Unlängst hatten zahlreiche Apotheken mit einem Ausfall ihrer EC-Geräte zu kämpfen. Jetzt droht eine Störung im Bargeldverkehr: Weil die Tarifverhandlungen in der Geld- und Werttransportbranche stocken, könnte es im Falle eines Streiks zu Engpässen bei Münzrollen kommen. Ein Anbieter warnt die Kundschaft bereits vor möglichen Leistungseinschränkungen.
Der Bundesverband Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) verhandelt derzeit mit der Gewerkschaft Verdi über einen neuen Bundeslohntarifvertrag. Gestern fand die dritte Runde statt, wurde aber ohne Ergebnis angebrochen.
Die Arbeitgeberseite hat ihr Angebot nach eigenen Angaben noch einmal deutlich erhöht. Demnach sei in zwei Stufen eine effektive Stundengrundlohnerhöhung von 10,75 Prozent geboten worden, in der Tarifregion Ost, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und dem Saarland sogar von 13,7 Prozent in den kommenden zwei Jahren. Verdi habe dies aber abgelehnt und die eigene „Vorteilsregelung“ zur Bedingung für einen Tarifabschluss gemacht. Die wiederum lehnt der BDGW kategorisch ab. Die Verhandlungen werden am kommenden Mittwoch (6. Juli) fortgesetzt.
Zwar hat Verdi noch nicht zum Streik aufgerufen, erste Unternehmen aus der Branche rechnen aber bereits damit, dass die Geldkuriere demnächst die Arbeit niederlegen. So schreibt die auf Bargeldtransporte spezialisierte Düsseldorfer Firma Cash Logistik Security (CLS) an Kunden: „Aufgrund auslaufender Tarifverträge und anstehender Tarifforderungen in der Geld- und Werttransport-Branche kann es gegebenenfalls ab dem 01.07.2022 zu Arbeitsniederlegungen/Streikmaßnahmen kommen. Diese können auch den von Ihnen mit der Apobank vereinbarten Münzpaketservice für Ihre Geldversorgung so betreffen, dass uns eine Ausführung der vereinbarten Leistung nicht möglich ist.“ Die potenziell betroffenen Betriebsstätten und die konkreten Auswirkungen seien aktuell nicht seriös einschätzbar.
Dass es tatsächlich schon morgen zu Streiks kommt, ist allerdings unwahrscheinlich. Weder hat Verdi diese angekündigt, noch weiß man bei der Apobank davon. Die Bank informiert aber vorsorglich ihr Kund:innen über mögliche Einschränkungen. Auch CLS hat auf Nachfrage keine konkreteren Informationen.
Apotheken sollten sich sicherheitshalber trotzdem darum bemühen, ausreichend Münzgeld zur Verfügung zu haben. Denn seit der Umsetzung der EU-Münzgeldprüfverordnung im Jahr 2015 ist das Geschäft mit den Münzen etwas komplizierter geworden. Wer angenommene Münzen wieder in den Verkehr bringen will, muss diese auf ihre Echtheit prüfen. Die Banken haben diesen Service daher zentralisiert und die Gebühren sind deutlich gestiegen.
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