Die Übernahme von Apotheken erscheint aufgrund einiger politischer Unsicherheiten und Marktumbrüche und nicht zuletzt wegen der Corona-Krise als gewagte Investition. Doch all das konnte Hady Ezzeldin und Isabell Rehfeld nicht abschrecken: Sie wollten schon immer eine eigene Apotheke leiten – nun sind es gleich zwei geworden. Seit Anfang des Monats leitet das Paar die Tivoli-Apotheke und die Bahnhof-Apotheke in Düren. Für die Zukunft haben die beiden einiges geplant.
Die Geschichte von Ezzeldin und Rehfeld könnte klassischer nicht sein: Während des Pharmaziestudiums in Greifswald lernten sich die beiden kennen und wurden ein Paar. Schnell stand fest, dass sie irgendwann gemeinsam ihre eigene Apotheke leiten wollen. Seit Anfang des Monats ist es soweit: Gleich zwei Apotheken am Rande der Eifel im Kreis Düren dürfen die beiden nun ihr Eigen nennen. Der Vorbestizer gab die Apotheken aus gesundheitlichen Gründen ab und fand in dem jungen Apotheker-Paar seine Nachfolger.
Der 31-jährige Ezzeldin absolvierte zunächst ein Studium im Bereich Wirtschaft in London, erst danach folgte das Pharmaziestudium. Daher soll er in Zukunft vor allem für die finanziellen Bereiche in den Apotheken verantwortlich sein. Rehfeld zog es nach dem Abitur zuerst an die PTA-Schule in Bonn, dann an die Uni Greifswald für das Pharmaziestudium. Nach einigen Einblicken bei Bayer folgte für die 29-Jährige schließlich der Apothekenalltag. „Es stand von vorneherein fest, dass irgendwann die Selbstständigkeit folgen sollte“, erklärt sie.
Doch es wurde keinesfalls das erstbeste Objekt genommen. Die beiden schauten sich einige Apotheken an. Schließlich wurden sie auf den Doppelpack in Düren aufmerksam und es passte. „Die Apotheke musste groß genug sein, um uns beide als Inhaber tragen zu können“, erklären sie. Auch wenn Ezzeldin als offizielle Leitung angegeben ist, sehen sich beide als gleichwertige Geschäftspartner. „Dass nur ich eingetragen bin, ist eine rein rechtliche, formelle Sache“, erklärt der Apotheker. „Wir sind ein gutes Team und ergänzen uns gut, daher wollen wir uns die Bereiche in Zukunft ein wenig aufteilen“, erklärt Rehfeld. Die Apothekerin wird daher vor allem „das Zwischenmenschliche, den HV und das Personal“ koordinieren und übernehmen.
Außerdem habe man gezielt nach einem Objekt gesucht, in dem man sich noch verwirklichen kann. Eine Apotheke, in der alles bereits so ist, wie es sein sollte kam also nicht in Frage. „Wir wollten uns nicht ins gemachte Nest setzen, sondern selbst noch gestalten können und kreativ werden“, erklärt das Paar. „Wir sehen das als Projekt“, erklärt Ezzeldin. Daher soll sich in den Apotheken in Zukunft auch noch einiges verändern.
Trotz aller Widrigkeiten und Sorgen gehen beide selbstbewusst an die Übernahme heran: Politische Aspekte oder auch der Online-Handel seien ja bereits bekannte Themen gewesen – Corona habe jedoch nochmal besondere Überlegungen mit sich gebracht. Denn die ersten Gespräche zur Apotheken-Übernahme fanden mitten im Pandemiegeschehen statt. „Wir haben uns schon gefragt, ob das jetzt ein guter Zeitpunkt ist und ob das alles Sinn macht“, erläutern sie. All das sei in die Verhandlungen mit eingeflossen.
„Man muss sich halt irgendwann entscheiden, ob man mutig genug ist und den Schritt geht, oder womöglich eine Chance verpasst, wenn man es nicht tut“, meint Rehfeld. Die beiden waren sich schließlich einig und wagten gleich den Schritt in die doppelte Selbstständigkeit. Neben dem Kauf und der damit verbundenen Organisation stand auch noch der persönliche Umzug auf dem Programm: Von Leverkusen ging es in den rund 80 Kilometer entfernten Kreis Düren. „Wir sind froh, dass wir dabei so viel Rückhalt von unserer Familie bekommen, das gibt ein großes Stück Sicherheit“, erklärt Rehfeld.
Bei den Kunden kommt das junge Paar gut an. Seit Mitte Juli sind die beiden Bereits stunden- und tageweise vor Ort gewesen, um sich einzuleben und die Mitarbeiter zu entlasten. In der örtlichen Zeitung wurde zudem auf den Wechsel aufmerksam und neugierig gemacht. „Viele fragen, wo wir herkommen und was wir vorhaben – denn wir haben einige Überraschungen angekündigt“, erklärt Ezzeldin. Viele Kunden hatten zunächst Sorge, dass das Personal wechseln könnte. Doch auch hier gaben sie Entwarnung: In beiden Apotheken wurden die Mitarbeiter übernommen. „Wir haben hier ein tolles Team, auch die Filialleitung bleibt erhalten“, erklären sie.
Doch nicht nur die Kunden stellen einen wichtigen Aspekt dar – auch bei den umliegenden Ärzten wurde die Initiative ergriffen und sich persönlich vorgestellt. Denn sowohl die Tivoli-Apotheke wie auch die Bahnhof-Apotheke befinden sich in einem Ärztehaus. Beide Apotheken hätten ein bunt gemischtes Ärztespektrum in unmittelbarer Nähe. Die Bahnhof-Apotheke gehört direkt zu einem größeren Ärztehaus mit Chirurgen, Kinderarzt, Frauenarzt und vielen anderen Spezialisierungen. In der Tivoli-Apotheke spielt auch die Heimbelieferung eine große Rolle, rund 400 Betten gilt es zu versorgen.
Dennoch gibt es einiges zu tun: „Vor allem in der Tivoli-Apotheke wurde lange Zeit nicht viel gemacht“, erklärt Ezzeldin. Die Einrichtung sei veraltet und die Digitalisierung müsse zunehmend Einzug halten. „Das wollen wir nun angehen“, erklärt er. Daher liege der Fokus nun zunächst auf der Hauptapotheke und ihrer Modernisierung sowie der Revisionsfähigkeit. Dabei arbeite man eng mit der Amtsapothekerin zusammen. „Das ist unsere primäre Baustelle, auch wenn es noch weitere gibt“, meint Ezzeldin. Denn beide Apotheken sollen in Zukunft ein automatisches Warensystem erhalten, die Hauptapotheke soll zudem Ende des Jahres noch umgebaut werden.
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