„Werde in diesem Wahlkampf keine Werbung machen“

DocMorris-Werbung: CDU-Apotheker legt sich mit der eigenen Partei an

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Berlin -

Die DocMorris-Werbung im aktuellen CDU-Mitgliedermagazin zieht weiter ihre Kreise. Mittlerweile ist sogar Generalsekretär Paul Ziemiak im Bilde, wie sehr sich viele Apotheker – eigentlich einst Stammklientel der Christdemokraten – auf den Schlips getreten fühlen. Mitverantwortlich dafür ist Apotheker Hermann Eiken aus Lathen im Emsland. Das langjährige CDU-Mitglied protestierte bei seinen Parteifreunden, der Wahlkreiskandidatin und der Geschäftsstelle der Bundes-CDU. Er fordert, dass sich die Partei bei der Abda entschuldigt.

Die Union kann es nicht lassen: Dieses Gefühl schleicht sich mittlerweile auch bei vielen Apothekern in der Partei ein, nachdem sie bereits mehrmals in ihren Publikationen – und sogar auf den Gesichtern der drei Kandidaten für ihren Vorsitz – für den Hollandversender geworben hat. Besonders die letzte ganzseitige Werbung im aktuellen Mitgliedermagazin hat Eiken auf die Palme gebracht: „Da werde ich im Heft dazu aufgefordert, als Mitglied kräftig Wahlwerbung für die CDU zu machen und die CDU selbst lässt eine Seite weiter für DocMorris werben“, erzählt er. „Das hat mich aufgeregt.“

Für ihn selbst stellt sich durch den wahrgenommenen Affront auch die Frage nach seiner politischen Heimat: Seit 40 Jahren ist er CDU-Mitglied, hat sich jahrzehntelang in der Lokalpolitik engagiert, nicht nur als Gemeinderat, sondern zuletzt auch als stellvertretender Samtgemeindebürgermeister. „Ich war 35 Jahre für die CDU politisch aktiv und habe erst zur letzten Bundestagswahl aufgehört“, sagt er.

Es war das Jahr 2017, in dem er begann, kürzer zu treten. Die 1979 von ihm gegründete Brunnen-Apotheke in Lathen übergab er im selben Jahr an seine Tochter Alexandra Hebbelmann und arbeitet seitdem als Angestellter bei ihr mit – ein klassischer Familienbetrieb im besten Sinne also. Doch für die ist es in der Apothekenbranche der vergangenen Jahrzehnte zunehmend schwieriger geworden – nicht zuletzt wegen der Politik der CDU.

Eiken behielt seinen Frust deshalb nicht für sich und wandte sich in klaren Worten sowohl an die Bundestagsabgeordnete und -kandidatin seines Wahlkreises, Gitta Connemann, den EU-Parlamentsabgeordneten seines Wahlkreises, Jens Giesecke, sowie die CDU-Geschäftsstelle in Berlin. Keine der drei Ansprechstationen ist ihm fremd, Connemann und Gieseke kenne er seit langem, sagt er.

Und Eiken wurde ihnen gegenüber auch entsprechend deutlich: „Wenn ich so eine Werbung in ‚meinem‘ Mitgliedermagazin lese, und dann noch zur Mitarbeit aufgefordert werde, im #TeamCDU aktiv zu werden, dann sträuben sich bei mir die Haare, und ich muss mir wirklich überlegen, ob ich bei der CDU noch im richtigen Boot bin“, heißt es in der Mail, die APOTHEKE ADHOC vorliegt. „Es ist ja nicht das erste Mal, dass die CDU für einen Arzneimittelversender wirbt, der in Deutschland nie eine Zulassung als Apotheke erhalten würde und somit eigentlich gar keine Arzneimittel vertreiben dürfte.“ Doc Morris nutze „auf unverschämte Weise EU-Rechtslücken aus“, um ohne regelgerechte Aufsicht und Zulassung – wie sie deutschen Apotheken vorgeschrieben ist – mit Arzneimitteln zu handeln. „DocMorris war und ist keine Apotheke im apothekenrechtlichen Sinn“, erklärt er den Parteifreunden, um sie kurz darauf zu fragen, ob denn die deutschen Apotheken und ihre Mitarbeiter, PKA, PTA, Apotheker und Apothekerinnen, die ihre Arbeit nach gesetzlichen Vorgaben sauber verrichten und hier Steuern bezahlen, „doof und dumm“ seien.

Anscheinend werde seine Kritik von relevanten Stellen in der CDU nicht zur Kenntnis genommen und bereut, so dass beim nächsten Mal genauer hingeschaut wird, mutmaßt er und wird sarkastisch: „Was so ein kleiner, emsländischer Wald- und Wiesenapotheker aus Lathen schreibt, kann man getrost im Papierkorb entsorgen“, so Eiken. „Für mich ist klar, ich werde in diesem Wahlkampf keine Werbung für die CDU machen. Erst wenn die Unterstützung der CDU für die ausländischen, widerrechtlich bevorzugten, von Scheichtümern finanzierten Konkurrenten der deutschen Apotheken in ihre Schranken verwiesen werden, werde ich mir wieder Gedanken machen, der CDU zu helfen. Meinen Mitgliedsbeitrag werde ich auf das Notwendigste reduzieren. Ich hoffe, nicht der CDU Adieu sagen zu müssen, dafür hänge ich zu sehr an ihr.“

Doch immerhin: Direkt im Papierkorb landete sein Anliegen nicht. Er erhielt Rückmeldung von Connemann, Gieseke und Adrian Sonder, dem Bürochef von CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak. In Gesprächen habe er seinen Standpunkt, dass die CDU die Apotheker nicht verraten dürfe, klargemacht – und sogar Verständnis erhalten. In der CDU-Geschäftsstelle nehme man den Verdruss der Vor-Ort-Apotheker über die DocMorris-Werbung durchaus wahr, so die Aussage. Connemann distanzierte sich schriftlich: Sie sei für die gebuchte Werbung nicht zuständig, es sei ihr aber „immer ein Herzensanliegen“ gewesen, sich für die Vor-Ort-Apotheken einzusetzen. Immerhin die Geschäftstelle der CDU konnte sich schlecht rausreden. An sie stellte Eiken eine klare Forderung: Sie habe sich bei der Abda als Vertretung der Vor-Ort-Apotheken zu entschuldigen. Ob sie das allerdings auch getan hat – darüber habe er bis jetzt nichts gehört.

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