ApoRetrO – Der satirische Wochenrückblick

E-Rezept-Management: BAK verpflichtet zur Fortbildung

Berlin -

Das E-Rezept macht alles leichter. Kein Papierkram mehr, keine Retaxationen und jederzeit vollständige Transparenz über die Abrechnung. So wurde vor etwas mehr als einem Jahr um die Unterstützung der Vor-Ort-Apotheken geworben. Doch sie wurden alle betrogen. Mehr noch: Die Bundesapothekerkammer (BAK) verpflichtet Inhaber:innen zur Fortbildung des eigenen Personals. Ab Mai soll die Anwesenheit von mindestens einem oder einer E-Rezept-Manger:in pro Apotheke zwingend notwendig sein.

Wie kann ein E-Rezept eigentlich verschwinden? Natürlich: Gar nicht! Ein Datensatz ist ein Datensatz ist ein Datensatz. Wenn der sich in Luft auflösen würde, müsste man schon von Diskontinuität im Raum-Zeit-Kontinuum sprechen. Jaha! – bei Papierrezepten musste der Karton bei der Abholung noch gewogen und dann verplombt werden, damit der Fahrer nicht auf dumme Gedanken kommen konnte. Aber beim E-Rezept sind die Apotheken angeblich auf der sicheren Seite: Abruf vom Fachdienst, Belieferung, Abrechnung. Der ganze Prozess lässt überhaupt keinen Fehler zu.

So weit die Theorie. Dennoch gibt es Apothekerinnen und Apotheker, die Stein auf Bein schwören, dass ihnen E-Rezepte abhanden gekommen sind. Anfangs ist es meist nur eine unangenehme Vorahnung in einer schlaflosen Nacht, die sich am Morgen aber, anders als andere Dämonen, nicht verflüchtigt.

Was dann beginnt, gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Denn man sieht zwar, ob das E-Rezept an das Rechenzentrum gesendet wurde. Und man sieht auch, was abgerechnet wurde. Aber die beiden Listen zusammenzuführen, ist eine Herkulesaufgabe. Immerhin geht es um hunderte Rezepte pro Tag – die in der Regel aus mehreren Positionen bestehen.

Damit zukünftig vermieden wird, dass etliche Excel-Listen mit allen E-Rezepten erstellt und ausgedruckt werden müssen und die ohnehin schon notdienstgeplagten Inhaber:innen keine extra Nachtschichten stemmen müssen, hat sich die BAK überraschend mit der Agentur für Präqualifizierung (AfP) geeinigt. Ab dem 1. Mai soll es verpflichtend sein, dass in jeder Apotheke mindestens ein E-Rezept-Manager anwesend ist. Dafür wird ab sofort eine Fortbildung angeboten, die 700 Stunden umfasst. Das stellt auch eine Win-Win-Situation für die AfP dar, die zuletzt von etlichen Vertragskündigungen betroffen war und nun neuen Aufschwung erfahren dürfte.

Fortbildungsmodule sind beispielsweise „Resilienz trotz Papierflut“, „Statistik für Fortgeschrittene“, und um sich gänzlich von Technik unabhängig zu machen, kann das Zusatzmodul „Entdigitalisierung“ belegt werden. So braucht für diese Sisyphusarbeit kein zusätzliches Personal eingestellt, sondern nur fortgebildet werden.

Nicht zu vergessen: Die Listen müssen dennoch nachweissicher abgelegt, doppelt kopiert und für die bewährten zehn Jahre aufbewahrt werden. Ach ja, bei Retaxationen müssen die Unterlagen noch einmal herausgeholt und ergänzt werden. Der Fiskus schläft bekanntlich nicht.

Ganz so schlimm ist es nicht, aber doch vorstellbar. So fehlten Inhaber Kambiz Khatibian aus Hannover für 2024 rund 10.000 Euro aus der E-Rezept-Abrechnung. Um solch einen hohen Fehlbetrag zu vermeiden, hat sich eine Inhaberin dazu entschlossen, fortan nur noch mit einer Excel-Tabelle ihre E-Rezepte zu kontrollieren. Weil Habib Chalhoub es einfach satt hatte, stundenlang zu kontrollieren, ob auch alle E-Rezepte ordnungsgemäß abgerechnet wurden, entwickelte der Apotheker kurzerhand mit einem IT-Experten selbst eine Software.

In diesem Sinne: Ein schönes Wochenende!

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