arbeitsbelastung, aber auch Personalsuche und Bürokratie werden genannt.
Damit sich doch mehr Pharmazeut:innen für eine eigene Apotheke entscheiden, müsste die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besser werden, so die klare Erkenntnis aus der Umfrage. Jede/r Fünfte hat eine Selbstständigkeit für sich aber ohnehin ausgeschlossen. Oft passt die eigene Apotheke einfach nicht zur Lebenssituation.
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