Insolvenzverfahren

Center-Pleite verzögert Apotheken-Rettung Carolin Bauer, 19.08.2016 12:17 Uhr

Berlin - 

Vor fast vier Jahren hat Apotheker Helmut Michael Insolvenzantrag gestellt. Nun blickt der Inhaber der Apotheke im Dresdener Seidnitz-Center (SEC) einem Ende des Verfahrens entgegen. Grund für die Verzögerung war die Pleite des Centers selbst. Erst jetzt konnte der Insolvenzplan den Gläubigern zur Zustimmung vorgelegt werden.

Michael stellte im November 2012 Insolvenzantrag, das Verfahren wurde im Februar 2013 eröffnet. Er konnte die Insolvenz in Eigenverwaltung durchführen. Die Apotheke hatte Michael 1997 übernommen. Sie zählte mit einem Jahresumsatz von rund fünf Millionen Euro zu den größten Apotheken in Sachsen.

Der Apotheker und Rechtsanwältin Nicole Scholze von der Kanzlei Andres und Schneider konnten den Insolvenzplan angesichts der Center-Pleite lange nicht erstellen. „Uns fehlte die Grundlage. Denn der Plan muss auf soliden Füßen stehen“, sagt Scholze, die den Apotheker berät. Lange sei nicht klar gewesen, ob der Standort überhaupt erhalten bleibe.

Viele Händler seien nach der Insolvenz des Vermieters weggezogen, auch der Marktkauf habe das Center verlassen. Seit September 2015 ist mit Rewe wieder ein Lebensmittelhändler vor Ort. Auch eine Aldi-Filiale sowie ein dm-Markt haben sich dort angesiedelt. Zwei große Mietflächen stünden noch leer, so Scholze.

Die Insolvenz des SEC selbst habe die Sanierung der Apotheke nicht erleichtert, so Scholze. „Dennoch zeigen die betriebswirtschaftlichen Zahlen, dass unsere Maßnahmen in den vergangenen Monaten die richtigen waren.“ Unter anderem wurde das Sortiment gekürzt und Kosten im Bereich Werbung eingespart. Das knapp 20 Mitarbeiter große Team wurde nicht gestrafft.

Die Apotheke erwirtschaftet laut Scholze wieder kleinere Gewinne. „Die Apotheke ist auf dem richtigen Weg, das haben uns auch die Gläubiger bestätigt“, sagte Sachwalter Dr. Dirk Herzig von der Kanzlei Schultze & Braun, die auch die Sanicare-Insolvenz betreute. Zu den Gläubigern zählen die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) und der Großhändler Gehe.

Besonders der Stuttgarter Großhändler als Hauptlieferant habe konstruktiv im Verfahren mitgewirkt. Die Gläubiger haben dem Plan zugestimmt. Als nächste Schritte stünden die Entschuldung und der Neustart der Apotheke im SEC an. Der Insolvenzplan sieht nach derzeitigem Stand für die ungesicherten Gläubiger die Auszahlung einer festen Summe mit einer Quote in Höhe von 9,6 Prozent vor. In herkömmlichen Insolvenzverfahren erreichten Gläubiger meist nur eine Quote zwischen drei und fünf Prozent.

Vor der Aufhebung des Verfahrens muss das Gericht den Insolvenzplan noch bestätigen. Scholze erwartet, dass Michael im Oktober oder November nicht mehr insolvent ist. „Wir freuen uns, dass wir alles geschafft haben. Herr Michael hat hart gekämpft“, so Scholze.