Dopingfallen im Alltag: Erkältungsmittel, NEM & Globuli Hanna Meiertöns, 02.03.2023 15:14 Uhr
Trotz viel Bewegung und gesunder Ernährung: Auch Leistungssportler:innen können krank werden. Wenn sie in der Apotheke deshalb Arzneimittel kaufen wollen, lauern allerdings einige Dopingfallen: Nicht nur bei Nahrungsergänzungsmitteln, auch bei OTC-Arzneimitteln und sogar Globuli sollte genauer hingeschaut werden.
Bei Dopingfällen im Sport gilt: Verstoß ist Verstoß, die Absicht oder Unabsicht spielt dabei keine Rolle. Würde man beim Doping in erster Linie von einer Unabsicht ausgehen, dann könnte Doping nicht geahndet werden, erklärt Michael Behr, Leiter des Ressorts Prävention bei der NADA (Nationale Anti-Doping Agentur Deutschland): Denn eine Absicht sei kaum nachzuweisen. Deshalb will er Sportler:innen dafür sensibilisieren, auch bei Arzneimitteln und anderen Produkten genauer hinzuschauen.
Nahrungsergänzungsmittel
Nahrungsergänzungsmittel (NEM) seien demnach anfällig für Deklarationsfehler: Die Inhaltsstoffe sind dann nicht richtig angegeben, Stimulanzien sind nicht genau aufgeführt oder es sind lediglich Kräuter als Zusatz angegeben.
Besondere Vorsicht ist laut Behr bei Abnahmekapseln oder -tee, aber auch Trainingsbooster und Muskelaufbauprodukte geboten – diese enthielten öfter Stimulanzien. Er berichtet auch von Fällen, in denen zum Beispiel Vitamintabletten kontaminiert waren, da die Produktionsanlagen zwischen den Herstellungsprozessen nicht gründlich genug gereinigt wurden.
Sportler:innen sollten nicht auf Label wie „Doping free“ oder andere Werbeversprechen vertrauen, stattdessen sollten sie sich ausschließlich an der Kölner Liste orientieren, rät er. Auf der Kölner Liste sind Nahrungsergänzungsmittel aufgeführt, die auf Dopingsubstanden getestet wurden. Das reduziere das Risiko für Sportler:innen in eine sogenannte Dopingfalle zu tappen, biete allerdings keine hundertprozentige Sicherheit, so Behr.
Risikofaktor Fleisch
Auch bei der Ernährung sollten Sportler:innen genauer hinschauen, vor allem bei Fleisch. Das Risiko einer Verunreinigung mit Clenbuterol sei vor allem in China, Mexiko und Guatemala erhöht. Behr empfiehlt daher, gerade bei Sportveranstaltungen auswärts zum Beispiel ein Ernährungstagebuch zu führen und auf verschiedene Eiweißquellen zurückzugreifen. Auch die Verpflegung in Gruppen zu organisieren und lediglich auf das offizielle Catering der Veranstaltungen zurückzugreifen, könne helfen. Denn dann könnte im Fall eines positiven Dopingtests aufgrund von Verunreinigungen die Unabsicht am ehesten nachgewiesen werden.
CBD-Produkte
Eine weitere – noch neuere – Dopingfalle stellen auch CBD-Produkte dar, so Behr. Diese würden häufig schnellere Regeneration, Wundheilung oder Schlafförderung versprechen, die Datenlage zur Wirksamkeit sei allerdings schwach. Während Cannabidiol zwar im Wettkampf erlaubt sei, enthielten die Produkte häufig auch andere Cannabinoide oder gar Tetrahydrocannabinol (THC), auch das führe zu positiven Proben. Behr rät dazu, von CBD-Produkten abzusehen.
Arzneimittel
Bei Arzneimitteln seien Verunreinigungen zwar unwahrscheinlich, Behr mahnt allerdings auch zur Vorsicht bei der Hausapotheke. Auch freiverkäufliche Präparate wie Erkältungsprodukte oder Allergiemittel enthalten häufig auch Wirkstoffe wie Ephedrin oder Pseudopehedrin, diese führen ebenfalls zu positiven Doping-Tests. Vor der Einnahme seien die Wirkstoffe der Arzneimittel daher zu kontrollieren, ob sie auf der Verbotsliste stünden.
Sogar bei homöopathischen Mitteln können Dopingfallen lauern: Nux Vomica Globuli sollten laut NADA nicht eingenommen werden, da sie das verbotene Strychnin enthalten.