Lieferengpass

Dolormin extra fehlt auf unbestimmt Zeit

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Berlin -

Der Engpass um den Wirkstoff Ibuprofen reißt seit Monaten nicht ab. Vor mehr als einem Jahr begann das Dilemma, immer wieder fallen seitdem Hersteller aus. Betroffen sind unterschiedliche Stärken, Darreichungsformen und Packungsgrößen. Derzeit muss Johnson & Johnson passen: Für die Selbstmedikation fehlen Dolormin extra und Migräne in einzelnen Varianten.

So fehlt es derzeit in Apotheken an Dolormin extra zu 20 und 50 Filmtabletten sowie Dolormin Migräne zu 30 Stück. Über den Großhandel ist keine Ware erhältlich. Die Antwort von Johnson & Johnson fällt knapp aus: „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung, können aber zu diesem Zeitpunkt keine detaillierten Informationen dazu geben.“

Außerdem fehlen für die Selbstmedikation derzeit Ibu 400 Akut 1A Pharma zu 50 Stück und die retardierten verschreibungspflichtigen Varianten zu 800 mg von Zentiva und Aliud. Zentiva hat den Engpass beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldet. Bis September wird es voraussichtlich keine neue Ware geben. Ibuprofen 600 von Aliud fehlt voraussichtlich bis Oktober.

Grund für den Engpass war der Hurricane „Harvey” im Jahr 2017, der in den USA zu Stromausfällen und in der Folge zu Produktionsausfällen führte. Betroffen war eine von weltweit sechs Ibuprofen-Fabriken – BASF in Bishop, Texas. Seit 1992 wird dort Ibuprofen produziert. Das Werk ist mit einer Kapazität von 5000 Tonnen pro Jahr einer der führenden Produzenten von Ibuprofen weltweit; rund ein Sechstel des globalen Bedarfs kommt von BASF. 2021 will der Konzern in Ludwigshafen eine weitere Anlage in Betrieb nehmen. Daran ändern auch die massiven Einsparpläne nichts.

Eigentlich sollte der Ausfall des Ibuprofen-Werks von BASF in Bishop nur drei Monate dauern. Ende Januar hatte der Konzern dann die mechanische Inbetriebnahme der Anlage erfolgreich abgeschlossen. Im nächsten Schritt wurden die Geräte und Verbindungen gereinigt. Alleine 25 Kilometer lang sind die Pipelines zwischen den einzelnen Einheiten, dazu kommen rund 150 Geräte, die für die Ibuprofen-Produktion notwendig sind. Entsprechend aufwändig waren die Kontroll- und Wartungsarbeiten. 350 zusätzliche Mitarbeiter waren beim Chemiekonzern damit beschäftigt, den Standort wieder ans Netz zu bekommen. Ab September soll dann nicht nur die bisherige Kapazität wieder erreicht werden, sondern zusätzliche Volumina produziert werden können.

Die anderen fünf Ibuprofen-Produzenten des Wirkstoffes (Active Pharmaceutical Ingredient, API) für den Weltmarkt sind derzeit Hubei Granules-Biocause und Shandong Xinhua aus China, Solara und IOLPC aus Indien sowie SI Group aus den USA. Die Marktanteile sind annähernd gleich verteilt, was für die Auslastung der gesamten Kapazitäten spricht. Jede der sechs Fabriken produziert zwischen 10 und 20 Prozent des gesamten Weltmarkts.

BASF ist nicht der erste Ibuprofen-Lieferant, bei dem die Produktionsstrecken über längere Zeit stillstehen. 2012 gingen bei Albemarle im Werk in Orangeburg, South Carolina, aufgrund eines Stromausfalls die Lichter komplett aus. Am Standort, an dem 300 Mitarbeiter beschäftigt sind und der jährlich rund 5200 Tonnen Ibuprofen liefert, musste in der Folge die Elektrizität umfassend erneuert werden. Später lag die Produktion noch zweimal kurzfristig wegen Bränden still. Seit 2014 gehört die Fabrik zur SI Group, die vom Finanzinvestor SK Capital Partners übernommen wurde.

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