Doppelapothekerin mit 34 Torsten Bless, 06.04.2018 15:24 Uhr
Ein Schicksalsschlag machte Barbara Gröbner zur Chefin der Elefanten-Apotheke in Hamburg-Bergedorf. Vor Kurzem übernahm sie die Linden-Apotheke mit dazu. Nur wer sich breit aufstelle, sichere langfristig seine Zukunft, ist sie überzeugt.
Die Elefanten-Apotheke war Gröbner schon lange vertraut. „Meine Mutter hat sie 2001 gekauft. Als ich selbst drei Jahre später mein Pharmaziestudium in Marburg antrat, gab es aber keinen Druck, dass ich sie mal übernehmen müsste.“ So arbeitete sie nach der Approbation von 2009 zunächst als Angestellte in Berlin. Doch als ihre Mutter 2013 urplötzlich an einem Herzinfarkt starb, musste Gröbner sofort in die Bresche springen.
„Für mich stellte sich die Frage gar nicht, ob ich den Betrieb weiterführe, aber damit begannen die Herausforderungen“, erzählt Gröbner. „Als Angestellte war ich nicht in Unternehmensentscheidungen eingebunden gewesen. Kurz vor Monatswechsel musste ich nun herausfinden, wie man eine Rezeptabrechnung macht. Das habe ich mir alles selbst beigebracht, zum Teil mithilfe von Kommilitonen.“ Ihr Vater, selbst nicht approbiert, arbeitete weiter in der Verwaltung mit und kümmerte sich um die Lohnabrechnungen. „Es war schon hart, das alles noch neben der Trauerverarbeitung zu stemmen.“
Einmal Unternehmerin, dachte Gröbner bald über den Tellerrand ihrer Apotheke hinaus. „Ich finde es ratsam, als Einzelkauffrau größer aufgestellt zu sein“, betont sie. Als Dr. Georg Zohm, der mittlerweile 90-jährige Inhaber der Linden-Apotheke, signalisierte, dass er die Geschäfte gerne abgeben wollte, ergriff sie die Chance. „Da passte viel, sie liegt im selben Stadtteil in guter Entfernung von uns, ihre Lage ist gut“, sagt Gröbner. „Auch in der Linden-Apotheke wurde immer viel Wert auf Qualität gelegt. Die Mitarbeiter haben sich dafür mit Fortbildungen ebenso fit gehalten wie wir.“
Zohm sei eine Institution in Bergedorf, eine „lebende pharmazeutische Legende“, wie sie sagt. „Es ist eine Ehre, dass er so viel Vertrauen in mich gesetzt hat, sein Lebenswerk fortzuführen.“ Zum Dezember letzten Jahres übernahm Gröbner das Zepter und alle 13 Mitarbeiter mit dazu. „Die Belegschaft bleibt so wie sie ist, jeder von ihnen ist schon sehr sehr lange dabei.“ Beide Apothekenteams freuen sich nach ihren Worten „auf eine goldene pharmazeutische Zukunft“.
Doch dafür gibt es einiges zu tun, ist sich die 34-Jährige nur allzu bewusst. Für die eigenen Leistungen gelte es immer wieder zu trommeln. „Bergedorf ist ein sehr aktiver Stadtteil, es ist gar nicht so einfach, ohne viel Marketing über die Runden zu kommen.“ In der Elefanten-Apotheke hat sie sich zudem auf Kunden mit Polymedikation spezialisiert. „Wir machen mit ihnen eingehende Medikationsanalysen. Dafür ist ein guter Kontakt zu den behandelnden Ärzten wichtig.“ Das nötige Rüstzeug bringen die Apotheker mit: „Wir sind AMTS-zertifiziert. Alle meine Approbierten haben die Schulung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe zur Arzneimitteltherapiesicherheit freiwillig gemacht und fuhren dafür an den Wochenenden nach Münster.“ Das zeuge schon von einem besonderen Engagement, findet Gröbner.
Mittlerweile wächst eine weitere, potenzielle Pharmazeutengeneration an. Gröbner ist Mutter eines siebenmonatigen Kindes. Der Spagat zwischen Familie und Betrieb gelinge bislang gut: „Ich habe richtig gute Unterstützung im Familien- und Freundeskreis“, freut sich die Doppelapothekerin. „In beiden Apotheken gibt es einen guten Bestand an Approbierten, ein Apotheker ist immer da. So kann ich meine Arbeitszeiten flexibel gestalten.“ Doch ganz behutsam macht sie ihren Sprössling schon mit der Apothekenwelt vertraut. „Wenn ich Notdienst habe, ist mein Kind im Tragetuch dabei.“