easy-Gründer Blume hat genug von Apothekern Hagen Schulz, 02.12.2019 15:08 Uhr
Die Pläne waren groß, zu einer neuen bundesweiten Apothekenmarke wollte Oliver Blume „Apoland“ aufbauen. Als „easyApotheke 3.0“ stellte er das Konzept seinerzeit vor – in Anlehnung an sein erstes Engagement im Apothekenmarkt. Doch nach der Eröffnung der ersten Apoland-Apotheke in Hildesheim im April 2016 sollte keine weitere folgen. Und auch das Flaggschiff streicht nun die Segel. Blume sieht seine Zukunft in der Hotelbranche.
Benedikt Salzer, Inhaber der Apotheke, schließt den Betrieb zum 7. Dezember. Warum der Schritt erfolgte, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Klar ist, dass Oliver Blume, der vor Apoland bereits die easyApotheken ins Leben rief, sich aus dem Apothekenbusiness zurückzieht.
Die erste und einzige Apoland-Apotheke in Hildesheim sollte mit Discount-günstigen Preisen für OTC-Arzneimittel ihre Kunden locken – und das in unmittelbarer räumlicher Nähe zu jener easy-Apotheke, mit welcher Blume bereits ein ähnliches Konzept etablierte. Als „Glücksfall“ für Hildesheim bezeichnete Blume es im Jahr 2016, dass „die beiden zukunftsträchtigsten Apothekensysteme Deutschlands“ in der niedersächsischen Stadt vertreten sind. Wobei man dazu sagen muss, dass sich easyApotheke unter neuer Führung von dem Discount-Image abgewandt hat. In Düsseldorf spricht man nicht allzu gern über die eigene Vergangenheit.
Eine Zukunft für Apoland gibt es jedoch nicht. Gut dreieinhalb Jahre nach der Eröffnung ist Schluss, laut Hildesheimer Allgemeine Zeitung sind wirtschaftliche Gründe dafür verantwortlich. 400 Kunden hätten täglich in die Apotheke kommen müssen, um rentabel zu sein, nur 250 seien es gewesen. Da zum Jahresende der Mietvertrag für die Gewerbefläche auslief und nur eine Verlängerung um fünf Jahre möglich war, entschied sich Inhaber Salzer für den Schlussstrich.
Apoland-Gründer Blume wollte den Zeitungsbericht nicht bestätigen. Das Konzept habe funktioniert. „Ich hatte finanziell keine großen Erwartungen. Es lief nicht außerordentlich gut, aber auch nicht außerordentlich schlecht. Ein Minusgeschäft war es jedenfalls nicht“, so der Unternehmer. Salzer habe ihm schließlich in einem offenen Gespräch die Entscheidung mitgeteilt, die Apotheke zu schließen. „Der Kontakt zu Herrn Salzer war immer gut, ehrlich und fair“, blickt Blume zurück.
Eine Zukunft im Apothekenmarkt sieht der Unternehmer für sich jedoch nicht. „Es war aus meiner Sicht eher ein romantisches Thema, aber aktuell sehe ich dort keine Perspektive“, so Blume. Eine Hintertür lässt er jedoch offen: „Wenn das Fremdbesitzverbot fällt, denke ich neu darüber nach. Aber solange die GroKo an der Regierung ist, erwarte ich da keine Veränderungen.“ Laufe es weiter wie bisher, sei der Siegeszug der Versandapotheken ohnehin nicht aufzuhalten, glaubt Blume.
Der Unternehmer hat sich daher beruflich umorientiert. Er betreibt in Göttingen und Hannover sogenannte BoxHotels. Weitere Standorte in Leipzig, Hamburg und Bielefeld sollen folgen. Das Konzept weist gewisse Ähnlichkeiten zu den easy- und Apoland-Apotheken auf: „Wir sind stolz darauf, gutes Schlafen in Innenstadtlagen zu Discountpreisen zu ermöglichen“, preist Blume die Hotels auf der Unternehmens-Homepage an.
Buchung, Check-In, Türen aufschließen: Alles soll in den BoxHotels über eine App funktionieren. Klassische Hotel-Merkmale wie eine Rezeption oder Schlüssel fehlen komplett. Die Zimmer sind nur wenige Quadratmeter groß – Schlafen wie in einer Box eben. „Eine völlig neue Hotelkategorie zwischen Hostel und Hotel, heißt es auf der BoxHotel-Website. Bereits für 24,99 Euro pro Nacht sollen die Gäste in besten Innenstadtlagen übernachten können.
Im Gegensatz zu Blume bleibt Salzer der Apothekenbranche erhalten. In der von seinem Vater gegründeten Salzer Apotheke ist er seit 2018 Mitinhaber. Die Mitarbeiter aus der Apoland-Apotheke werden größtenteils in den Familienbetrieb übernommen, drei Angestellte konnten zudem an andere Arbeitgeber vermittelt werden. Während in der Apoland-Apotheke bereits der Ausverkauf läuft, planen Vater und Sohn die Vergrößerung der Salzer Apotheke.
Aufgrund der günstigen Lage am Bahnhof und in der Nähe vieler Facharztpraxen habe die Salzer Apotheke eine starke Kundenfrequenz. Ein Standortvorteil, den die Apoland-Apotheke so nicht hatte. Hier sei vor allem ein junges Publikum vertreten gewesen, das OTC-Medikamente, Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel kaufte. Was mit den Räumlichkeiten der Apoland-Apotheke künftig geschehen soll, steht noch nicht fest. Für Blume ist nur klar, dass dort keine weitere Apotheke einziehen wird. Er habe bereits Pläne für das Gelände.
2007 hatte Blume mit drei Geschäftspartnern das Unternehmen easyApotheke gegründet. Noch im selben Jahr wurde der erste Betrieb in Hildesheim eröffnet. 2012 verließ Blume das Unternehmen im Unfrieden und stellte ein Jahr später auf der Expopharm sein neues Konzept Apoland vor. Angeblich fünf Apotheken hätten für das Projekt unterschrieben, am Ende blieb der 2016 eröffnete Betrieb in Hildesheim der einzige seiner Art. Es gebe genug Nachfrage nach Apothekenkonzepten, war sich Blume einst sicher. Doch auch hier gab es Streit mit dem Mitgründer. Nun folgt der komplette Rückzug aus dem Apothekenmarkt.