Notdienstreform in Hessen

Durch KI-Planung: Notdienst-Chaos in Fulda

, Uhr aktualisiert am 29.12.2023 15:14 Uhr
Berlin -

Mit der Notdienstreform hat die Landesapothekerkammer in Hessen den Notdienst für das gesamte Bundesland neu gestaltet. Eine Künstliche Intelligenz (KI) hat jetzt den neuen Notdienstplan erstellt. In Fulda haben die so generierten Dienstpläne zu einem desaströsen Ergebnis geführt, findet Apotheker Askan Fahr-Becker.

Mal drei, mal vier, mal fünf und dann doch nur eine: Der Notdienstplan 2024 für Fulda steckt voller Überraschungen für Kundschaft und notdiensthabende Apotheker.Screenshot: Apotheke Adhoc/bereitgestellt von Askan Fahr-Becker

Die Kammer hat nach der Notdienstreform die erlaubte Entfernung zwischen Bereitschaftsapotheken vergrößert. Die bisherigen Notdienstbezirke gibt es somit ab dem 1. Januar 2024 nicht mehr. Die Dienste werden per KI einmal im Jahr automatisch zugewiesen. Dass das im ersten Anlauf zu wunderlichen Ergebnissen geführt hat, offenbart ein Blick in den Notdienstkalender für Fulda.

Fünf Apotheken an einem Tag

„Wir versorgen hier einen Bereich von gut 100.000 Einwohnern und haben im Stadtbereich 29 Apotheken“, erklärt Fahr-Becker. „Und dennoch müssen die Stadtbewohner teilweise 15 bis 20 Kilometer fahren, um eine geöffnete Apotheke zu erreichen. Dafür haben aber an anderen Tagen zwischen drei bis fünf Apotheken im Stadtbereich Dienst", ärgert sich der Apotheker.

In der ersten Januarwoche haben beispielsweise am Donnerstag, 4. Januar, drei Apotheke Notdienst. An den übrigen Tagen der Woche aber nur jeweils eine. Mitunter kommt es auch vor, dass vier Apotheken am gleichen Tag im Notdienst sind (18. und 27. Januar) oder gar fünf (28. Januar). Über das Jahr verteilt finden sich für dieses Phänomen mehrfach Beispiele. Fahr-Becker wundert sich, dass über diese KI-Ergebnisse niemand gestolpert ist.

Erste Änderung ist schon da

„Der Gipfel ist, dass, nachdem wir diese Regelung in Druck gegeben haben und die Notdienstkalender bereits verteilt sind, die Landesapothekerkammer mit Datum 18. Dezember 2023 die ersten Änderungen verschickt. Die LAK Hessen befreit unsere Apotheke für den Notdienst am 28. Januar aufgrund einer Ermessensentscheidung.“ Nun steht in jedem bereits verteilten Kalender aber, dass Fahr-Beckers Apotheke an diesem Tag Notdienst habe. Der neue Notdienstkalender sei so schon schwer nachvollziehbar für die Kundschaft. „Wie soll man das den Leuten denn jetzt eigentlich kundtun?“

Fahr-Becker hat allerdings einen Lösungsvorschlag für zukünftige Notdienstpläne: „In letzten 50 Jahren hatten die Fuldaer Apotheker und Apothekerinnen den Notdienst selbst geregelt und mir ist in den 50 Jahren meiner Tätigkeit in Fulda keine Beschwerde bekannt geworden. Es ist zu überlegen, ob man nicht zu dieser Regelung zurückkehrt.“

Das sagt die Kammer

„Im Hinblick auf die Notdiensteinteilung in Fulda und Umgebung ist zu berücksichtigen, dass die Apothekendichte im die Stadt Fulda umgrenzenden Landkreis Fulda deutlich geringer ist. erklärt Matti Zahn, Geschäftsführer der LAK Hessen. „Um die Apotheken im Landkreis nicht über Gebühr zu beanspruchen, erfolgt die Notdienstverteilung nun unter Berücksichtigung der zulässigen Entfernungskilometer unter Einziehung sowohl der Stadtapotheken als der Apotheken im Landkreis.“

Zahn geht außerdem auf die vielbesetzten Termine im Notdienstkalender ein: „Aufgrund der verhältnismäßig hohen Anzahl von Apotheken in Fulda (Stadt) hat das System unter dem Aspekt der zeitlichen Gerechtigkeit an einigen Tagen mehrere Apotheken zum Notdienst im Stadtgebiet eingeteilt. Hier haben wir zusammen mit den Betroffenen eine Lösung gefunden und nochmals geringfügige Anpassungen an der Notdiensteinteilung vorgenommen.“

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